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Therapie aus dem Meer

Thalasso ist viel mehr als Wellness: Hier wird nicht nur entspannt, hier ist man rauer Seeluft und heißen Algenpackungen ausgesetzt. Fünf Wahrheiten über die Kur am Meer.

1. Thalasso gibt es wirklich nur am Meer

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Das für sein Thalasso-Angebot bekannteste deutsche Hotel liegt im Ostseebad Rostock-Warnemünde, wo es an diesem Winter- Wochenende alles andere als kuschelig ist. Bei meiner Ankunft peitscht ein eisiger Wind über eine recht aufgewühlte Ostsee und treibt kalten, fiesen Regen vor sich her. So was muss man schon mögen - so wie ich. Gleich nach dem Einchecken trete ich fröstelnd auf meinen Balkon und blicke auf das Meer. Und mir geht bei dem Anblick das Herz auf.

"Thalassa" ist griechisch und heißt "Meer". Dessen heilende Wir kung hatte schon Hippokrates erkannt. Der Begriff "Thalasso- Therapie" wurde erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts von dem französischen Arzt Bonnadière benutzt. 1899 wurde schließlich, vornehmlich zu Behandlung von Rheumakranken, das erste Thalasso-Institut in der Bretagne gegründet, wo auch heute noch die meisten Zentren zu finden sind. Thalasso ist also einfach eine Therapie am und mit dem Meer - aber mit allem, was dazu- gehört: Wasser, Algen, Schlick, Wind, Salz und frischer, daher schadstoff- und pollenfreier Seeluft. Interessanterweise gibt es trotzdem mittlerweile Wellness- Hotels im Schwarzwald, an der Mosel oder in den Bergen, die Thalasso anbieten. Die machen ganz sicher ganz hervorragende Algenpackungen. Aber wirkliches Thalasso ist das nicht.

2. Thalasso ist für viele, aber nicht für alle

"Thalasso ist besonders gut bei chronischen Atemwegserkrankungen, Bronchitis, Infektionsanfälligkeit und Hautkrankheiten wie Neurodermitis, Schuppenflechte und Akne", erfahre ich von Dr. Regina Schwanitz, Ärztin im "Hotel Neptun". Ich habe keines der genannten Probleme. Trotzdem ist Dr. Schwanitz zuversichtlich, dass auch mir Thalasso nützen wird: Das Meeresklima tut der Haut und den Lungen gut, die Behandlung mit Meerwasser und Algen soll zusätzlich - je nach Anwendung und Wunsch - den Kreislauf anregen, das Bindegewebe straffen, Muskeln, Knochen und das Immunsystem stärken oder einfach nur für neue Energie und ein gutes Körpergefühl sorgen. Wer braucht das nicht? Viele Jahre wurde Thalasso nur zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt, als klassischer Kuraufenthalt. Erst in den 70er Jahren setzte sich langsam die Idee durch, dass man Thalasso auch einfach zur Erholung, zum Stressabbau und zur Verschönerung buchen könnte. Heute gehört der Großteil der Thalasso-Gäste des Hotels zu dieser Kategorie, ich eingeschlossen. Trotzdem bekommt jeder vor Antritt einer einwöchigen Thalasso-Kur den ärztlichen Eingangs-Check von Dr. Schwanitz.

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Denn ein paar Risiken gibt es: Wer Bluthochdruck oder eine Herz-Kreislauf-Schwäche hat, kann Probleme mit zu heißen Bädern und Packungen bekommen, bei Gästen mit Schilddrüsenüber- funktion oder einer Jodallergie müssen die Algenpackungen gegebenenfalls durch Schlickpackungen ersetzt werden. Im Laufe des Gesprächs mit Frau Dr. Schwanitz entdecke ich allerdings noch eine weitere Risikogruppe, die sie nicht explizit erwähnt: Wer unter "Wellness" ausschließlich versteht, sich bei leiser Plingplang-Musik massieren und Kombucha- Grüntee-Getränke an die Liege bringen zu lassen, wird von echtem Thalasso womöglich enttäuscht sein. "Passivität und Aktivität sollten sich beim Thalasso abwechseln. Wir zwingen natürlich keinen, aber das Wandern in der aerosolen Brandungszone ist wichtig", sagt Dr. Schwanitz. "Geht auch ohne Stöcke."

3. Thalasso macht - erst mal - müde

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Der nächste Morgen beginnt mit Aquagymnastik im hauseigenen Schwimmbecken, in das ständig frisches Meerwasser durch eine Leitung direkt aus der Ostsee gepumpt wird (zum Glück gereinigt und auf angenehme Temperatur aufgewärmt). Ich hielt Aquagymnastik immer für eine Form von gelenkschonendem Nichtsport, aber Trainer Karl-Heinz Prudöhl (Olympiasieger im Ruder-Achter 1976) belehrt mich eines Besseren: Gegen den Wasserwiderstand anzulaufen oder Poolnudeln mit den Armen hinter dem Rücken unter die Wasseroberfläche zu pressen, wo die bunten Plastikteile nicht lange bleiben, kann sehr, sehr anstrengend sein.

Dafür werden aber Muskeln meines Körpers trainiert, von deren Existenz ich nicht mal wusste. Außerdem ist das warme Meerwasser einfach herrlich, und ich freue mich darauf, später noch ein paar Runden hier ziehen zu können. Wenig später mache ich die von Dr. Schwanitz empfohlene Klimawanderung in der "aerosolen Brandungszone" (also direkt am Wasser): ohne die angebotenen Nordic-Walking-Stöcke, dafür mit anderen Thalasso-Gästen und "Klimatherapeut" Sven Sörgel, der uns in regelmäßigen Abständen den Puls messen lässt. Der geht trotz des eher gemächlichen Schrittes tatsächlich deutlich nach oben - laufen ist gar nicht so einfach, im Sand und gegen den Wind. Ich bin stolz, als mein Klimatherapeut dennoch meine gute Kondition lobt. Und ganz schön kaputt. Macht nichts: Heute Nachmittag steht endlich Entspannung im Spa auf dem Programm!

