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Wechseljahre und Sexualität Keine Lust mehr auf die Lust?

Wechseljahre und Sexualität: Ein mittelaltes Paar liegt bäuchlings auf dem Bett und lächelt sich an
© zinkevych / Adobe Stock
Ja, die Wechseljahre und Sexualität hängen miteinander zusammen. Manchen Frauen kommt in der Lebensmitte die Libido abhanden. Sex scheint nicht mehr so wichtig oder macht irgendwie keinen Spaß mehr. Das kann mehrere Gründe haben und deshalb stehen auch verschiedene Wege offen, sich daraus zu befreien. Alle Einzelheiten erfährst du hier.

Inhaltsverzeichnis

Es soll ja die schönste Nebensache der Welt sein: Sex haben. Liebe machen. Lust genießen. Warum sollte das in den Wechseljahren anders sein? Eine berechtigte Frage. Allerdings wird Sex in der Lebensmitte tatsächlich häufig nebensächlich. Oder findet gar nicht mehr statt. Schade, eigentlich. Woher kommt die Lustlosigkeit also?

Wie hängen Wechseljahre und Sexualität miteinander zusammen?

Die Wechseljahre sind davon gekennzeichnet, dass die Produktion der Geschlechtshormone nachlässt. Das geht allerdings nicht schön geordnet und linear vonstatten, sondern bedeutet ein ziemliches Hormonchaos. Im Prinzip läuft der Prozess so ab: Schon eine Weile vor der Menopause, der letzten Regelblutung, geht zunächst der Progesteronwert langsam zurück. Nach der letzten Menstruation fällt dann der Östrogenspiegel schlagartig ab (Lese-Tipp: Unser Wechseljahre-Artikel erklärt die Abläufe noch genauer). Denn wenn kein Zyklus mehr stattfindet, kein Ei in den Eierstöcken mehr vorhanden ist, was heranreifen und in die Eileiter entlassen werden kann, bilden sich kaum mehr Östrogen und Gestagen, die weiblichen Sexualhormone.

Wie das mit der Sexualität und der Libido zusammenhängt? Die Frage ist bislang nicht besonders gut erforscht. Fest steht jedoch, dass unser Lustgefühl nicht nur neural (das heißt vom Nervensystem ausgehend), sondern auch hormonell gesteuert ist. Zur Erregung erhöht sich die Aktivität des vegetativen Nervensystems und die Hormonausschüttung. Ein Beispiel: Die Durchblutung des Intimbereichs steigt und in der Vagina sondern Drüsen ihr Sekret ab, das wie ein körpereigenes Gleitmittel wirkt. Nur: Hormone, die nicht mehr da sind, können auch nicht ausgeschüttet werden und für eine gute Schmierung sorgen. Hormonschwankungen, wie sie in den Wechseljahren typisch sind, wirken sich in diesem Fall also mittelbar auf dein Sexualeben aus.

Erschwerend kommt hinzu, dass im Klimakterium eine ganze Reihe von Wechseljahresbeschwerden auftreten können. Zwar ist nur jede dritte Frau stark bis sehr stark davon betroffen, doch selbst vergleichsweise sanfte Symptome können die Lust in dieser Phase ausbremsen.

Welche Gründe kommen für den Libidoverlust infrage?

Die bereits erwähnten Wechseljahresbeschwerden, die in dieser Lebensphase auftreten, lassen sich grob unterteilen in körperliche oder seelische Symptome, nicht selten vermischen sie sich auch. Beide Arten können das Liebesleben beeinträchtigen.

  • Müdigkeit – Schatz, ich bin müde! Und das ist keine Ausrede. Die Erschöpfung und Energielosigkeit, die manche Frauen in den Wechseljahren überkommt, kann Lustgefühle ersticken.
  • Scheidentrockenheit – Überall am Körper wird die Haut durch die Hormonumstellung und vor allem das fehlende Östrogen dünner, trockener, empfindlicher. Im Intimbereich fehlt, wie bereits erwähnt, das Vaginalsekret. Selbst wenn du emotional erregt bist, bleibt die Scheide trocken und eine Penetration wird sehr schmerzhaft.
  • Gelenkschmerzen – Wenn Haut und Schleimhäute dünner und trockener werden, wirkt sich das auch auf das Bindegewebe in den Gelenken aus. Zwar ist Bewegungsschmerz häufig altersbedingt, jedoch kann die Hormonsituation nach der Menopause ebenfalls dazu beitragen. 
  • Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit – Das Durcheinander der Hormonspiegel kann in den Wechseljahren ähnelt der Gefühlsachterbahnfahrt der Pubertät. Die Laune ist ganz schnell im Sinkflug, depressive Verstimmungen können sich ausbreiten und zum Lustkiller werden.
  • Stress – Die Wechseljahre fallen häufig in eine Lebensphase, in der es im Privatleben zu großen Umwälzungen kommt. Vielleicht ziehen die Kinder aus oder die eigenen Eltern werden pflegebedürftig. Gefühle wie Trauer, Verlust, Sorge lassen dann manchmal keinen Platz für Lust auf Sex.
  • Beziehungsprobleme – Wer sagt denn, dass immer alles nur an der Hormonumstellung liegt? Vielleicht ist die Liebe über die Jahre auch abhandengekommen und hat Langeweile Platz gemacht. Vielleicht bist du aber auch schon länger Single und hast einfach keine Energie oder Lust auf Dating oder dich auf jemand Neues einzulassen. 
  • Nebenwirkungen von Medikamenten oder chronischen Erkrankungen – Bestimmte Arzneimittel (wie Antidepressiva, Schmerzmittel) können den Sexualtrieb dämpfen. Lies dir den Beipackzettel durch und sprich mit deiner behandelnden Ärztin oder deinem Arzt, wenn du diese Nebenwirkung nicht akzeptieren möchtest. Möglicherweise stehen alternative Präparate zur Verfügung oder die Dosierung lässt sich anpassen.

