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Bindungsangst überwinden Tipps, wie du deine Angst vor Beziehungen überwinden kannst

junge Frau tanzt in der Natur vor einem See
© Anna Malgina/Stocksy / Adobe Stock
Die Angst vor einer Partnerschaft ist keine Seltenheit. Wie aber lässt sich eine Bindungsangst überwinden? Und wie geht man mit bindungsängstlichen Menschen in Beziehungen um?

Inhaltsverzeichnis

Der Mensch ist ein soziales Lebewesen. Wir brauchen zwischenmenschliche Kontakte und emotionale Beziehungen. Sind wir traurig oder fühlen wir uns krank, so reicht oft schon die Anwesenheit einer uns nahestehenden Person, eine Umarmung oder ein Gespräch. Emotionale Bindungen begleiten uns seit unserer Kindheit und sind bis in das hohe Erwachsenenalter wichtig für die Selbstentfaltung sowie die soziale und emotionale Entwicklung. Überdies wurde im Rahmen einer Studie erforscht, dass emotionale Bindungen positive Effekte auf die Lebenserwartung haben.

Was viele von uns unterschätzen: Emotionale Bindungen gehören zu unseren Grundbedürfnissen. Sie sind damit also genauso wichtig wie die Nahrungsaufnahme oder der Schlaf. Insbesondere durch unsere Bindung als Kleinkind zu unseren primären Bezugspersonen – in der Regel also zu unseren Eltern – wird unser Bindungsverhalten geprägt. Ab unserem Jugendalter verliert diese Beziehung an Bedeutung und Liebesbeziehungen rücken als Bedürfnisbefriedigung von Geborgenheit in den Vordergrund. Bindungen sind demnach lebenslang wichtig für unser Wohlbefinden. Trotzdem sind Bindungsängste keine Seltenheit. Wie entstehen sie und auf welche Weise kann man Bindungsangst überwinden?

Wie entsteht die Bindungsangst?

Um Bindungsangst überwinden zu können, müssen wir ihre Ursache erkennen. Nur wenn wir die Auslöser für unsere Probleme erforschen, können wir sie auch lösen. Diese Gründe sind individuell und nicht alle hier genannten Ursachen müssen auf dich zutreffen. Vielleicht findest du dich aber in dem einen oder anderen Punkt wieder.

  • Bindungserfahrungen in der Kindheit: Wie eingangs erwähnt, durchleben wir seit unserer Geburt zwischenmenschliche Bindungen. Diese Erfahrungen formen unseren Bindungstyp. Wurden wir in unserer Kindheit vernachlässigt, können wir eine Angst vor emotionaler Nähe oder Ablehnung entwickeln und wollen mit allen Mitteln emotional unabhängig bleiben.
  • Vergangene Beziehungen können ebenfalls unser Bindungsverhalten verändern und zu einer Angst vor Beziehungen führen. Wurden wir von einem geliebten Partner oder einer geliebten Partnerin verlassen, hintergangen oder stark verletzt, so kann es uns aus Selbstschutz künftig schwerer fallen, Nähe zuzulassen.
  • Geringes Selbstvertrauen: Vielen von uns fällt es schwer, sich selbst zu lieben. Und wenn wir uns selbst nicht mögen, stellen wir die Liebe des Partners oder der Partnerin ständig infrage. Wir können diese Liebe nicht akzeptieren und lassen sie daher gar nicht erst an uns heran. Wir belasten die Beziehung aufgrund unserer Zweifel.
  • Soziale Medien und Dating-Apps: Bindungsangst ist keine Seltenheit, insbesondere in der heutigen Zeit. Durch die sozialen Medien und Dating-Apps haben die Menschen viele Möglichkeiten. Und je mehr Möglichkeiten man hat, desto schwieriger ist es, eine Entscheidung zu treffen. Selbst Menschen, die in einer festen Beziehung leben, haben Schwierigkeiten, in dieser zu bleiben. Diejenigen, die Angst vor einer festen Bindung haben, sind oft von dem Gedanken geplagt, dass sie eine bessere Situation verpassen könnten oder dass es da draußen vielleicht eine:n bessere:n Partner:in für sie gebe.

Mehr über die Anzeichen und Ursachen von Bindungsangst liest du hier.

Tipps, wie du deine Bindungsangst überwinden kannst

In der Regel lässt sich eine Bindungsangst überwinden – sofern wir das wollen. Manche Menschen möchten einfach keine feste Beziehung eingehen und das ist völlig legitim. Ist das der wahre Wunsch dieser Person, so spricht man nicht von einer Bindungsangst. Wenn ein Mensch hingegen Wert auf eine Beziehung legt und diese auch will, aber von den eigenen Ängsten überwältigt wird, so handelt es sich um eine Bindungsphobie, die mit verschiedenen Methoden überwunden werden kann. Wie bei allen Phobien muss der Wunsch, die Angst zu überwinden, stark sein. Wie also kann man eine Beziehungsangst überwinden? Die folgenden sechs Tipps können dir helfen.

