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Zykluslänge Sind 28 Tage überhaupt die Regel?

Zykluslänge: Frau hält Smartphone mit Zykluskalender-App
© Yistocking / Adobe Stock
Viel weniger Frauen als bislang gedacht haben den klassischen 28-Tage-Zyklus. Abweichungen von der Norm sind vielmehr die Regel. Welche Zykluslänge als normal gilt und was die Dauer beeinflussen kann, erfährst du hier.

Inhaltsverzeichnis

Hast du auch schon mal gedacht, du wärst überfällig, als deine Periode nicht pünktlich kam? Dabei ist das an sich gar nichts Ungewöhnliches. Denn die Zykluslänge kann sich von Frau zu Frau um mehrere Tage unterscheiden. Und auch ein unregelmäßiger Zyklus gilt in bestimmten Grenzen als normal. 

Welche Zykluslänge gilt als normal?

Die Zykluslänge bezeichnet die Zeit zwischen dem ersten Tag der Menstruation und dem letzten Tag, bevor die nächste Regelblutung einsetzt. Dieser Ablauf wiederholt sich, bis der genetisch festgelegte Eizellenvorrat aufgebraucht ist und somit die Fruchtbarkeit endet.

Üblicherweise werden Ablauf und Phasen des weiblichen Zyklus anhand einer Beispiellänge von 28 Tagen dargestellt. Diese Zahl ist aber nur ein Richtwert. In der Realität zeigt sich, dass die natürliche Zykluslänge variiert – von Frau zu Frau, wie auch von Zyklus zu Zyklus. Das bedeutet: Abweichungen sind Normalität, nicht die Ausnahme.

Das belegen auch internationale Studien mit aus Zyklus-Apps gewonnenen Erkenntnissen. Forschende am University College of London (UCL) werteten die Daten von Frauen aus Schweden, Großbritannien und den USA aus. Einen Zyklus von genau 28 Tagen zeigte sich in dieser Studiebei nur 13 Prozent der App-Nutzerinnen. Eine große Untersuchung in Australien anhand einer anderen App ergab gut 16 Prozent mit einer Zykluslänge von 28 Tagen.

Nach neuestem Stand der Wissenschaft dauert ein Zyklus bei den meisten Frauen zwischen 21 und 35 Tagen. Es kommen aber auch kurze Zyklen mit weniger als 20 Tagen und auch lange Zyklen mit mehr als 36 Tagen bei gesunden Frauen vor. 

Was passiert in den Zyklusphasen?

Grob gesagt teilt der Eisprung den weiblichen Zyklus in zwei Hälften. In der sogenannten Follikelphase vor dem Eisprung kann sie schwanger werden – danach, in der Lutealphase, nicht. Dabei ist die Länge der Follikelphase variabel, der Eisprung bestimmt also die Gesamtzykluslänge. 

Tag 1 bis etwa Tag 4: Menstruation (Desquamationsphase)

Die im vorigen Zyklus aufgebaute, aber nicht benötigte Gebärmutterschleimhaut wird durch krampfartiges Zusammenziehen der Gebärmutter mit der Regelblutung ausgestoßen.

Die folgenden Tage bis zum Eisprung: Proliferationsphase

Jetzt forciert das follikelstimulierende Hormon FSH das Heranreifen eines Follikels mit einer Eizelle im Eierstock. Etwa in der Zyklushälfte findet der Eisprung statt, das heißt, das Follikel gibt die Eizelle frei, die sich nun durch den Eileiter Richtung Gebärmutter bewegt. In den folgenden 24 Stunden muss die Eizelle befruchtet werden, sonst stirbt sie ab.

Die 14 auf den Eisprung folgenden Tage: Sekretions- oder Gelbkörperphase (Lutealphase)

Aus der nun leeren Eihülle, dem Follikel, bildet sich der Gelbkörper. Er lässt das Hormon Progesteron entstehen, das es der Gebärmutterschleimhaut ermöglicht, eine befruchtete Eizelle aufzunehmen. Nistet sich kein befruchtetes Ei ein, fällt der Progesteronspiegel ab und es folgt mit der Menstruation die nächste Desquamationsphase – und der Kreislauf geht wieder von vorne los.

Warum ist es gut, seine Zykluslänge zu kennen?

Wenn du nicht hormonell verhütest, kannst du mithilfe deiner Zykluslänge den Eisprung ermitteln. Auf diese Weise findest du heraus, wann deine fruchtbaren Tage sind. Und das interessiert dich schließlich nicht nur, wenn du ein Baby planst, sondern auch, wenn du eine Schwangerschaft verhindern möchtest.

Der Eisprung findet etwa in der Zyklusmitte statt. Die Chancen schwanger zu werden – oder die Gefahr, je nachdem – besteht nur am Tag des Eisprungs und den vier bis fünf Tagen davor. Bei einem 28-Tage-Zyklus passiert der Eisprung also etwa an Tag 14. Dauert dein Zyklus aber eher 22 Tage, hast du den Eisprung schon an Tag 11, bei einem längeren Zyklus von 34 Tagen erst an Tag 17 – ein beträchtlicher Unterschied.

Auch darüber hinaus kann es ganz hilfreich sein, wenn du relativ genau abschätzen kannst, wann deine Periode einsetzt. Für den Tag planst du dann vielleicht nicht unbedingt sportliche Höchstleistungen, den Kontrolltermin bei deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt oder auch ein erstes romantisches Date. 

