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Verlustangst Wie man die Angst vorm Verlassenwerden überwindet

Verlustangst erkennen und überwinden: junge Frau am Fenster
© nicoletaionescu / Adobe Stock
Verlustangst belastet eine Beziehung stark. Woran ihr sie erkennt und was ihr dagegen tun könnt, verraten wir hier.

Inhaltsverzeichnis

Manche Situationen können uns Angst machen, auch die Befürchtung, einen geliebten Menschen zu verlieren kann uns ganz schön bange machen. Kommt diese Situation häufiger vor oder denkst du ständig daran, dass dein Partner oder deine Partnerin dich verlassen könnte, kann auch Verlustangst dahinterstecken.

Das steckt hinter Verlustangst

Ängste zu haben, ist ganz natürlich und manchmal überlebenswichtig. Doch wann wird das Normalmaß der Angst in einer Beziehung überschritten? Wer unter Verlustangst leidet, befürchtet ständig, dass ihn sein:e Partner:in verlassen könnte – dabei muss dieses Risiko gar nicht mal wirklich vorliegen. Auch die Angst, von dem:der Partner:in nicht mehr geliebt oder anerkannt zu werden, kann auftreten. Das Verlieren des Partners, beziehungsweise der Partnerin wird als existenziell wahrgenommen, sprich derjenige traut sich nicht zu, mit dem Verlust umzugehen und ohne diesen Menschen weiterleben zu können ("Ohne dich kann ich nicht leben").

Verlustangst tritt nicht immer nur in Partnerschaften auf, auch in Beziehungen mit Freunden, der Familie oder den eigenen Kindern kommt sie vor.

Das können Zeichen von Verlustangst sein

  • Ungesunde Eifersucht: Wie viel Eifersucht ist normal? Das kommt ganz auf die Beziehung und die Geschichte an. Nimmt die Eifersucht überhand (Kontrollzwang, auch heimliches Kontrollieren, Selbstzweifel, häufiges Grübeln über die Partnerschaft), kann das auf Verlustängste hindeuten.
  • Klammern: Um den:die Geliebte:n nicht zu verlieren, klammert sich der:die Betroffene mit aller Macht an den:die Partner:in. Gibt vielleicht auch schnell seine:ihre eigene Unabhängigkeit auf und richtet das eigene Leben nach dem:der Partner:in aus.
  • Bindungsangst: Ja, es gibt auch den anderen Fall, nämlich dass jemand mit Verlustangst, Beziehungen gleich aus dem Weg geht. Warum? Um gar nicht in die Situation zu kommen, in denen derjenige einen geliebten Menschen verlieren könnte. (Hier verraten wir dir noch mehr über Beziehungsangst.) 
© Brigitte

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Was triggert Verlustangst?

Die Verlustangst entsteht häufig im Kindesalter durch einschneidende Erlebnisse, z. B der Verlust einer Bezugsperson. Das Kind wird in diesem Zuge dann nicht ausreichend von den Eltern (oder Elternteil) unterstützt bzw. es wird ihm nicht beigebracht, richtig damit umzugehen und es zu verarbeiten. Im Laufe des Lebens machen wir mehr und mehr Erfahrungen – auch negative – die unbewusst dazu beitragen können, dass wir solche Ängste wieder und wieder bestätigt bekommen und diese sich verfestigen (z. B. die beste Schulfreundin zieht weg, Trennung von der Jugendliebe, usw).

So kann es passieren, dass derjenige schnell das Gefühl bekommt, Menschen würden ihn immer wieder verlassen wollen – und versucht es mit eigenen Strategien zu unterbinden (siehe dazu die Zeichen von Verlustangst). Das jedoch kann dazu führen, dass diese Menschen sie erst recht verlassen, denn trotz Beziehung braucht jede:r seine Freiräume und möchte nicht ständig kontrolliert werden. Also tritt genau das ein, was sie eigentlich verhindern wollten. 