  1. Erkenne die Ursache. Wenn du deiner Beziehungsphobie den Kampf ansagen willst, solltest du dich mit den Auslösern vertraut machen. Wann ist deine Angst vor Nähe entstanden? In deiner Kindheit? In einer vergangenen Beziehung? Oder spielt dein Selbstwert eine wichtige Rolle? Vielleicht notierst du dir die Dinge, die dir dazu einfallen.
  2. Der Bindungsangst stellen. Die eigene Angst vor Beziehungen zu akzeptieren, ist mitunter der wichtigste Schritt, um eine Beziehungsangst zu überwinden. Mache dich mit der Frage vertraut, welche Ängste real sind und welche vielleicht nur in deinem Kopf existieren. Gibt es vielleicht Erfahrungen, die therapeutisch aufarbeitet werden müssten?
  3. Bedürfnisse reflektieren. Welche Art von Beziehungen wünschst du dir? Oft kennen wir gar nicht alle Beziehungsmodelle, sondern sind gefangen in den Beziehungsmustern, die uns der Großteil der Gesellschaft vorlebt. Reflektiere deine vergangenen Beziehungen und schreibe auf, was gut daran war und was dir fehlte. So wirst du Schritt für Schritt erkennen, welche Art von Beziehung du führen möchtest. Falls du keine Erfahrungen in Sachen Liebesbeziehung hast, kannst du ebenfalls aufschreiben, welche deiner Bedürfnisse unbedingt erfüllt werden müssen.
  4. Übung. Dich deinem Umfeld gegenüber zu öffnen, kann eine erste Übung sein, um Bindungen zuzulassen. Denn genauso wie Liebesbeziehungen schaffen freundschaftliche Verbindungen Vertrauen und Nähe. Wenn du erkennst, dass es Menschen in deinem Freundeskreis gibt, die nicht trotz, sondern wegen deiner Schwächen zu dir halten, wieso sollte das dann nicht auch in romantischen Beziehungen funktionieren?
  5. Selbstwertgefühl stärken. Ohne die Liebe zu uns selbst, wird es uns schwerfallen, gesunde Beziehungen ohne Bindungsangst oder Verlustangst zu führen. Liebesbeziehungen sind nicht da, um uns zu retten, oder um Minderwertigkeitskomplexe zu lösen. Mithilfe von Achtsamkeitsübungen oder Sport kannst du dir selbst näherkommen und deinen wahren Wert erkennen.
  6. Therapie. Nicht alles, was uns beschäftigt, können wir mit uns selbst ausmachen. Das ist auch gut so. Denn dafür gibt es Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen. Egal, ob du in einer dysfunktionalen Familie aufgewachsen bist, dein Urvertrauen abhandengekommen ist oder eine toxische Beziehung hinter dir liegt – du musst nicht allein mit den Auswirkungen kämpfen. Heutzutage gibt es großartige Hilfe in Form von Therapien, die dir dabei helfen können, Geschehenes aufzuarbeiten.

Wird eine Therapie zur Hilfe benötigt, um die Bindungsangst zu überwinden?

So viel vorweg: Eine Therapie kann nie die falsche Entscheidung sein. Im Laufe unseres Lebens werden wir mit so vielen Problemen, Traumata, Verletzungen und anderen prägenden Erlebnissen konfrontiert, dass es nur bereichernd sein kann, all das auf eine professionelle Art und Weise aufzuarbeiten. Es ist nicht schwer, sich in unserer Leistungsgesellschaft selbst zu verlieren und Muster zu entwickeln, mit denen wir uns und unserem Glück selbst im Weg stehen. Auch wenn du deine Bindungsangst überwinden willst, kann eine Therapie Türen öffnen, die du allein oder mithilfe deiner Freund:innen gar nicht erst gefunden hättest. Eine Psychotherapie ist selbstverständlich kein Muss. Du entscheidest dich dafür, weil du es willst. Und indem du dir dabei selbst näherkommst, wirst du auch anderen Menschen näher sein.

Was tun, wenn man eine bindungsängstliche Person liebt?

Du hast das Gefühl, dass dein Partner oder deine Partnerin bindungsängstlich ist? Das muss nicht bedeuten, dass eure Beziehung vor dem Aus steht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie du deine Liebste oder deinen Liebsten unterstützen kannst. Wichtig ist, Bindungsphobikern zu zeigen, dass sie in Ordnung sind, wie sie sind. Zeige Verständnis und sei umsichtig – ohne deine eigenen Bedürfnisse dabei zu vergessen. Wir können Menschen nicht ändern. Wir können ihnen aber dabei helfen, die Veränderung zu sein, die sie gerne wären. Sei dir aber auch darüber im Klaren, dass du nicht die Rolle der Therapeutin oder des Therapeuten übernimmst. Falls ihr komplett unterschiedliche Bindungstypen seid, wird es schwierig, auf einen Nenner zu kommen. Wenn dein Partner oder deine Partnerin allerdings seine, beziehungsweise ihre Beziehungsangst überwinden möchte, kannst du diesen Weg mit ihm:ihr gehen. An sich arbeiten muss er:sie aber allein. Schlussendlich musst du für dich selbst entscheiden, ob eure Liebe eine Chance hat oder die Bindungsphobie Beziehungsprobleme, wie zum Beispiel das Nähe-Distanz-Problem, auslöst. Eine unglückliche Beziehung stellt weder dich noch deine:n Partner:in zufrieden.

Verwendete Quellen:

  • "Bindung im Erwachsenenalter: Ein Handbuch für Forschung und Praxis" von Gabriele Gloger-Tippelt, 2011
  • "Social Relationships and Mortality Risk: A Meta-analytic Review", journals.plos.org, 2010
  • "Can a Person Overcome Commitment Phobia?", psychologytoday.com, Stand: Januar 2023
  • "Auswege aus der Bindungsangst – für Betroffene", stefaniestahl.de, Stand: Januar 2023
Brigitte

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