Sind Zyklusschwankungen gefährlich?

Jeder Körper ist anders, daher sind Zyklusstörungen, also Abweichungen von der Norm, eher üblich und nicht automatisch ein Grund zur Sorge. Ist dein Zyklus über längere Zeit sehr kurz, verlierst du über die Menstruation aber möglicherweise übermäßig viel Blut. Das kann zu Eisenmangel führen. Ein ungewöhnlich langer Zyklus dagegen bedeutet, dass es seltener zum Eisprung kommt und Frauen mit Kinderwunsch deshalb nicht so leicht schwanger werden. In beiden Fällen bist du bei deiner Gynäkologin oder deinem Gynäkologen in den richtigen Händen. Sie können entsprechende Maßnahmen ergreifen, um den Zyklus zu stabilisieren oder Eisenpräparate verschreiben. Mehr zum Thema unregelmäßiger Zyklus erfährst du hier.

Welche Faktoren beeinflussen die Zykluslänge?

Verschiedene Umstände können den Hormonhaushalt stören und sich dadurch auch auf die Dauer oder Regelmäßigkeit des Zyklus auswirken:

  • Alter
  • Gewicht (BMI)
  • Organische Gründe
  • Hormonelle Verhütung
  • Lebensstil

Das Alter

Bei Jugendlichen kommt es besonders häufig zu Zyklusstörungen und -schwankungen, also unterschiedlich langen Zyklen. Schließlich muss sich das fein ausgeklügelte Zusammenspiel der Hormone erst einpendeln. Auch später, wenn sich die Wechseljahre ankündigen, sorgen die damit verbundenen Hormonveränderungen für unregelmäßige Zyklen. Generell lässt sich sagen, dass der Zyklus ab einem Alter von 25 Jahren kontinuierlich kürzer wird. Die erwähnte Londoner Studie zeigte eine Verkürzung im Verlauf von 20 Jahren um insgesamt 3,2 Tage.

Der BMI

Die Länge des Zyklus hängt aber nicht nur vom Alter ab. Eine Rolle spielt außerdem das Körpergewicht, wie Studien belegen: Bei Frauen mit einem BMI (Body-Mass-Index) über 35 schwankt die Zykluslänge deutlich häufiger und auch stärker als bei Normalgewichtigen.

Organische Gründe

Bestimmte Erkrankungen wirken sich auf den Zyklus aus. Das betrifft vor allem eine Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion, weil dies die Hormonproduktion in den Eierstöcken stören kann. Starke Zyklusstörungen können auch auf Erkrankungen wie Endometriose oder das sogenannte PCO-Syndrom (polyzystische Ovarien) hinweisen. Bei ersterem wächst gebärmutterartiges Gewebe außerhalb der Gebärmutter, beim zweiten reifen zwar Follikel im Eierstock heran, aber ohne, dass es zum Eisprung kommt. 

Hormonelle Verhütung

Etwa 60 Prozent der Frauen hierzulande verhüten mit hormoneller Hilfe, an erster Stelle steht dabei die Pille. Die Zahlen gehen jedoch vor allem bei den jüngeren Frauen seit einiger Zeit zurück, wie aktuelle Untersuchungen belegen. Deutlich seltener werden Vaginalring, Verhütungspflaster, Hormonimplantat, Verhütungsspritze oder Hormonspirale genutzt.

Bei diesen Methoden sorgen Hormone dafür, dass im Eierstock keine Eizelle heranreift und freigesetzt werden kann. Bei manchen sind Einnahmepause vorgesehen, in denen es dann pünktlich, aber eben auch künstlich herbeigeführt, zur sogenannten Entzugsblutuung kommt. Eine andere Möglichkeit ist es, auf die Hormonpause zu verzichten und das Mittel durchzunehmen, damit die Blutung ausbleibt, was einem sehr, sehr langen Zyklus entspricht.

Daten aus der deutschen Zyklusdatenbank zeigen übrigens, dass bei Frauen, die eine Weile mit der Pille verhütet haben, noch einige Monate nach dem Absetzen (zum Teil bis zum 9. Zyklus) deutlich verlängerte Zyklen auftreten. Nach spätestens 14 Zyklen pendelt sich normalerweise alles wieder ein.

Lebensstil

Stress, Jet-lag oder Schichtdienst können ebenfalls den Hormonhaushalt durcheinanderbringen und dadurch den Zyklus verlängern oder verkürzen. Auch Frauen, die exzessiv Sport treiben oder extremes Untergewicht aufweisen, haben häufig einen längeren Zyklus und seltener eine Regelblutung. Sie kann sogar komplett ausfallen. 

Inzwischen wissen wir, dass auch die Corona-Pandemie als Stressfaktor Einfluss auf den Zyklus ausübte. So war in den ersten Monaten der Pandemie der Zyklus im Durchschnitt einen Tag kürzer als im Jahr vor Corona. Nach dem ersten Lockdown gaben viele Frauen an, dass sich ihr Zyklus etwas verlängert hatte. Und auch die Corona-Impfung führte, wie eine große US-amerikanische Studie zeigt, dass bei geimpften Frauen die Periode um etwa einen Tag später einsetzte, sich die Menstruation an sich aber nicht veränderte. Die Forscher:innen gehen von vorübergehenden Veränderungen aus.

Quellen:

Brigitte

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