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Beziehungsprobleme: Was ist ein guter Kompromiss?

Mann und Frau auf Sofa voneinander abgewandt
© wavebreakmedia / Shutterstock
Beziehungsprobleme löst man oft am besten mit einem Kompromiss. Wie Sie das erfolgreich machen, rät Diplom-Psychologin und Parship-Coach Nicole Schiller-Köble exklusiv auf BRIGITTE.de.

Meinungsverschiedenheiten sind in einer Beziehung nichts Außergewöhnliches denn es kommt immer wieder vor, dass beide Partner unterschiedliche Vorstellungen und Bedürfnisse haben. Wichtig ist nur, bei solchen Konflikten eine gemeinsame Lösung, einen Kompromiss zu finden. Ohne Kompromisse kann kaum eine Partnerschaft wirklich funktionieren. Wir zeigen, worauf Sie dabei achten sollten.

Kompromissbereitschaft - eine Frage der Persönlichkeit

Entgegen der weit verbreiteten Annahme, Frauen gingen schneller Kompromisse ein als Männer, ist Kompromissfähigkeit keine Frage des Geschlechts, sondern der Persönlichkeit. Wie harmonisch eine Partnerschaft verläuft hängt maßgeblich davon ab, wie ausgeprägt das Dominanzverhalten, beziehungsweise die Großzügigkeit beider Partner ist. Zeigt beispielsweise einer der Partner ein stärkeres Dominanzverhalten, ist am ehesten dann eine harmonische Beziehung gegeben, wenn der andere Partner deutlich mehr Großzügigkeit oder Anpassungswille mitbringt.

Nehmen Sie sich die Zeit und überlegen Sie sich, wie die Charaktere in Ihrer Beziehung verteilt sind. Machen Sie sich selbst klar, wen von Ihnen ein größeres Dominanzverhalten prägt und wer in diesem Punkt eher anpassungswillig ist. Denn nur wer sich dieser grundsätzlichen Aufteilung in seiner Beziehung bewusst ist, kann aktiv an einer für beide Seiten guten Kompromisskultur arbeiten und damit unnötige Frustrationen vermeiden.

Nicht jede Meinungsverschiedenheit verlangt nach einem Kompromiss

Machen Sie sich stets zunächst deutlich, um was es eigentlich geht. Denn nicht jede Meinungsverschiedenheit muss zu einem Kompromiss führen. Besonders dann, wenn es um schlichte Alltagssituationen geht, ist die Gefahr groß, dass sich die Partner sonst in Diskussionen um Kleinigkeiten aufreiben.

BEISPIEL: Geht es um die Frage, welches Restaurant man besucht oder wer das Geschenk für die Schwiegermutter besorgt, sollte man lieber auch mal bewusst zurückstecken. Heben Sie sich die Kraft lieber für partnerschaftlich wirklich relevante Fragen auf!

Keine Plattform für Machtkämpfe

Wenn es um wirklich wichtige Themen und grundsätzliche Dinge geht, sind Kompromisse unerlässlich. Für eine langfristig harmonische Partnerschaft ist dabei die richtige Balance zwischen dem Eingehen eines Kompromisses und dem Durchsetzen der eigenen Vorstellungen entscheidend. Nur: Bleiben Sie in jedem Fall inhaltlich bei der Sache! Fragen Sie sich, wie bedeutsam es in der jeweiligen Situation wirklich ist, dass Sie Ihren Willen bekommen. Denn sonst landen Sie schnell in einem Machtkampf, in dem es nur noch darum geht, Recht zu bekommen.

BEISPIEL: Angenommen Ihr Partner möchte Sie partout nicht zum Geburtstag Ihrer besten Freundin begleiten. Dabei ist das aus Ihrer Sicht ein Pflichttermin für Sie als Paar. Bleiben Sie in Ihren Argumenten objektiv! Emotionale Ausbrüche wie "Wenn Du mich wirklich liebst, kommst Du mit!" lassen das Ganze nur unnötig eskalieren und zu einer grundsätzlichen Machtprobe werden, die bei diesem Anlass wirklich nicht nötig ist.

