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Progesteron für die Wechseljahre Weniger Hitzewallungen, besserer Schlaf

Progesteron für die Wechseljahre: Rothaarige Frau mit schwarzer Brille sitzt in einem Café
© sepy / Adobe Stock
Mit dem Hormon Progesteron, auch Gelbkörperhormon genannt, lassen sich bestimmte Beschwerden der Wechseljahre lindern. Was diese Therapie von anderen unterscheidet und in welchem Fall sie besonders hilfreich sein kann, erfährst du hier.

Inhaltsverzeichnis

Eine Hormontherapie kann die körperlichen und seelischen Auswirkungen der enormen Hormonumstellung in den Wechseljahren für Frauen erträglicher machen. Daher spielt auch Progesteron in den Wechseljahren eine wichtige Rolle. Hier erklären wir die konkreten Zusammenhänge.

Zum Glück leiden nicht alle Frauen, die in die Wechseljahre (ins Klimakterium) kommen, unter Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen. Die Erfahrung zeigt, dass etwa ein Drittel der Frauen kaum beeinträchtigt wird von den großen hormonellen Umstellungen, die in ihrem Körper in diesem Lebensabschnitt nun einmal natürlicherweise stattfinden. Aber manche Frauen eben doch. Je nachdem, unter welchen Symptomen sie leiden und wie stark, stehen verschiedene Wege zur Linderung zur Verfügung (weitere Informationen liefert unser Artikel zu Wechseljahresbeschwerden).

Warum ist Progesteron in den Wechseljahren von Bedeutung?

Um die Frage zu beantworten, müssen wir zunächst die Aufgabe von Progesteron im weiblichen Körper erklären: 

Die weiblichen Sexualhormone Östrogen und Gestagen werden in den Eierstöcken (Ovarien) produziert. Als Botenstoffe steuern sie den Monatszyklus und damit die Fruchtbarkeit einer Frau. Gestagene sind die Gegenspieler des Östrogens und Progesteron ist ein Gestagen – ein natürliches Gestagen. Es wird auch Gelbkörperhormon genannt, denn nach dem Eisprung wird aus dem geleerten Eibläschen (Follikel), also der leeren Eihülle, der Gelbkörper (Corpus luteum). Und der produziert Progesteron. 

Dieses Hormon bereitet unter anderem die Gebärmutter auf die Einnistung der befruchteten Eizelle vor und wird benötigt, um die Schwangerschaft aufrecht zu erhalten. Frauen mit einer Gelbkörperschwäche sind oftmals ungewollt kinderlos.

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Schon ein paar Jahre vor der Menopause, der letzten Regelblutung einer Frau, wird der Zyklus unregelmäßiger, weil ihre Eierstockfunktion langsam nachlässt. Im Schnitt geschieht das in einem Alter zwischen 40 und 45 Jahren. Es findet nicht mehr in jedem Zyklus ein Eisprung statt. Dann entsteht aber auch kein Gelbkörper aus der leeren Hülle der Eizelle und es wird somit kein Progesteron (Gelbkörperhormon) ausgeschüttet. In der zweiten Zyklushälfte bleibt der Progesteronspiegel niedrig, der Östrogenspiegel aber noch normal.

Wie äußert sich eine Gelbkörperschwäche mit niedrigem Progesteronspiegel?

In dieser Phase, der Prämenopause, können daher bereits Beschwerden auftreten, die durch einen Progesteronmangel bedingt sind, unter anderem diese:
- Unregelmäßige Periode
- Stimmungsschwankungen, ungewohnte Reizbarkeit
- Schlafstörungen
- Depressive Verstimmungen, Ängste
- Fehlende Konzentration, "Brainfog"

Jetzt kann bioidentisches Progesteron das Defizit ausgleichen und die Symptome deutlich bessern. "Solange noch ein halbwegs regelmäßiger Zyklus besteht, treten die Beschwerden vorzugsweise in der zweiten Zyklushälfte auf", erklärt der Frauenarzt Dr. Harry Tschebiner, Leiter des Menopause-Zentrum-München, im Gespräch mit BRIGITTE. "Deshalb sollte das Progesteron dann gegeben werden, um auch den Menstruationszyklus zu stabilisieren. Sinkt nach einiger Zeit auch der Östrogenspiegel, so wird der Abstand zwischen den Blutungen immer länger, bis diese ganz ausbleiben. Jetzt kann Progesteron auch kontinuierlich eingenommen werden." 