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Auch die psychische Komponente bestimmter körperlicher Wechseljahressymptome ist nicht zu unterschätzen. Fühlst du dich in deinem Körper nicht mehr wohl, empfindest dich vielleicht als unsexy, fällt es schwer, sich der Lust hinzugeben. Selbst wenn du das insgeheim für falsch hältst und es dir anders wünschen würdest.

  • Gewichtsprobleme – Weil sich mit dem Hormonspiegel auch der Stoffwechsel verändert, nehmen Frauen, die sich nicht anders ernähren als zuvor, in den allermeisten Fällen einige Kilos zu (lies auch unseren Artikel über Gewichtszunahme in den Wechseljahren). Die Figur verändert sich, ein Bäuchlein wächst. Selbst wenn uns der Verstand sagt, dass nicht unser Äußeres uns liebenswert macht und wir wissen, dass wir unseren Körper so annehmen sollten, wie er nun einmal ist – Gefühle lassen sich nur schwer mit dem Verstand überstimmen. Es dauert vielleicht, die neue rundliche Silhouette, die ungewohnten Pölsterchen zu akzeptieren und sich auch dem Partner oder der Partnerin (wieder) gerne zu zeigen. 
  • Haarverlust/-wachstum an ungewollten Stellen – Auch das klingt total oberflächlich, aber dünner werdendes Haar auf dem Kopf und eine stärkere Körperbehaarung, zum Beispiel an den Beinen oder das Sprießen eines Damenbartes, können die Tropfen sein, die das Fass zum Überlaufen bringen. Sprich, sich lieber die Decke über den Kopf zu ziehen statt zwischen den Laken körperliche Liebe zu genießen. Denn es ist nie nur die eine Ursache, auf die sich die Unlust zurückführen lässt. Es kommen fraglos immer mehrere Aspekte zusammen.

Was bringt die Lust auf Sex in den Wechseljahren zurück?

Gegen die hormonell bedingten Beschwerden, insbesondere der Scheidentrockenheit, kann eine lokale Hormontherapie helfen, die den Östrogenspiegel anhebt. Scheidencremes oder -zäpfchen versorgen die Region mit Östrogen und beheben auf diese Weise das Problem: Die Scheide kann wieder feucht werden (Lubrikation) und der Sex tut nicht mehr weh. Weil die Hormone dabei über die Haut aufgenommen werden und der Verdauungstrakt umgangen wird, sinkt das Risikopotenzial der Hormongabe entscheidend ab. Sprich deine Gynäkologin oder deinen Gynäkologen auf die Behandlungsmöglichkeiten bei einem Östrogenmangel an. Mehr über das Für und Wider einer Hormonersatztherapie erklärt unser Artikel dazu.

Liegen die Gründe eher im seelischen Bereich, kommt die Lust häufig von ganz allein zurück, wenn sich dein Wohlbefinden bessert. Gezielter Stressabbau über Entspannungstechniken wie zum Beispiel Autogenes Training, Qi Gong oder Meditation, eine Ernährungsumstellung oder auch eine Psychotherapie können hier sehr hilfreich sein. Aber hab Geduld! Es gibt leider keinen Schalter, den du einfach schnell umlegen könntest. Sprich auch mit deinem Partner oder deiner Partnerin, was dir gefällt und was du nicht so magst. Vielleicht ist das inzwischen etwas anderes als früher.

Gibt es auch den umgekehrten Fall, dass in den Wechseljahren die Libido steigt?

Den gibt es. Manche Frauen empfinden es geradezu als befreiend, wenn sie das Thema Verhütung endlich vom Tisch ist. Oder wenn die Kinder flügge werden und sie sich wieder mehr um sich selbst und eine intime, liebevolle Zweisamkeit kümmern können. Vielleicht tritt auch eine neue Liebe ins Leben. Schmetterlinge im Bauch holen meist auch ganz schnell die Libido wieder hervor.

Wie lange muss denn noch verhütet werden?

Wann der Eizellenvorrat unwiederbringlich aufgebraucht ist und die letzte Periode stattgefunden hat, lässt sich immer nur im Nachhinein feststellen. Ist eine Frau 50 oder älter, geht man davon aus, dass nach 12 Monaten ohne Regelblutung die Menopause stattgefunden hat und sie nun nicht mehr schwanger werden kann. Bei Frauen unter 50 lautet der Expertenrat, noch zwei Jahre nach der letzten Menstruation Verhütungsmittel zu verwenden. Zwar ist eine Schwangerschaft in diesem Alter relativ unwahrscheinlich, aber eben nicht unmöglich.

Quellen:

Brigitte

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