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Unerfüllte Sexualität in der Beziehung Wie wichtig ist sexuelle Anziehung in einer Beziehung?

Unerfüllte Sexualität in der Beziehung: Mann und Frau in einem Bett
© sushytska / Adobe Stock
Manchmal geht die Sexualität in der Partnerschaft verloren. Aus welchen Gründen passiert das? Und was kann man gegen unerfüllte Sexualität in der Beziehung tun?

Inhaltsverzeichnis

Eine sexlose Beziehung bedeutet nicht zwangsweise, dass die Partnerschaft unerfüllt ist und nicht gut läuft. In vielen Fällen belastet die unerfüllte Sexualität in der Beziehung jedoch beide Partner:innen. Die Gründe für Veränderungen im Sexualleben sind vielfältig. Kann eine Beziehung ohne körperliche Nähe funktionieren? Und wie kann man die Libido wieder aufleben lassen?

Insbesondere am Anfang einer Beziehung reden Paare wenig über ihr Sexualleben. Die verbreitetsten Gründe dafür sind Scham und die mehr oder weniger stattfindende Tabuisierung von Sexualität. Das Vertrauen in den oder die Partner:in ist zusätzlich noch nicht ganz vorhanden und die Angst vor Ablehnung groß. Also halten Paare häufig lieber an Grenzen fest, die in Filmen oder von unserer Gesellschaft festgelegt werden, anstatt die eigenen Wünsche zu äußern. In der Anfangsverliebtheit kann dies gut abgefedert werden. Hier stehen andere Dinge im Fokus. Der Körper der anderen Person ist aufregend und will erforscht werden. Unser Hirn wird überschüttet von Dopamin, Adrenalin, Serotonin und den Pheromonen. Mit der Zeit nimmt das ab. Damit ändern sich auch zum ersten Mal die Bedürfnisse in der Beziehung.

Wie viel Sex braucht eine gesunde und erfüllte Beziehung?

Zunächst einmal ist festzuhalten, dass eine gesunde Beziehung auch ohne Sex bestehen kann. Eine sexuell unerfüllte Beziehung zeichnet sich lediglich dadurch aus, dass es eine Unzufriedenheit auf beiden Seiten in Bezug auf das Sexleben gibt. Sind beide Parteien zufrieden damit, nicht miteinander zu schlafen, kann die Beziehung sehr gut funktionieren.

In anderen Fällen ist es absolut normal, dass die Sexualität mit der Zeit in den Hintergrund rückt. Das hat unter anderem biologische Gründe. Die Natur erlaubt uns den Spaß am Geschlechtsverkehr, damit wir uns fortpflanzen. Je älter wir werden, desto weniger spielt diese Fortpflanzung eine Rolle. Es ist also biologisch eingefädelt, dass mit dem Alter die sexuelle Unlust zunimmt. Das bedeutet aber nicht, dass wir irgendwann gar keinen Sex mehr haben werden. Vielmehr wird die Quantität durch Qualität ersetzt.

Laut einer Studie haben zufriedene Paare etwa ein- bis zweimal pro Woche Sex. Dennoch muss hier berücksichtigt werden, dass die Ergebnisse von Statistiken Durchschnittswerte angeben. So gibt es Paare, die viel häufiger miteinander schlafen und solche, die einmal im Monat Zärtlichkeiten austauschen. Eine allgemeingültige Antwort auf die Frage gibt es also nicht. Besser gesagt: Die Antwort lautet: Eine gesunde und erfüllte Beziehung braucht so viel Sex, wie beide Parteien für nötig halten.

