Wie kommt es zu Nackenverspannungen?
Meist kommen Nackenverspannungen über Nacht. Schon beim Aufwachen fühlen sich Nackenbereich, Halswirbelsäule und Schultern an, als läge ein tonnenschweres Gewicht darauf und wir spüren die Verhärtungen. Dann genügt schon eine kleine Drehung des Kopfes und es sticht im Nacken – typische Anzeichen von Nackenverspannungen.
Und während man unter der Dusche steht und den heißen Wasserstrahl über die knallharten Muskeln laufen lässt, kreisen die Gedanken um die möglichen Gründe für die Nackenschmerzen: Geschwitzt und Zug bekommen? Zu lange am offenen Fenster oder am Computer gesessen? Falsch gehoben? Oft ist es tatsächlich eine dieser Ursachen. Und dann ist die Verspannung in Nacken und Schulter spätestens nach ein paar Tagen wieder vergessen.
Aber so einfach ist es leider nicht immer. Bei vielen Betroffenen verhärtet sich die Nackenmuskulatur immer wieder – und sie können sich das nicht erklären. Oft wird die Nackenverspannung zum Dauerzustand, die Schultern fühlen sich steinhart an, der Kopf schmerzt (Stichwort: Spannungskopfschmerzen!) und lässt sich kaum noch zur Seite bewegen. Und darunter leidet nicht nur die allgemeine Beweglichkeit, sondern auch die Psyche.
Organische Ursachen sind selten
Manchmal helfen ein paar einfache Hausmittel gegen Nackenschmerzen, um die Symptome zu bekämpfen. Häufig liegen die Ursachen für die Nackenverspannung jedoch tiefer: Organische Probleme wie etwa der natürliche Verschleiß an Bandscheiben, Brustwirbelsäule, Atlaswirbel, Sehnen und Gelenken spielen meist nur eine geringe Rolle – so die Erfahrung von Ärzten und Krankengymnasten, die Muskelverspannungen und Haltungsprobleme behandeln.
Viel schlimmer sind dagegen krankmachende Alltagsgewohnheiten wie krummes Sitzen, eine Fehlhaltung oder falscher Sport. Ständige Nackenschmerzen können auch ein Anzeichen für ein scheinbar unentwirrbares Knäuel von Ursachen und Wirkungen sein: seelischer Druck, eine verkrampfte Körperhaltung, Schulterschmerzen, Verspannungen, Schwindel, noch mehr Schmerzen ...
Nackenverspannungen: Die häufigsten Auslöser im Alltag
Zu den häufigsten Ursachen für Nackenschmerzen zählen:
Rücken krumm, Schultern nach vorn – manche bringen den ganzen Tag in dieser Haltung zu, vor allem, wenn sie viel am Schreibtisch oder am Computer arbeiten und auch in der Freizeit viel sitzen. Sogar Kinder haben heute schon Probleme mit Nacken-, Kopf- und Rückenschmerzen. Die besten Gegenmittel: öfter mal eine kurze Pause einlegen, die Arme über den Kopf strecken, ein paar Schritte umhergehen. Sich zwischendurch ganz bewusst gerade hinsetzen und die Schultern leicht nach hinten ziehen, ohne sich zu verkrampfen. Ab und zu die Sitzposition wechseln.
Nach der Arbeit ab ins Fitnessstudio, schwere Hanteln stemmen, ordentlich schwitzen – das trainiert vielleicht den Kreislauf, aber es setzt die Muskeln erst recht unter Stress. Lasst es langsam angehen: Auch mit Spazierengehen oder Schwimmen könnt ihr euch fit halten.
Manche Menschen haben von Geburt an eine Skoliose – einige Wirbel sind nach innen oder außen verdreht und die Wirbelsäule knickt an dieser Stelle leicht nach rechts oder links. Ein angeborener Haltungsfehler, der zu Verspannungen der Schulter und des Nackens führen kann. Durch Physiotherapie lassen sich diese Beschwerden jedoch deutlich verringern.