Wie wird Progesteron eingenommen?

Progesteron ist in Kapselform in Apotheken erhältlich. "Die Kapsel kann geschluckt werden, aber auch vaginal und gegebenenfalls rektal eingeführt werden – je nachdem, was die Frau in der Anwendung angenehmer findet", sagt Dr. Harry Tschebiner. In seltenen Fällen kommt es vor, dass die Behandlung nicht vertragen wird. Dann kann deine Gynäkologin oder dein Gynäkologe in speziellen Apotheken eine Progesteron-Creme zur Anwendung über die Haut als Rezeptur herstellen lassen. Die Kosten dafür werden allerdings, wie bei der BHT (siehe unten) nicht von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet.

Was sind bioidentische Hormone?

Im Zusammenhang mit der Hormonbehandlung in den Wechseljahren hört und liest man immer wieder von natürlichen, bioidentischen Hormonen. Natürliches Progesteron, aber auch andere Hormone, werden aus der Yamswurzel gewonnen. Es gleicht dem jeweiligen körpereigenen Hormon und wird daher auch bioidentisch oder naturidentisch genannt.

Grundsätzlich sind natürliche Hormone von synthetisch hergestellten Hormonen zu unterscheiden. "Synthetische Gestagene machen zum Beispiel einen etwas stabileren Zyklus als bioidentisches Progesteron", erklärt Frauenarzt Dr. Harry Tschebiner. "Bioidentische Hormone haben dagegen weniger Nebenwirkungen, ihr Risiko ist etwas geringer", so der Hormonexperte. Hat man die Wahl, empfiehlt er daher gerne bioidentische Hormone. Aber wenn die Wirkung ausbleibt oder nicht ausreicht, müssen die Ärztin oder der Arzt manchmal auch auf synthetisch hergestellte Hormone zurückgreifen. "Die Art der Behandlung sollte immer mit der Patientin abgestimmt werden", betont Dr. Tschebiner.

Spezialfall BHT

Vielleicht hast du schon einmal den Begriff Bioidentische Hormontherapie (BHT) gehört oder gelesen. Hierunter wird häufig eine Behandlung mit bioidentischer Progesteroncreme verstanden, die meist von Heilpraktikern oder naturheilkundlich orientierten Ärzt:innen propagiert und verordnet wird und in der Apotheke individuell angemischt werden muss. Diese wird von den gesetzlichen Krankenkassen nicht erstattet, das heißt, die monatlichen Kosten von bis zu 100 Euro trägt die Frau selbst.

Dagegen ist bioidentisches Progesteron, das im Rahmen der Hormontherapie eingesetzt wird, eine Kassenleistung auf Rezept. Die Arzneimittel werden von verschiedenen Pharmafirmen hergestellt.

Welche Rolle spielt Progesteron in den Wechseljahren bei der Hormontherapie?

Bereiten die Wechseljahre mit ihren typischen Symptomen dauerhaft Beschwerden, können Frauenärztinnen und Frauenärzte eine Hormonersatztherapie (HET, HRT) verschreiben. Sie lindert nicht nur die typischen Symptome, wie zum Beispiel Hitzewallungen in den Wechseljahren, Scheidentrockenheit und Schlafstörungen in den Wechseljahren. Mit dem Wegfall der Östrogene im Verlauf der Wechseljahre fehlt auch ein wirksamer Schutzfaktor gegen Herz-Kreislauferkrankungen und auch Osteoporose (Knochenschwund) im weiblichen Organismus. Dem Erkrankungsrisiko wirkt die Östrogensubstitution durch die Hormontherapie dann zusätzlich entgegen.

