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Platonische Liebe: Viel mehr als Friendzone

Platonische Liebe: Eine Männerhand verschränkt mit einer Frauenhand mit identischen Freundschaftsarmbändern
© BNK Maritime Photographer / Shutterstock
Beim Stichwort Platonische Liebe denken die meisten an Keuschheit, Friendzone und ein paar vielleicht an einen alten Philosophen. Warum das diesem Gefühl nicht annähernd gerecht wird, erfahrt ihr hier.

Keine Sorge! Wir sind mit Sicherheit die letzten, die hier irgendwen zur Enthaltsamkeit überreden oder eine ausweglose Friendzone schön reden wollen. Trotzdem wird es höchste Zeit, mal eine Lanze für die Platonische Liebe zu brechen. Denn bei der geht es um viel mehr als Freundschaft! 

Was ist Platonische Liebe?

Im Prinzip kann der Begriff Platonische Liebe für jede Art von Liebesbeziehung verwendet werden, bei der die erotische Ebene außen vor bleibt. Kein Sex, kein Necking, kein Zungenkuss, keine Lust – aber eben Liebe. Klingt langweilig und unvollständig? Ist es aber nicht! Denn übrig bleibt immer noch die tiefste und innigste Verbindung, die es zwischen zwei Menschen geben kann.

Was die wiederum uns geben kann, jenseits von Sexualität und Erotik, hier noch mal zur Erinnerung:

  • Mut
  • Hoffnung
  • Kraft
  • Selbstvertrauen
  • Intimität
  • Selbstbewusstsein
  • Zärtlichkeit
  • Freude
  • Vertrautheit
  • Sinn 

Und dass auch Mutterliebe eine Form der Liebe ohne jegliche sexuelle Anziehung ist, sei an dieser Stelle nur der Vollständigkeit halber und am Rande kurz erwähnt ... 

Gibt es Platonische Liebe (nur) zwischen Mann und Frau?

Wie für jede Form der Liebe gilt auch für die Platonische: Sie bezieht sich auf Menschen – nicht auf ein Geschlecht.

Allerdings verwenden viele den Begriff Platonische Liebe gezielt, um damit eine tiefe, aber nicht körperliche Beziehung zwischen zwei Menschen zu bezeichnen, von denen man erwarten würde, dass sie Sex oder zumindest sexuellen Kontakt haben. Um damit die Besonderheit zu betonen, dass das eben nicht der Fall ist. 

In dem Fall könnte es Platonische Liebe logischerweise nur zwischen Mann und Frau geben, wenn beide heterosexuell sind, und bei Homosexuellen nur zwischen Mann und Mann beziehungsweise zwischen zwei Frauen. Dass das überhaupt möglich ist – also eine Liebe ohne sexuelle Zärtlichkeiten und Spannung zwischen zwei Menschen, zwischen denen potenziell die Funken sprühen – bezweifeln wiederum einige Leute (und zwar, was man so hört, vor allem Männer). 

Für uns ist das alles Grund genug, die Auffassung zu vertreten, dass Platonische Liebe zwischen allen Menschen entstehen kann – egal, welches Geschlecht und welche Sexualität. Schließlich wäre es sowieso irgendwie strange, Platonische Liebe ausgerechnet über das Merkmal zu definieren, das sie nicht aufweist (körperlicher Part und sexuelle Zuneigung), anstatt sich mit all dem zu befassen, was sie ausmacht (Gefühle, Verbundenheit, geistige Verwandtschaft).

Was unterscheidet Platonische Liebe von Freundschaft?

Platonische Liebe greift grundsätzlich tiefer als die meisten Freundschaften. Über ein "gerne miteinander Zeit verbringen" und "einander mögen und vertrauen" geht sie jedenfalls weit hinaus. Und mit "Freundin adden" oder einer Einladung bei Facebook ist es dabei auch nicht getan. 

Genau wie wahre Liebe, zeichnet sich Platonische Liebe unter anderem dadurch aus, dass sie ...

  • Krisen übersteht
  • bedingungslos ist
  • verzeihen kann
  • hundertprozentig loyal ist
  • oft aber auch Angst auslöst.

(Weitere Zeichen der Liebe und die Erklärungen dazu findest du in unserem zugehörigen Artikel.)

Wenn der Mensch, den du platonisch liebst, verletzt wird, ist es, als würdest du selbst verletzt. Denn Platonische Liebe ist eine Art Seelenverwandtschaft.

(Allerdings handelt es sich bei den Liebenden nicht unbedingt um Dualseelen).

Warum Platonische Liebe – und nicht erotische?

Warum zwei Menschen, die sich aufrichtig lieben, keine körperliche Anziehung füreinander empfinden, kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Zum Beispiel:

  • Die beiden sind Freunde seit frühester Kindheit und sehen sich eher wie Geschwister
  • Sie waren lange Sexpartner, bei denen mit der Zeit oder dem Alter die Lust, aber nicht die Liebe nachgelassen hat
  • Mindestens einer von beiden ist asexuell (hier erfährst du übrigens, was der Unterschied zwischen a- und demisexuell ist)
  • Sie fühlen sich körperlich mehr zu anderen hingezogen
  • Sie möchten sich einfach auf eine Verbindung geistiger Art konzentrieren

Dementsprechend unterschiedlich können platonische Beziehungen natürlich auch aussehen. Einige sind exklusiv und stellen für beide Beteiligten die Haupt-Partnerschaft in ihrem Leben dar, ähnlich wie die symbiotische Beziehung, andere bestehen neben Liebesbeziehungen wie Ehe, Sexpartnerschaft oder Mingle-Sein.

Was aber alle platonischen Beziehungen gemeinsam haben: Streit wegen Sex gibt es in der Regel nicht ...

Was hat Platon mit Platonischer Liebe zu tun?

Natürlich würden wir gerne Platon als Verfechter und Fürsprecher oder sogar "Erfinder" Platonischer Liebe anführen, schließlich war der Philosoph ein verdammt schlauer Mann. Die Wahrheit ist aber: Zu Platons Lebzeiten gab es das uns bekannte Konzept der Platonischen Liebe noch laaaange nicht, denn es entwickelte sich erst ganz langsam während und vor allem nach der Renaissance. 

Auch mit Platons Philosophie hat unser Begriff der nach ihm benannten Liebesform nicht wirklich viel zu tun.

Zwar hat Platon viel und intensiv über die Liebe nachgedacht und geschrieben (übrigens sah er schon damals homoerotische Beziehungen als etwas ganz Natürliches und Normales an – wie gesagt, schlauer Mann!). Doch gerade das Eros, also die körperliche Lust, beschäftigte ihn dabei sehr.

Die eine philosophische These, die erklären würde, warum unser Verständnis von Platonischer Liebe nach dem Philosophen benannt sein muss, hat er selbst jedenfalls nie formuliert. Und wenn er wüsste, dass sein Name heute "nur" noch mit dieser einen Form der Liebe in Verbindung gebracht wird, würde er sich vermutlich zumindest schwer missverstanden fühlen ...

Immerhin: Platon war definitiv ein großer Fan der Liebe und ging sogar davon aus, dass sie uns zu Schönheit, Wahrheit und Erkenntnis führen könnte (womit er weder Orgasmus noch sexuelle Ekstase meinte). Und das kann man als Liebeserklärung ja mal so richtig gut stehen lassen. Und zwar für all ihre Spielarten! 

Videotipp: Wegen dieser Sexstellung gibt's in der Beziehung am häufigsten Streit

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