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Trockene Haut? Das hilft!

Zu wenig Fett, zu wenig Feuchtigkeit - zum Glück gibt's neue Cremes und Wirkstoffe, die Gesicht und Körper wieder streichelzart und glatt machen.

Bite eincremen! Was die Haut betrifft, könnte jede zweite Frau - vor allem über 40 - den Winter eigentlich umbenennen, in "Raue Zeiten" zum Beispiel. Alle Jahre wieder spannt die Schutzhülle, schuppt und juckt. Gründe, sich von der kratzbürstigen Seite zu zeigen, gibt's für die Haut genug: Eisige Kaltluft treibt die Talgdrüsen in die Zwangspause und schröpft die Feuchtigkeitsdepots. Temperaturschwankungen, aufgeheizte Räume und Klimaanlagen bringen den Fett- und Wasserhaushalt noch mehr aus dem Lot. Um rauen Stellen vorzubeugen, gehen allein in Apotheken während der kalten Monate gut 600 000 Cremetöpfe extra über den Ladentisch. Das Angebot an immer ausgeklügelteren Wintercremes ist verführerisch. Doch welche der neuen Pflegekonzepte bringen wirklich etwas? Dass sich die Haut wie zu klein und trocken anfühlt, liegt an den obersten Hautschichten. Dort schieben sich Hornschuppen wie Dachziegel übereinander.

Normalerweise bilden die abgestorbenen Zellen mit Hilfe von Fetten (Lipiden) einen kompakten Verband, der den ständigen Wasserverlust über die Haut in Grenzen hält. Zusätzlich schützt ein Gemisch aus Schweiß und Talg, der so genannte Hydrolipidfilm, die Haut vor äußeren Einflüssen. Doch schon bei weniger als acht Grad Celsius reißt der Oberflächenfilm. Der Kitt zwischen den Zellen wird hart, die Haut unelastischer und durchlässiger. Jetzt dringen Entzündungskeime viel leichter ein. Das andere Problem: Trockene Kaltluft zieht Feuchtigkeit aus der Haut. Mit ihr gehen auch wasserbindende Moleküle, so genannte Feuchtigkeitsfaktoren (Natural Moisturizing Factors), verloren. Fehlen sie, kann die Haut Feuchtigkeit nicht mehr speichern, der Zellstoffwechsel läuft nur noch unvollständig ab. Stark wasserhaltige Cremes helfen da nicht weiter. "Die Kunst ist es, die von außen zugeführte Feuchtigkeit in der Haut zu halten", sagt Dr. Johannes Wohlrab, Leitender Oberarzt der Abteilung Experimentelle Dermatologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Und nennt gleich seinen Top-Favoriten unter den besten Feuchtigkeitsbindern, zu denen auch Hyaluronsäure und Glyzerin gehören: Urea (Harnstoff).

Wasser marsch - aber gut gebunden! Harnstoff kommt natürlicherweise in der Haut vor. Er zieht Wasser an, fördert die Abschilferung der äußeren Hornschicht, punktet als Weichmacher und stillt möglichen Juckreiz. Die hauteigene Harnstoffkonzentration sinkt nicht nur mit zunehmendem Alter, sondern auch während Kälteperioden rapide. Mittlerweile gibt es Spezialcremes und -lotionen mit einem Urea-Gehalt von zehn Prozent (z. B. von Eucerin, Frei). "Wichtig ist allerdings nicht nur, wie viel Urea in der Creme steckt, sondern, wie viel davon in der Haut ankommt", so Dr. Wohlrab. Insider sprechen von der Bioverfügbarkeit des Harnstoffs. Spezialisten aus dem Hause La Roche-Posay haben jetzt eine Körpermilch ("Iso-Urea") entwickelt, die fünf Prozent Urea mit Hilfe eines Begleitstoffs, des so genannten APF (Activating Proteases Factor), besonders gut in die Haut schleust. Spätestens nach drei Wochen und täglich zweimal Cremen werden damit auch winterliche Rau-Beine wieder samtig weich und glatt - das belegt eine Doppelblind-Studie von Prof. Robert Bissonette, Universität Montreal, Kanada.