Weitere Ursachen für Verlustangst

  • Geringes Selbstwertgefühl
  • Traumatische Erfahrungen in vergangenen Beziehungen
  • unerkannte oder nicht behandelte Depressionen

Unterschied zwischen Verlustangst und Eifersucht

Eifersucht alleine sagt noch nichts darüber aus, ob Verlustangst besteht, sondern gehört im Normalfall zum Leben dazu. Wird die Eifersucht krankhaft, ist das jedoch belastend für alle Betroffenen – also mindestens den beiden Partnern, manchmal aber auch für das engere Umfeld. Überfürsorglichkeit und Kontrollverhalten, was eigentlich verhindern soll, dass der Partner einen nicht verlässt, zeugt nicht nur von Eifersucht, sondern auch von Verlustangst.

Mehr hilfreiche Tipps gibt es hier: Eifersucht bekämpfen mit diesen Strategien!

3 Möglichkeiten, Verlustangst zu überwinden

Einer der ersten Schritte, ist überhaupt zu erkennen, dass eine Verlustangst vorliegt. Wie schwer diese allerdings ausfällt, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Auch die Art, damit umzugehen. Mögliche Lösungsansätze sind:

  1. Das eigene Verhalten ändern: Hinterfragen des eigenen Verhaltens, kann dabei helfen herauszufinden, dass die Ängste unbegründet sind. Die Unterhaltung des Partners mit der Kollegin ist nicht gleich ein Betrugsversuch! Wenn du unter solchen Ängsten leidest, frage dich, ob es für dich wirklich Gründe gibt, misstrauisch und eifersüchtig zu sein und ob dein ständiges Grübeln dich (und deine Beziehung!) irgendwie weiterbringt. Vielleicht habt ihr auch ein Nähe-Distanz-Problem? Frage dich auch, was wirklich passieren würde, wenn dein Partner dich verließe?! So lernst du mit Trennungsschmerz umzugehen. 
  2. Selbsthilfegruppen: Andere können so manchen eigenen blinden Fleck sehen, der uns verborgen bleibt – sie können uns gleichzeitig dabei eine große Stütze sein, damit umzugehen. In einer Selbsthilfegruppe kannst du mit anderen zusammen schädliche Verhaltensmuster erkennen und daran arbeiten.
  3. Professionelle Hilfe: Bei tiefliegenden Problemen ist psychologische Hilfe durchaus sinnvoll. In einer Therapie soll unter anderem vermittelt werden, wie der:die Betroffene Vertrauen aufbauen kann und welche konkreten Verhaltensänderungen sinnvoll sind.
  4. Um sich selbst kümmern: Verlustangst kann auch mit Co-Abhängigkeit einhergehen. Um sich weniger abhängig in der Partnerschaft zu machen, ist es ratsam, die anderen Lebensbereiche zu füllen – mit Hobbies und Freundschaften zum Beispiel. So fällt es auch leichter, dem Partner oder der Partnerin Freiheiten einzugestehen. Auch dienen diese Aktivitäten der Ablenkung und verhindern, dass wir uns im Gedankenkarussell verlieren. 

Tipps für den:die Partner:in

Wenn du glaubst, dass dein Lebensgefährte oder deine Lebensgefährtin unter solchen Ängsten leidet, kannst du folgende Tipps ausprobieren:

  • Sprich deine Befürchtungen bei ihr:ihm direkt an und schaffe ein Bewusstsein dafür, dass er:sie möglicherweise unter Verlustängsten leidet. Nur so könnt ihr daran ernsthaft arbeiten.
  • Biete an, ihm:ihr dabei zu helfen, schädliche Verhaltensmuster zu erkennen und aufzulösen.
  • Nimm die Ängste ernst, versichere deinem Schatz aber, dass es keinen Grund dafür gibt. Versuche dabei möglichst ruhig und gelassen zu bleiben und Vorwürfe zu vermeiden. 

Weitere Themen, die dich interessieren könnten: Neubeginn nach Trennung, Bindungsangst überwinden und Phasen der Trennung bei Männern.

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