Die Medizin unterscheidet zwischen der Monotherapie mit Östrogenen und einer Kombinationstherapie aus Östrogen und Gestagen, wie zum Beispiel Progesteron. Für Frauen, die noch eine Gebärmutter haben, ist Progesteron als Ergänzung zum Östrogen für den Schutz der Schleimhaut vor Krebs sehr wichtig. Wenn der Uterus entfernt wurde, also nach einer Hysterektomie (Gebärmutterentfernung), zum Beispiel bei Krebsvorstufen oder gutartigen Wucherungen wie einer Endometriose, entfällt diese Notwendigkeit und es kann auf das Progesteron verzichtet werden – außer es wird zur Behandlung bestimmter Symptome verwendet. 

So kann die Gabe von Progesteron vor allem im Jahr nach der letzten Monatsblutung die typischen Beschwerden wie Hitzewallungen und Nachtschweiß lindern. Das hat eine kanadische Studie kürzlich ergeben. Bei den Frauen, die mikronisiertes Progesteron schluckten, verbesserten sich die genannten Symptome im Vergleich zur Placebo-Gruppe deutlich.

"Eine besondere Situation tritt auf, wenn der Eisprung nicht stattfindet, das Progesteron deshalb niedrig bleibt, aber der Follikel, also das Eibläschen, statt zusammenzufallen, weiter wächst (persistierender Follikel) und immer mehr Östrogen produziert", erklärt Dr. Harry Tschebiner. Dann kommt es zur sogenannten Östrogendominanz, die zusätzlich durch 

  • Brustspannen,
  • Blähbauch
  • und manchmal auch Kopfschmerzen 

gekennzeichnet ist. Die Gebärmutterschleimhaut baut sich immer weiter auf, bis der Follikel doch aufgibt und vergeht. Dann kommt es zu starken und oft langen Menstruationsblutungen, die manchmal sogar zur Eisenmangel-Anämie führen können. "Viele Frauen kennen diese unangenehmen Begleiterscheinungen einer Östrogendominanz in der Perimenopause, der Zeit des Übergangs", sagt der Gynäkologe.

Lese-Tipp: Hier erfährst du genauer, was die Prämenopause, die Perimenopause und die Postmenopause kennzeichnet, warum viele Frauen eine unerklärliche Gewichtszunahme in den Wechseljahren feststellen und worauf es beim Abnehmen in den Wechseljahren ankommt.

Worauf ist bei einer Hormontherapie noch zu achten?

Die Anwendung der Monotherapie mit Östrogen über die Haut, transdermal genannt, etwa über ein Pflaster oder Gel, reduziert das Risikopotenzial der Östrogentherapie, weil der Wirkstoff in diesem Fall nicht über den Verdauungstrakt verstoffwechselt wird.

Das ist wichtig, denn die Gabe von Hormonen gegen Wechseljahrsbeschwerden ist nicht frei von Risiken, in erster Linie geht es um das etwas erhöhte Brustkrebs- und Thromboserisiko. "Bioidentische Hormone verursachen keinen Brustkrebs", betont Dr. Harry Tschebiner. "Aber sie können unter Umständen bereits vorhandene, schlafende Brustkrebszellen wecken." Daher sollte die Hormontherapie immer gründlich zwischen der betroffenen Frau und ihrem Gynäkologen oder ihrer Gynäkologin hinsichtlich des Nutzens und der Risiken besprochen werden und in jedem Fall immer aufs Neue "individuell balanciert" sein, wie der Menopausenexperte es formuliert. Das bedeutet, es muss für jede Frau die richtige Einstellung gefunden werden. Um die HRT optimal zu steuern, geht er in den intensiven Austausch mit seiner Patientin, berücksichtigt die Wirkung der Behandlung zusammen mit den Ergebnissen der regelmäßigen Hormonbestimmungen aus dem Blut. So lässt sich mit minimalem Risiko ein maximaler Behandlungserfolg erreichen.

Quellen:

Brigitte

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