Auch Krankheiten, wie zum Beispiel Entzündungen im Bereich der Schultern und der Wirbelsäule oder Nervenreizungen, können Ursache von Nackenschmerzen sein. Deshalb: Wenn es nicht bald besser wird und einfache Mittel nicht helfen, unbedingt ärztlich untersuchen lassen.
Nackenverspannungen loswerden: Geduld – auf Knopfdruck geht gar nichts!
"Tu doch einfach mal was für dich", heißt es bei Nackenschmerzen oft. Leicht gesagt. Natürlich werden Familie, Freunde oder Kollegen nicht automatisch friedlich, weil man regelmäßig in die Sauna oder zum Tai Chi geht und schon viel entspannter ist. Und auch eine Ehekrise lässt sich auf diese Art kaum lösen. Aber es ist ein Anfang und dem schmerzenden Nacken wird es allemal gut bekommen, wenn man etwas für sich tut, ein Nackenkissen auflegt – und sich Ruhe und Entspannung gönnt.
Auf Knopfdruck geht nämlich gar nichts. Wahrzunehmen, wie Muskeln, Halswirbelsäure und Gelenke reagieren, wenn man auf eine bestimmte Art sitzt oder sich bewegt, das müssen die meisten erst wieder lernen. Physiotherapeuten testen mit ihren Patienten vor allem die Wahrnehmung des eigenen Körpers: Wie geht es ihm in der gewohnten Sitzhaltung? Was passiert, wenn ich den Schwerpunkt verlagere und meinen Rücken aufrichte? Kommt es zu Schwindel? Wann ziehe ich den Kopf ein und schiebe die Schultern nach vorn? Man kann auch Entspannungsverfahren wie Feldenkrais, Yoga oder Autogenes Training testen und so lernen, sich Körperhaltung und Bewegung bewusst zu machen und Nackenschmerzen direkt vorzubeugen.
Das kannst du gegen die Nackenverspannungen tun
Folgende Tipps können bei Nackenverspannungen helfen:
- Ein warmes Bad (etwa 20 Minuten lang) hilft, zur Ruhe zu kommen, und entspannt die Muskeln. Badezusätze mit Kräutern sowie mit Aroma-Ölen (z. B. Neroli, Ylang-Ylang) verstärken den wohltuenden Effekt.
- Sauna oder Dampfbad tun Körper und Seele gut; die Wärme hilft auch gegen die Nackenverspannung. Lasst beim kalten Duschen hinterher die verspannten Partien aus, damit sich die Muskeln nicht gleich wieder verhärten.
- Das Kirschkernkissen (oder auch Nackenkissen) wird im Backofen aufgewärmt und dann auf die schmerzende Stelle gelegt. Eignet sich besonders als wärmende Kompresse für die Nacht.
- Wärmepflaster und spezielle Salben helfen gegen die Beschwerden im Nackenbereich rund um den Atlaswirbel und die Brustwirbelsäule, wenn für alles andere die Zeit fehlt (Apotheke).
- Ein Hirsekissen stützt Schulter- und Nackenmuskeln, nimmt Hautfeuchtigkeit auf und passt sich der natürlichen Körperhaltung an. Eine gute Entspannungshilfe für alle, die sich nachts oft "verliegen" und mit Nackenschmerzen aufwachen.
- Sanfte Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder langsames Laufen entspannen und trainieren die Schulter- und Rückenmuskeln und helfen gegen die Nackenverspannungen. Darüber hinaus lindern sie Schmerz und Stress und wirken positiv auf die Psyche ein. Wichtig: Wenn es zu anstrengend wird, sofort aufhören!
Trotzdem gilt: Das A und O, um die Verspannungen zu lösen, ist ein einfaches Training – Bewegen statt Sitzen ist die Devise. Spezielle Nackenübungen helfen ebenso und beugen weiteren Verspannungen vor.
Keine Besserung in Sicht? So kann der Arzt dir bei Nackenschmerzen weiterhelfen
Du hast Nackenschmerzen? Auch dein Arzt kann dich dabei unterstützen, die Beschwerden loszuwerden. Zum Beispiel durch:
- Schmerzstillende Spritzen: Infusionen und Tabletten sowie Medikamente gegen Muskelverspannung helfen, den Kreislauf aus Schmerzen, Verspannung und noch schlimmeren Schmerzen zu durchbrechen. Ohne diesen ersten Schritt beim Arzt wäre eine Behandlung oft gar nicht möglich.