Ursachen für unerfüllte Sexualität in der Beziehung

  • Beziehungsdauer: Studien haben ergeben, dass die sexuelle Leidenschaft parallel zur Dauer der Beziehung abnimmt. Das bedeutet aber nicht, dass die Liebe und Zuneigung weniger werden. Teilweise kann es sogar förderlich sein, wenn sich der Blickpunkt auch auf Dinge außerhalb der Zweisamkeit verteilt, damit wir unsere Autonomie beibehalten. Wichtig dabei ist jedoch, dass beide Seiten ähnlich empfinden. Andernfalls kann es zum Nähe-Distanz-Problem oder anderen Spannungen und Problemen kommen.
  • Äußere Umstände: Der Beruf fordert gerade all deine Kräfte? Oder du hast einen schweren Schicksalsschlag hinter dir? Manche Ereignisse erfordern viel Kraft, und können Lustlosigkeit in Bezug auf Sex mit sich bringen.
  • Kinder: Ihr seid frisch gebackene Eltern? Da ist es normal, dass das Schäferstündchen zu kurz kommt. Zwischen Windeln wechseln, Stillen und elterlicher Fürsorge kann das Sexleben schnell in Vergessenheit geraten.
  • Nähe-Distanz-Problem: Wenn eine Person zu viel Nähe braucht, kann das die andere Person, die eher auf Distanz aus ist, erdrücken. Erstere hingegen kann sich schnell zurückgewiesen fühlen. Das Resultat? Ihr driftet noch weiter auseinander.
  • Psychische Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen, können den Sexualtrieb verändern.
  • Unerfüllte sexuelle Vorlieben, die nicht ausgesprochen und damit nicht erfüllt werden, können sich ebenfalls negativ auf das Sexleben auswirken.

Was tun, wenn der Partner kein sexuelles Interesse mehr zeigt?

Du merkst, dass dein:e Partner:in kein sexuelles Interesse mehr zeigt? Dann lohnt sich zuerst der Blick aufs Ganze. Haben sich eure beziehungsweise seine:ihre Lebensumstände geändert? Gibt es Unausgesprochenes zwischen euch? Fühlst du dich trotzdem noch geliebt und wertgeschätzt? Es ist wichtig, sich Gedanken über diese Fragen zu machen, denn eine unerfüllte Sexualität in der Beziehung ist nicht immer nur auf Sexprobleme zurückzuführen. Vielleicht fühlt sich dein:e Liebste:r beruflichem Stress ausgesetzt oder hat gesundheitlich zu kämpfen. Versuche, die Unlust nicht persönlich zu nehmen. Sicher ist das nicht leicht. Wenn unser:e Partner:in sich in sexueller Hinsicht von uns abwendet, fühlen wir uns schnell nicht mehr begehrt. Unser Ego ist gekränkt und wir drohen, gehässiger zu werden. Oftmals liegt die Sexpause aber gar nicht an uns. Nicht reden ist keine Lösung. Im schlimmsten Fall kann es aus Frust zum Seitensprung kommen. Dann ist die Beziehung erst recht in Gefahr.

Kann eine Beziehung ohne erfüllte Sexualität gelingen?

Eine platonische Liebe kommt ganz ohne Sex aus. Diese Beziehung kann genauso schön sein wie jede andere. Die Zweisamkeit wird hierbei aus anderen Dingen geschöpft. Zum Beispiel aus emotionaler Nähe, Küssen oder Kuscheln. Wenn beide Partner keinen Sex wollen, gibt es kein Problem.

Anders ist das, wenn beide Parteien eine Beziehung mit häufigem, leidenschaftlichem Sex eingehen. Wird er mit der Zeit weniger und beide sind damit zufrieden, gibt es auch hier kein Problem. Schwierig wird es allerdings, wenn ein Ungleichgewicht entsteht.

Wie kann man wieder Sexualität in die Beziehung bringen?

Viele Paar- und Sexualtherapeut:innen haben sich bereits mit dem Thema unerfüllte Sexualität in der Beziehung auseinandergesetzt. Hier die wichtigsten Tipps.

