Nur wenige Menschen leisten heute noch echte, anstrengende Handarbeit. Typische Handbewegungen in vielen Berufen und zunehmend auch im Privaten: Klick oder Tipp auf die Computertastatur, die Maus, das Smartphone oder iPad. Die dazu passende Körperhaltung: krummer Rücken, hängende Schultern, Nacken nach vorn gestreckt. Klick. Klick. Tipp. Tipp.
Zu viel, zu lange, ohne Bewegungspausen, über Jahre - das belastet Finger und Gelenke und begünstigt das Entstehen winziger Furchen und Risse, ein Frühstadium der Arthrose. In vielen Fällen machen sich solche Abnutzungserscheinungen über Jahre nicht bemerkbar und zeigen sich dann scheinbar plötzlich nach einem Unfall oder einer Verletzung. Oder nach einer extremen Belastung, etwa beim Renovieren oder bei der Gartenarbeit.
"Da muss bis Sonntagabend unbedingt noch die Buchsbaumhecke geschnitten werden - und am Montag tun Daumen und Handgelenk oder auch die Außenseite des Ellbogengelenks unerträglich weh", sagt die Handchirurgin Dr. Ulrike Saalfeld. Bei Schmerzen und Entzündungen nach einer einmaligen Überanstrengung genügt es oft, das Gelenk für ein paar Tage mit einer Bandage ruhigzustellen.
Der häufigste Grund für eine Operation ist das Karpaltunnelsyndrom
Bei anderen Beschwerden reicht das meist nicht. Der häufigste Grund für eine Operation ist für die Chirurgin das Karpaltunnelsyndrom: Durch das Anschwellen von Sehnen und Sehnenscheiden in dem ohnehin engen Kanal zwischen Unterarm und Hand wird unter anderem ein für Gefühl und Schmerzempfinden wichtiger Nerv geschädigt; typische Symptome sind "Einschlafen" und Kribbeln der Finger.
Die Neigung, ein Karpaltunnelsyndrom zu entwickeln, wird vererbt; bei Frauen kann sie sich ab den Wechseljahren verstärken. Häufig sind außerdem Reizungen der Muskelansätze außen ("Tennisarm") oder innen ("Golferellenbogen") an den Ellenbogen und Sehnen- oder Schleimbeutelreizungen an den Schultern. Ein relativ neues Phänomen ist der "Smartphone-Daumen": Reizungen und Entzündungen am Daumengrundgelenk als Folge exzessiven Tippens auf der Handy-Tastatur.
Was brauchen Gelenke, damit ihnen Beweglichkeit und Kraft möglichst lange erhalten bleiben? Vor allem "eine gesunde Mischung aus Belastung und Entspannung", so die Physiotherapeutin Janina Berg, die es in ihrer Praxis oft mit dem so genannten "Mausarm" zu tun hat. Das ist ein Sammelbegriff für Beschwerden, die durch das Bedienen der Computermaus ausgelöst oder verstärkt werden: Schmerzen im Handgelenk, im Unterarm oder an der Außenseite des Ellenbogens, Taubheit oder ein Gefühl von Schwere in den Fingern.
"Solche Probleme sind eine Folge der heutigen Arbeitsbedingungen", sagt Janina Berg. "Den ganzen Tag am Schreibtisch, enormer Zeitdruck und der Anspruch, permanent 120 Prozent Leistung zu bringen - vor lauter Anspannung denken viele nicht daran, zwischendurch auch mal die Muskeln zu lockern oder die Sitzposition zu verändern."
Übungen für zwischendurch
Aufrecht hinsetzen, Arme hängen lassen. Fünf Sekunden die Hände ausschütteln, als ob sie nass wären.
Den rechten Arm horizontal nach vorne anheben, die Handfläche nach oben gerichtet. Mit der linken Hand die Finger der rechten greifen und diese nach unten, Richtung Körper, ziehen, bis Spannung im Unterarm spürbar ist. Die Handfläche der rechten Hand zeigt dabei nach vorne. Diese Position einige Sekunden halten, dann Seitenwechsel.
Die Fingerspitzen von Daumen und Zeigefinger derselben Hand gegeneinanderdrücken und diesen Druck einige Sekunden halten. Dasselbe noch einmal mit Daumen und Mittel-finger, Daumen und Ringfinger, Daumen und kleinem Finger machen.
Lernen, Erproben, Erfahren: Was tut dem Körper gut?
Die Physiotherapeutin analysiert gemeinsam mit ihren Patienten, welche Körperhaltungen und Bewegungen die Beschwerden auslösen oder verstärken, wo Kraft verschwendet wird. Dann werden neue, schonende, der Anatomie angepasste Bewegungsmuster eingeübt. Das ist eins der Prinzipien einer noch jungen Bewegungslehre, der Spiraldynamik.