- Massagen werden ebenfalls als Soforthilfe bei starken Verspannungen oder Rückenschmerzen verordnet.
- Neben Massagen lindert Akupunktur akute Schmerzen in den Muskeln, kann aber auch langfristig gegen die Ursache der Verspannung wirken. Als Schmerztherapie wird die Behandlung zumindest teilweise von den Kassen bezahlt.
- Manuelle Medizin: Mit Chiropraktik und Osteopathie lassen sich Blockaden der Gelenke, der Halswirbelsäule und Muskelverspannungen lösen. Ärzte und Physiotherapeuten brauchen dafür eine spezielle Ausbildung und viel Erfahrung – fragt am besten danach, bevor ihr euch behandeln lasst.
- Physiotherapie: Krankengymnastik hilft, sich Haltungsfehler bewusst zu machen und dann zu vermeiden. Fast immer ist eine Behandlung der Beschwerden über längere Zeit notwendig. Bisher wird Physiotherapie auf ärztliches Rezept von den meisten Krankenkassen bezahlt.
Darum ist es so wichtig, Nackenverspannungen zu lösen
Eigentlich ist es ganz gut, dass verspannte Muskeln schmerzen. Denn dadurch schlägt der Körper rechtzeitig Alarm. Hört auf solche Signale und geht rechtzeitig zum Arzt, um die Ursachen für die Nackenverspannungen untersuchen zu lassen und eine Behandlung zu bekommen. Sonst können verschiedene Gesundheitsprobleme entstehen, darunter zum Beispiel:
- Kopfschmerzen: Wenn der Kopf weh tut, sind meist verspannte Nackenmuskeln die Ursache. Viele versuchen mit Schmerzmitteln dagegen anzugehen, aber die funktionieren bei Muskelverspannung kaum. So werden die Kopfschmerzen mit der Zeit immer schlimmer, man nimmt womöglich immer mehr Schmerzmittel und das kann auf Dauer schlimme Folgen haben (Medikamentenkopfschmerz, Nierenschäden). Besser sind Nackenübungen für die verspannte Nackenmuskulatur – euer Kopf wird es euch danken.
- Atem- und Stimmstörungen: Wenn der Nacken dauernd angespannt ist, verkrampfen sich auch Atemwege, Kaumuskeln und Stimmbänder. Bei Menschen, die immer sehr flach atmen und eine leicht gepresste, brüchige oder hauchende Stimme haben, ist oft eine dauernde Nackenverspannung die Ursache. Sind die Muskeln dort wieder weicher, bessert sich häufig auch das unangenehme Zähneknirschen während der Nacht.
- Eine Entzündung im Schultergelenk kann entstehen, wenn man die Schulter wegen der Schmerzen kaum noch bewegt und das Gelenk nicht mehr genug "geschmiert" wird. Die Sehnen sind dann außerdem anfälliger für Kalkeinlagerungen, die sich aber zum Teil wieder zurückbilden, wenn die Entzündung im Körper behandelt wird.
- Probleme mit den Bandscheiben kommen auch im oberen Bereich der Wirbelsäule vor. Der Grund: Die angespannten (und dadurch kürzeren) Muskeln pressen die Wirbel zusammen. Die Bandscheiben bekommen dann nicht mehr genug Nährstoffe und werden auf Dauer immer dünner und brüchiger.
Noch mehr Infos über Gesundheit gefällig? Alles über Akupressur erfährst du hier. Außerdem erklären wir, warum Manuka Honig so gesund ist.
Quellen
Hartmann, B. et al.: Arbeitsbezogene Muskel- und Skelett-Erkrankungen, ecomed Medizin, 2013
S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM): Nackenschmerzen (Stand: Juni 2016)
Hartmann, B. et al.: Arbeitsbezogene Muskel- und Skelett-Erkrankungen, ecomed Medizin, 2013