Unser heutiger Alltag ist durch anhaltenden Stress geprägt, beispielsweise durch eine übermäßige Belastung am Arbeitsplatz oder ein turbulentes Familienleben. Grundsätzlich ist Stress nicht unbedingt schlecht – kurzfristig kann er uns sogar zu Höchstleistungen anspornen und macht uns leistungsfähiger. Hält er jedoch länger an, kann Stress uns krank machen. Auch Schmerz durch Stress ist tatsächlich keine Seltenheit, häufig lassen sich Erkrankungen wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Verspannungen im Nacken nicht auf organische Ursachen, sondern auf Stress zurückführen.
Wie uns dauerhafter Stress schadet
Wenn wir den Stress und den dadurch entstehenden körperlichen Schmerz zu lange ignorieren, kann er chronisch werden. Statt ein akutes Alarmsignal zu sein, das uns sagen soll, dass etwas nicht in Ordnung ist, dauern die Beschwerden immer länger und werden im Zweifel auch immer stärker. Und als ob das allein nicht schon schlimm genug wäre, tendieren viele Menschen auch dazu, den eigentlichen Auslöser – den sogenannten Stressor – zu verdrängen. Das bedeutet: Der Körper reagiert auf Stress durch Schmerz, wir können zwischen beidem aber keinen Zusammenhang herstellen. Vor allem perfektionistische Menschen und solche mit einem hohen Anspruch an sich selbst sind davon häufig betroffen und verdrängen die Belastungssituation eher.
Wie macht sich Stress durch Schmerz bemerkbar?
Stress kann sich durch viele verschiedene körperliche Beschwerden äußern. Die häufigsten sind:
- Rückenschmerzen
- Kopfschmerzen, vor allem die sogenannten Spannungskopfschmerzen
- Generelle Verspannungen der Muskeln
- Nackenschmerzen
- Schlafstörungen
- Magen-Darm Beschwerden
- Ängste
Gerade weil es sich bei diesem Beschwerden um Erkrankungen handelt, die viele verschiedene Ursachen haben können, vergeht bis zur richtigen Diagnose oft einige Zeit – wodurch sich der Schmerz weiter verstärken kann. Schmerzmittel helfen in der Regel nur kurzfristig weiter, solange der Auslöser für die Beschwerden nicht behoben wird.
Der Teufelskreis aus Stress und Sorgen
Haben wir Schmerzen in einer bestimmten Körperregion, deren Ursache wir nicht kennen, machen wir uns Sorgen – was wiederum Stress auslöst. Dieses Phänomen ist als sogenannte "Katastrophisierung" bekannt. Wir sorgen uns also schon, bevor es zu Schmerzen kommt und stellen uns vor, wie sich der Schmerz anfühlen und was er mit uns machen könnte. Einige Betroffene versuchen deshalb Situationen zu vermeiden, von denen sie glauben, sie könnten auslösend für den Schmerz sein. Tatsächlich stressen wir uns damit aber nur noch mehr – ein Teufelskreis beginnt.
Das zentrale Nervensystem und unser Gehirn lernen durch diesen Kreislauf, den Körper in permanente Anspannung zu versetzen. Das wiederum sorgt für anhaltende Stressreaktionen und erhöht somit auch das Risiko für chronische Schmerzen durch Stress.
Stressbewältigung: Was hilft gegen stressbedingten Schmerz?
Für eine erfolgreiche Behandlung ist es vor allem wichtig, die auslösenden Belastungssituationen zu erkennen. In vielen Fällen kann die Therapie dann ambulant erfolgen. Manchmal kann es aber auch nötig sein, den oder die Betroffene:n aus der Belastungssituation herauszuholen und auf eine stationäre Behandlung zu setzen.
Um den Stress auszuschalten, helfen Schmerzgeplagten vor allem Strategien zur Stressbewältigung. Dazu können beispielsweise Entspannungstechniken wie Meditation, Autogenes Training oder Yoga angewandt werden. Auch Bewegung jedweder Art kann helfen: Egal ob strammes spazieren gehen, tanzen oder schwimmen – erlaubt ist, was Spaß macht und entspannt.
Apropos Entspannung: Gerade bei einem stressigen Alltag ist es wichtig, sich selbst Ruhephasen zu gönnen und diese auch einzuhalten. Einfacher wird es, wenn du dir diese Auszeiten fest in den Kalender einträgst, dann kommst du weniger in Versuchung, dir spontan etwas vorzunehmen oder doch zu arbeiten.
Quellen
- Egle, U. T. et al.: Handbuch Chronischer Schmerz, Schattauer Verlag, 2003
- Treede, R.-D. & Standl, T.: Schmerztherapie, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2010
- Schmerz und Psyche, schmerzgesellschaft.de, zuletzt abgerufen a, 6. Oktober 2020
- S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurowissenschaftliche Begutachtungen: Leitlinie für die ärztliche Begutachtung von Menschen mit chronischen Schmerzen, awmf.org, zuletzt abgerufen am 6. Oktober 2022