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Bindungsangst Was wirklich hinter der Angst vor Beziehungen steckt

Beziehungsangst: Ein Pärchen, das nur sehr distanziert und zögerlich Händchen hält
© wavebreakmedia / Shutterstock
Bindungsangst – das große Mysterium. Jeder hat schon mal davon gehört, aber so richtig wissen nur Betroffene, was dieses Gefühl bedeutet. Wir erklären, was dahinter steckt.

Inhaltsverzeichnis

Wer das Gefühl selbst nicht kennt, mag Beziehungsangst vielleicht für einen Mythos halten. Oder für eine schlechte Ausrede, um jemandem einen Korb zu geben. Aber tatsächlich sind Bindungsängste für einige Menschen ein echtes Problem. Schließlich sind sie meist kaum zu kontrollieren und nur schwer in den Griff zu bekommen – genau wie andere Phobien.

Doch während wir einer Spinne oder Höhe im Alltag noch ganz gut ausweichen können (ohne diese Ängste jetzt verharmlosen zu wollen – die können auch zu großen Beeinträchtigungen führen!), wirkt sich Bindungsangst oft auf das ganze Leben der Betroffenen aus – und natürlich auf das der Menschen, die sie lieben.

Symptome: Wie verhält sich jemand mit Bindungsangst?

Betroffene haben nicht vor einer konkreten Sache Angst, sondern wiederum vor diversen Gefühlen und vor einem komplexen Konstrukt: "Beziehung". Tja, und wie vielschichtig und umfangreich so eine Beziehung ist, wissen sicher auch die Singles unter uns nur allzu gut. 

Allerdings: Die meisten Bindungsängstlichen spüren ihre Furcht nicht bei allem, was eine Partnerschaft ausmacht. Liebe, Wertschätzung, Sex, verlässliche Bezugspersonen – das braucht jeder Mensch, egal, ob mit oder ohne Beziehungsangst.

Was aber Menschen mit Bindungsangst oft in Panik versetzt, sind Beziehungselemente wie:

  • Nähe
  • Verbindlichkeit
  • Eifersucht
  • Exklusivität
  • Langfristigkeit

Auf solche "Trigger" reagieren Menschen mit Bindungsangst typischerweise mit Abweisung und Distanz. Statt einer exklusiven Partnerschaft schlagen sie dann vielleicht eine unverbindliche Mingle-Beziehung vor, in der Hoffnung, die andere Person zumindest nicht ganz zu verlieren. 

Was sind die Gründe und Ursachen für Bindungsangst?

In der Regel wird die Angst von negativen Bindungserfahrungen ausgelöst. Sei es, dass die eigenen Eltern früher ständig gestritten haben, als man noch Kind war. Oder schmerzhafte Erlebnisse mit einem:einer Ex-Partner:in: Von Fremdgehen und Seitensprung über Gewalt in der Beziehung bis Kontrollwahn und krankhafter Eifersucht (kommt dir bekannt vor? Wie du Eifersucht bekämpfen kannst, verraten wir dir hier) – all solche schwerwiegenden Beziehungsprobleme und Erfahrungen können Menschen und ihren Gefühlen übel mitspielen und Bindungsängste auslösen. 

Auch wer den Schmerz einer einschneidenden Trennung nicht überwunden hat und im Anschluss nicht alle Trennungsphasen durchlaufen konnte, kann sich schwer damit tun, sich auf etwas Neues einzulassen. Dann beruht die Bindungsangst zwar eher auf einer Trennungs- oder Verlustangst, aber sie hat den gleichen Effekt: Betroffene bleiben unnahbar, halten sogar zu Bezugspersonen emotional Distanz – und können sich die Partnersuche im Grunde gleich klemmen. Denn sich trotz Bindungsangst auf eine Beziehung einzulassen, wird vermutlich mehr Probleme und Schmerz für beide Beteiligten verursachen als irgendetwas sonst.

Doch es müssen nicht immer besonders emotionale Erfahrungen sein, die Angst vor Beziehungen auslösen. Im Video siehst du weitere Gründe, warum sich viele Singles nicht auf Verbindlichkeiten einlassen. 

Beziehungsangst: Pärchen am Strand

Wie kann man Bindungsangst überwinden?

Ganz so einfach ist das leider nicht – Höhenangst verschwindet ja in der Regel auch nicht durch einfache Konfrontation. Je länger Menschen mit Bindungsangst Single oder Mingle sind, umso mehr setzen sich diese Gefühle im Zusammenhang mit Bindung in ihnen fest. Schließlich funktioniert ihre Strategie der Vermeidung ja an sich ausgezeichnet: keine Beziehung, keine Trennung, kein Schmerz (aber eben auch keine Nähe, keine Liebe, keine Vertrautheit).

Wer bei sich Anzeichen für Bindungsangst feststellt, sich aber eigentlich eine Partnerschaft wünscht (und vielleicht sogar seit längerem auf Partnersuche ist), sollte daher tatsächlich lieber eine Psychotherapie in Betracht ziehen, als auf Konfrontationskurs zu gehen – denn sonst werden am Ende vermutlich gleich zwei Menschen verletzt. Hier findest du weitere Informationen, wie du eine Bindungsangst überwinden kannst.

Bindungsangst: Wie sollte ich mich als Partner oder Partnerin verhalten?

Wenn du mit einer bindungsängstlichen Person zusammen bist, bedeutet das nicht, dass eure Beziehung keine Zukunft hat. Du kannst deinen Liebsten oder deine Liebste auf verschiedenen Wegen unterstützen. Das Wichtigste ist Verständnis – denn Bindungsphobiker:innen haben sich ihr Verhalten nicht ausgesucht und leiden selbst darunter. Trotz allem solltest du deine persönlichen Bedürfnisse nicht in den Hintergrund stellen. Sei dir darüber im Klaren, dass du nicht die Rolle der:des Psychotherapeut:in übernimmst. Du kannst mit deiner oder deinem Partner:in den Weg gehen – an sich arbeiten muss er:sie aber selbst. Letztendlich musst du für dich selbst entscheiden, ob eure Liebe eine Chance hat oder du dir die Frage stellst: Soll ich Schluss machen? Eine unglückliche Beziehung stellt weder dich noch deine:n Partner:in zufrieden.

joe / sus Brigitte

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