Lipide, wie die Haut sie kennt Doch durstige Haut braucht immer auch Fett. Die Zeiten, als Cremes mit Paraffinölen und Vaseline wie eine Plane auf der Haut lagen, sind lange vorbei. Trotzdem muss keiner erschrecken, wenn im Inhaltsstoff- Verzeichnis seiner Gesichtscreme oder Body-Lotion heute noch "Paraffinum Liquidum" steht. Sehr viele Hersteller mixen neben natürlichen Fetten auch hochreines Paraffinöl in ihre Pflege. "In geringer Konzentration (unter zehn Prozent) dichtet es die Poren nicht ab, mindert jedoch den akuten Wasserverlust durch die Haut - und ist dabei auch für empfindliche Haut absolut verträglich", so Hautarzt Dr. Werner Voss, der in Münster ein eigenes Kosmetik-Testinstitut betreibt. Wintercremes der neuesten Generation schleusen hautverwandte Lipide wie zum Beispiel Karitébutter in die Hornschicht. "Pflegeprodukte, die hautähnliche Lipide enthalten und damit den natürlichen Lipid-Mix aus Ceramiden, Fettsäuren und Cholesterol der Hornschicht optimal ergänzen, haben einen positiven Einfluss auf die Barrierefunktion der Haut", erklärt Dermatologin Prof. Martina Kerscher vom Studiengang Kosmetik und Körperpflege der Universität Hamburg. Vor allem der Teint, der Wind und Wetter am meisten ausgesetzt ist, profitiert davon (z. B. "Lipid-Effect- Creme" von Optolind). Mittlerweile ist erwiesen, dass fünf- bis achtmal so viel Wasser durch die Haut verloren geht, wenn essenzielle Fette in der Hornschicht fehlen. Das sahen die Kosmetikforscher der Firma Biotherm als Herausforderung. Sie entwickelten eine neue Intensivcreme fürs Gesicht, die die Haut maximal mit essenziellen Fetten versorgt ("Nutrisource" ). Sie enthält einen Mix aus Aprikosenkern-, Koriander-, Macadamia-, Passionsfrucht- und Jojobaöl, der schnell und rückstandslos einzieht. Das funktioniert vor allem deshalb, weil die Öle als winzige Tröpfchen gut in die Haut dringen können. Beste Dichtungsmasse liefern auch Cremes mit Ceramiden oder einer speziellen Kalziumverbindung (Kalzium-Hydroxyapatit). Dass diese nicht nur für Knochenimplantate taugt, sondern raue Hautoberflächen kompakter macht und schön glättet, fand Prof. Peter Elias von der University of California in San Francisco heraus (z. B. "Platinéum" von Lancôme, "Age Re-Perfect" von L'Oréal Paris). Marines (aus dem Meer) Kalzium hat einen ähnlichen Effekt (z. B. "Symbiocéa" von Daniel Jouvance). Blitz-Lösung gegen akuten Fettmangel: morgens die Nachtcreme auftragen. Aber Vorsicht: die Haut nicht mit Fett und Nährstoffen überfrachten, sonst droht Pickel-Alarm! Besser mit Kleenex abnehmen, was mittags im Gesicht noch glänzt. Kapseln mit Omega-Fettsäuren aus Johannisbeerkernen, Nachtkerzen- oder Borretschsamenöl stärken die Hautbarriere von innen. Sie regenerieren die Zellen und liefern dringend benötigte Lipide bis in die unteren Hautschichten. Am besten kurmäßig über zwei bis drei Monate schlucken (z. B. "Innéov Trockene Haut", "Glandol"). ?

Text: Ulrike Kleiner Foto: Bitgit Klemt

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