Kompromisse müssen lebbar sein

Andererseits gilt: Bleiben Sie fest bei den Dingen, die für Ihr Wohlbefinden in Ihrer Partnerschaft unerlässlich sind. Ein Kompromiss in einem Bereich, in dem Sie eigentlich eine Grenze spüren, kann langfristig nicht gut gehen. Kompromisse müssen "lebbar" sein. Aber denken Sie daran, dass das natürlich für beide Partner gilt. Wenn Sie wollen, dass Ihr Partner Ihre Grenzen akzeptiert und da nachgibt, wo Sie keinen Schritt mehr weitergehen können, müssen Sie Ihrem Partner umgekehrt auch eigene Grenzen zugestehen - egal, wie unverständlich diese Ihnen erscheinen mögen.

BEISPIEL: Sie mögen Ihre Schwiegermutter nicht und finden eine Unart an ihr nach der anderen? In dem Fall müssen Sie und Ihr Partner einen Kompromiss finden, mit dem sie beide leben können: Sie sollten ihm zuliebe nett zu seiner Mutter sein. Ihr völlig aus dem Weg zu gehen ist für Ihren Partner kein haltbarer Zustand. Im Gegenzug können Sie aber durchaus verlangen, nicht öfter auf die ungeliebte Schwiegermutter treffen zu müssen als nötig - dem sonntäglichen Kaffeekranz müssen Sie nicht beiwohnen!

Kompromisse auch mal lautstark äußern

Ab und an kann es hilfreich sein, Ihrem Partner und auch sich selbst einen gemachten Kompromiss laut zu vergegenwärtigen. Zum einen macht es noch einmal deutlich, inwieweit Sie oder Ihr Partner tatsächlich zurückgesteckt haben und rückt damit die Tragweite des erfolgten Verzichts für Beide zurecht. Zum anderen ist Kompromissbereitschaft auch ein Ausdruck der Wertschätzung des Partners. Sich selbst und seinem Partner diese Wertschätzung bewusst zu machen, ist essentieller Teil einer harmonischen und respektvollen Partnerschaft.

BEISPIEL: Sie diskutieren mal wieder mit Ihrem Partner über das Urlaubsziel? Anstatt Urlaub mit Sonne, Strand und Meer möchte er lieber auf Fahrrad- und Campingtour durch Schweden gehen? Dann verhandeln Sie doch einfach. Sie verzichten ihm zuliebe im Sommer auf Ihr gewünschtes Reiseziel und gehen mit auf Abenteuerurlaub. Kommunizieren Sie dabei ganz klar, dass Sie seinetwegen gerne zurückstecken, wenn er dafür im Herbst noch auf eine Woche Kurzurlaub nach Sardinien mitkommt.

Unzufriedenheit rechtzeitig ansprechen

Legen Sie ab und zu eine Verschnaufpause ein und überdenken Sie ihre Partnerschaft in den Grundzügen. Manchmal schleichen sich Mechanismen ein, denen man anfangs zu wenig Beachtung schenkt, die aber auf einmal das Fass zum überlaufen bringen können. Überlegen Sie sich also, ob Sie mit der Kompromissfähigkeit in Ihrer Partnerschaft zufrieden sind und jeder Partner nach Ihrem Empfinden zu seinem Recht kommt. Wenn Sie dann den Eindruck haben, dass Sie mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse Ihres Partners nehmen als umgekehrt, sagen Sie es rechtzeitig - und nicht erst, wenn das Fass schon übervoll ist. Denn dann besteht leicht die Gefahr, dass Sie nicht mehr ein konkretes Verhalten Ihres Partners, sondern ihn oder sie als ganze Person kritisieren und damit zu Recht auf Unverständnis stoßen werden.

BEISPIEL: Angenommen ihr Partner geht dreimal wöchentlich Tennis spielen. Grundsätzlich finden Sie es von Anfang an nicht gut, dass er soviel Zeit auf dem Tennisplatz verbringt. Verschweigen Sie ihren Unmut darüber aber nicht zu lange, auch wenn Sie befürchten als intolerant und klammernd dazustehen. Fragen Sie ihn doch einfach, ob Sie ihn einmal die Woche zum Sport begleiten können - dann kann er sein Hobby ausleben und Sie verbringen trotzdem mehr Zeit miteinander.

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