  • Kommunikation: Wie bei allen anderen Problemen in der Beziehung ist das gemeinsame Kommunizieren unerlässlich. Oft nehmen wir an, dass unser Gegenüber doch ahnen müsste, was in uns vorgeht. Dem ist nicht so. Wenn wir Wünsche nicht aussprechen, können sie nicht erfüllt werden.
  • Ein Gleichgewicht aus Geben und Nehmen ist der Schlüssel zu einer glücklichen Langzeitbeziehung. Und nicht nur das. Forschenden zufolge soll dadurch auch die Sexualität erfüllender sein.
  • Mehr als ein Team: Manchmal gerät man in einer Partnerschaft an den Punkt, dass man sich nur noch als Team oder Elternpaar versteht. Hört in euch hinein: Verbinden euch wirklich nur noch organisatorische Aufgaben oder sehnt ihr euch nach körperlichem Kontakt? Ist Letzteres der Fall, lohnt es sich, regelmäßig Zeit zu Zweit einzuplanen. Sex ist nicht nur die Kirsche auf der Sahnetorte, sondern ein essenzielles Bedürfnis in einer leidenschaftlichen Partnerschaft. Liebe braucht Nähe.
  • Langsam annähern: Euer Sexualleben ist zwischenzeitlich eingeschlafen, doch es neigt dazu, wieder aufzutauen? Lasst euch Zeit. So könnt ihr einander und vor allem eure Vorlieben ganz neu entdecken.
  • Autonomie: Hadern wir mit uns selbst, suchen wir gerne im Außen nach Bestätigung. Dabei neigen wir dazu, das Begehren unseres Gegenübers zu instrumentalisieren. Die Krux ist jedoch, sich auch dann noch geliebt zu fühlen, wenn man keine Bestätigung vom Partner oder der Partnerin bekommt.
  • Weg mit der Scham: Oft fällt es uns schwer, unsere geheimen Vorlieben zu offenbaren. Das verhindert guten Sex und sorgt für Frustration. Sicher ist es nicht leicht, über ein intimes Verlangen zu sprechen – Studien haben jedoch ergeben, dass die Offenbarung sexueller Vorlieben den Partner beziehungsweise die Partnerin nicht abstoßen. Ganz im Gegenteil: Paare werden zufriedener und suchen aktiv nach Schnittmengen ihrer Vorlieben. Dies schafft gleichzeitig emotionale Nähe.

Unerfüllte Sexualität in der Beziehung: wann trennen?

Unerfüllte Sexualität in der Beziehung muss nicht immer ein Trennungsgrund sein. Im ersten Schritt lohnt es sich, über die Problematik und Wünsche zu sprechen. Vielleicht führt ihr ein Zwiegespräch. So könnt ihr eure persönlichen Wünsche und Ziele kommunizieren, ohne einander Vorwürfe zu machen. Selbstverständlich kann es trotzdem dazu kommen, dass euer Sexualleben nicht mehr an Fahrt aufnimmt. Auch dann ist es wichtig, dass ihr euch zusammensetzt und überlegt, inwiefern eure Beziehung noch eine Chance hat. Sicher ist das nicht leicht. Loslassen ist oft schwer – selbst wenn wir eine unglückliche Beziehung führen. Gleichzeitig ist unsere Lebenszeit begrenzt. Wir sollten sie nicht für etwas opfern, was uns unglücklich macht. Die wahre Liebe muss nicht für immer sein und Trennungen sind keine Niederlagen. Im Gegenteil: Sie lassen uns wachsen.

Verwendete Quellen:

  • "Beziehungsdauer und Leidenschaft", Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2009
  • "Sexual Frequency Predicts Greater Well-Being, But More is Not Always Better", researchgate.net, 2015
  • "Intimität und Verlangen: Sexuelle Leidenschaft in dauerhaften Beziehungen" von David Schnarch, 2012
  • "Familie werden – Paar bleiben: Wie man einen wichtigen Lebensübergang meistert" von Hans Jellouschek und Bettina Jellouschek-Otto, 2014
joe Brigitte

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