Aber auch in der klassischen Physiotherapie geht es um das Lernen, Erproben, Erfahren: was dem Körper guttut, wie sich vorzeitige Verschleißerscheinungen vermeiden lassen, wie ein schmerzendes Gelenk entlastet und gekräftigt werden kann und wie sich die Körperhaltung so "umprogrammieren" lässt, dass es nicht mehr so leicht zu einseitiger Überlastung kommt.
Solange eine Verletzung noch frisch ist - und bei akuten Entzündungen -, braucht das Gelenk allerdings Schonung. Eine physiotherapeutische Behandlung kann zudem die Gelenkschmerzen lindern. Mit sanftem, gezieltem Drücken, Ziehen und Massieren wird dabei die Durchblutung und die Versorgung mit Gelenkflüssigkeit angeregt.
Öfter lockern, mehr bewegen: Wir müssen unseren Alltag ändern
Beides ist wichtig für das komplexe Zusammenspiel von Knochen, Muskeln, Sehnen und Bändern, das die alltäglichen Bewegungen der Hände - greifen, drücken, ziehen, drehen - erst möglich macht. Ebenso wichtig sind Übungen, die dem Gelenk zumindest teilweise seine Stabilität zurückgeben. Alles Üben hilft allerdings wenig, wenn sich nicht gleichzeitig im Alltag etwas ändert. So hilft es schon ungemein, immer mal wieder das Handgelenk in seine natürliche "Neutralstellung" zu bringen.
In diesem Artikel erfährst du außerdem, was noch bei Schmerzen in den Beinen hilft!
Und wenn die Behandlung abgeschlossen ist? Was tun, damit die Schmerzen nicht irgendwann wieder da sind? Da sind sich Ärzte und Physiotherapeuten einig: in Bewegung sein - möglichst oft und auf möglichst angenehme Art. Etwa spazierengehen, tanzen oder schwimmen. Dann wird das Knacken und Knirschen ganz von allein weniger.
Gelenkschmerzen: Ursachen, Vorbeugung und Behandlung
Ob Knie, Hüfte oder Hand – ohne Gelenk keine Bewegung. Ein gewisses Maß an Verschleiß lässt sich also nicht vermeiden. Bei vielen Menschen weitet sich die Abnutzung des Gelenkknorpels jedoch zu einer Arthrose aus, der weltweit häufigsten Gelenkerkrankung. Dabei verringert sich die Knorpelschicht so sehr, dass auch Knochen, Muskeln, Gelenkkapsel und Bänder beeinträchtigt werden.
Die Ursachen liegen in einer langjährigen Über- und Fehlbelastung des Bewegungsapparates, meistens bedingt durch Übergewicht oder schwere körperliche Arbeit. Auch Leistungssport zählt zu den Ursachen, die Arthose auslösen. Weitere mögliche Ursachen sind eine angeborene Fehlstellung der Gelenke (z.B. X- oder O-Beine), erbliche Veranlagung oder Verletzungen, die nach einer Operation in Fehlstellung verheilt sind. Knochenerkrankungen wie Osteoporose oder Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes können zu Gelenkdeformationen führen.
Erste Anzeichen einer Arthrose sind ein Spannungsgefühl und Steifheit im betroffenen Gelenk. Für die am weitesten verbreiteten Knie- und Hüftarthrosen sind Anlaufschmerzen zu Beginn einer Bewegung typisch. Gelenkschmerzen treten zunächst bei stoßartigen Belastungen auf (z.B. beim Bergablaufen oder bei Rückschlagsportarten wie Tennis), später können diese Gelenkschmerzen auch im Ruhezustand vorkommen. Viele Betroffene berichten von einer Wetterfühligkeit und von Geräuschen im Gelenk – letztere sind auf die fehlende Knorpelmasse zurückzuführen. Gelenkschmerzen treten oft in Schüben auf.
Wichtig ist vor allem eine regelmäßige Bewegung ohne Überlastung. Optimal sind gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren. Bewegung stärkt nicht nur die Gelenke, sondern fördert auch die Versorgung des Gewebes mit Nährstoffen und den Aufbau von Knorpelmasse – der Gelenkschmiere. Eine starke Muskulatur stützt die Gelenke zudem. Ebenso entscheidend ist eine gesunde Ernährung, denn jedes Kilo mehr auf den Rippen strapaziert die Gelenke zusätzlich.
Arthrose lässt sich nicht heilen, die Beschwerden können lediglich gelindert und ein Fortschreiten des Verschleißes verlangsamt werden. Wichtig ist vor allem, das entsprechende Gelenk zu entlasten und die Fehlstellung auszugleichen. Dafür gibt es orthopädische Hilfen wie einen Handstock, Pufferabsätze oder Innenranderhöhungen der Schuhe. Empfehlenswert sind zudem Krankengymnastik, Massagen, Wärme- oder Kältebehandlungen. Bei Bedarf verschreibt der Arzt auch schmerzlindernde und entzündungshemmende Arzneimittel.