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Misophonie: Ursachen, Symptome und Behandlung

Misophonie: Frau hält sich die Ohren zu
© 9nong / Shutterstock
Wer unter Misophonie leidet, empfindet bestimmte Alltagsgeräusche als Qual. Wie die Überempfindlichkeit entsteht und was dagegen hilft, verraten wir hier.

Was ist Misophonie?

Bei Misophonie handelt es sich nicht um eine Krankheit, sondern um eine Überempfindlichkeit bestimmten Geräuschen gegenüber. Das Wort setzt sich zusammen aus Miso (= Hass) und Phono (=Ton). Betroffene Menschen reagieren hochsensibel auf Geräusche wie Schmatzen oder Kauen, selbst, wenn diese nur leise sind. Erste Studien legen nahe, dass etwa jeder zehnte bis 20. Mensch bestimmte Geräusche kaum tolerieren kann. Experten vermuten psychische Ursachen hinter der Misophonie, wirklich heilen lässt sie sich bisher nicht. Entspannungstechniken können dabei helfen, die Geräusche nicht mehr als so extreme Störung wahrzunehmen.

Misophonie oder Hyperakusis?

Es gibt einen Unterschied zwischen tatsächlicher Misophonie und allgemeiner Geräuschempfindlichkeit, auch Hyperakusis genannt. Hier wird nicht das Geräusch selbst als Störung empfunden, sondern der Geräuschpegel. Schon eine für andere Menschen völlig normale Lautstärke wird als unangenehm empfunden.

Diese Geräusche stören betroffene Menschen

Folgende Geräusche werden von Misophonikern als extrem störend empfunden:

  • Schmatzen
  • Reib- und Kratzgeräusche (z. B. auf Glas)
  • Kauen
  • Schlucken
  • Wiederholendes Klicken (z. B. durch Schuhabsätze oder Tippen auf der Tastatur)

Während andere Menschen diese Geräusche zwar auch oft als etwas nervig empfinden, sie aber schnell wieder vergessen, belasten sie Misophoniker sehr. Entsprechend heftig kann ihre Reaktion darauf ausfallen: Ekelempfinden, Wut und aggressives Verhalten sind bei Misophonie keine Seltenheit. Wichtig ist es deshalb, das eigene Umfeld über die überhöhte Geräuschempfindlichkeit aufzuklären. Das erleichtert zum einen den betroffenen Menschen, zum anderen können sich Freunde und Familienangehörige auf die Situation einstellen und sind nicht direkt überfordert, wenn Geräusche beim Misophoniker zu scheinbar übertriebenen Reaktionen führen.

Von der Misophonie zur Phonophobie

Aus der Misophonie kann eine Phonophobie werden – eine generelle Angst vor Geräuschen. Sie führt dazu, dass der Betroffene von vornherein versucht, Situationen zu vermeiden, in denen es zu den unangenehmen Geräuschen kommen kann. Beispielsweise ist der Misophoniker vielleicht irgendwann nicht mehr bereit, in Gesellschaft von anderen Menschen zu essen.

Ursachen: So entsteht Misophonie

Die genaue Entstehung der Misophonie ist bisher noch nicht klar – häufig entwickelt sie sich aber aus psychischen Gründen. Auslösend kann beispielsweise ein traumatisches Erlebnis aus der Kindheit sein. Das führt zu einer Verknüpfung des Gehirns zwischen dem auslösenden Geräusch und dem unangenehmen Gefühl, das dadurch entstanden ist. Kommt es später zu Situationen, in denen das Geräusch wieder auftritt, können betroffene Menschen dieses meist kaum ertragen.

Behandlung bei Misophonie: Was hilft?

Da die genauen Ursachen der Misophonie noch nicht klar sind, geht es bei der Behandlung eher darum, dass Patienten lernen, die durch das Geräusch auftretenden unangenehmen Gefühle besser zu kontrollieren. Besonders Entspannungstechniken sind hilfreich. Folgende Maßnahmen können bei Misophonie Erleichterung bringen:

  • Entspannungstechniken, z. B. Yoga oder autogenes Training
  • Das Tragen von Kopfhörern, wenn z. B. die Tippgeräusche auf der Tastatur stören
  • Eventuell das Tragen eines "Noisers", der sonst bei Tinnitus eingesetzt wird und weißes Rauschen erzeugt. Dieses wird nur unterbewusst vom Gehirn wahrgenommen, sorgt aber dafür, dass der Tinnitus in den Hintergrund tritt. Dasselbe könnte bei störenden Geräuschen der Misophonie funktionieren. Hier hilft ein klärendes Gespräch mit dem Arzt.

Apropos Tinnitus: Hier erfährst du alles zur Tinnitus-Behandlung und was gegen Rauschen im Ohr sowie gegen Ohrenschmerzen hilft.

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