4. Thalasso riecht ein wenig

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Viele Wellness-Anwendungen bestehen hauptsächlich aus Massagen und gut riechenden Masken. Thalasso ist dagegen eine überwiegend nichtkörperliche Angelegenheit. Wenn hier wer massiert, dann sind es nur selten Hände und in den meisten Fällen Meerwasserstrahlen wechselnder Intensität und Temperatur, mit denen man von einem Hydrotherapeuten mit der so genannten Jetdusche abgebraust wird (nicht zu verwechseln mit der Vichy-Dusche, die nur feintröpfiges, warmes Meerwasser auf einen rieseln lässt und unter der man sogar ab und an eine echte Massage genießen darf).

Vor allem aber riecht Thalasso nun mal nicht nach Erdbeeren, Schokolade oder Rosen, sondern eben ... nun ja, herzhaft nach Alge. So leicht fischig.

Das stelle ich fest, nachdem Physiotherapeutin Christiane Reifels mir zur Anregung des Stoffwechsels und für schöne Haut ein Meerwasserbad in der Thalasso-Wanne empfohlen hat. Ein Meersalzpeeling später sitze ich in einer Wanne mit 34 Grad warmem Meerwasser, in das mikropulverisierte Algen hereingerührt wurden, und lasse mich von 230 Düsen massieren - Füße, Unterschenkel, Oberschenkel, Rücken, Nacken und wieder zurück zu Füßen, Unterschenkel, Oberschenkel ... 25 Minuten lang, die viel zu kurz sind. Das Wasser ist schlammfarben, aber egal: Wen kümmert das schon, wenn man im Himmel ist? Leider hat Frau Reifels als Nächstes eine Algenpackung für mich vorgesehen: Ein frisch mit Wasser angerührter warmer Algenbrei wird auf meinem Körper verteilt, dann werde ich in Plastikfolie eingewickelt und mit einer Decke zugedeckt. Angeblich hilft das bei Gelenkschmerzen, entschlackend und entgiftend soll es auch sein. "Entspannen Sie sich", sagt Frau Reifels aufmunternd. Leider fühle ich mich wie ein Sushi knapp überm Haltbarkeitsdatum und rieche auch so. Unfassbar heiß ist mir in dem Plastikzeug außerdem. Offensichtlich liegt der Unterschied zwischen Himmel und Hölle in lediglich ein paar Grad mehr oder weniger.

Ich bin jedenfalls froh, als ich endlich, in einem Bademantel eingemummelt, im Ruhebereich bei einer Tasse Tee sitze. Immerhin: Meine Haut fühlt sich von Kopf bis Fuß unglaublich toll an.

5. Thalasso macht glücklich

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Am Abend trete ich wieder auf meinen Balkon. Ich hatte zum Abendessen das Thalasso-Vitalmenü (Ostsee-Fisch, viel Gemüse und zum Nachtisch Fruchtsorbet, zudem ein paar Gläser Weißwein - okay, man kann auch Reduktionskost bestellen, bei der man lediglich 1000 Kalorien pro Tag zu sich nimmt, aber man muss ja nicht übertreiben). Ich blicke aufs Meer. Und ich fühle mich tatsächlich, nach nur einem Tag, glücklich, entspannt und erholt. Sicher liegt es an den Thalasso-Behandlungen von meinen Physio-, Hydro- und Klimatherapeuten. Aber ganz sicher liegt es daran, weil einfach nichts besser für die Seele ist, als am Meer zu sein.

Was bedeutet "Original-Thalasso"?

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Mit "Thalasso-Kuren" werben viele Wellness-Resorts - sogar im Binnenland. Um diese rein kosmetischen Angebote von echtem, ganzheitlichem Thalasso zu unterscheiden, hat sich für Letzteres der Begriff "Original-Thalasso" eingebürgert. Der deutsche Thalassoverband (www.thalasso-verband.de) hat hierfür folgende Qualitätskriterien aufgestellt:

  • Das Zentrum muss direkt am Meer, im direkten Einfluss des Meeresklimas liegen.
  • Für die Behandlungen muss frisch geschöpftes Meerwasser verwendet werden. Das Meerwasser darf nicht behandelt werden, so dass die Inhaltsstoffe erhalten bleiben.
  • Jedes Zentrum muss über mindestens ein Schwimmbecken und eine ausreichende Anzahl von Kabinen verfügen, so dass jedem Kurgast täglich drei Einzelbehandlungen möglich sind.
  • Das Zentrum muss über einen oder mehrere Ärzte verfügen. Ein professionelles Team aus Masseuren, Hydrotherapeuten und Sportlehrern ist dort beschäftigt.
  • Hygiene- und Sicherheitskontrollen erfolgen ermanent.
  • Begleitend werden gesundheitsbildende Maßnahmen aus den Bereichen Entspannung, Ernährungsumstellung und körperliche Aktivität angeboten.

Wie Sie sich das Meer nach Hause holen können

Mit Algen

Rund 30 000 verschiedene Algenarten sind bekannt, die in ganz unterschiedlichen Formen auftreten, als Grünalgen, Braunalgen, Rotalgen und einzellige Mikroalgen. Allen ist jedoch eins gemein: Da sie keine Wurzeln haben, nehmen sie die Mineralstoffe und Spurenelemente aus dem Meer über ihre gesamte Oberfläche auf und können sie in hohen Konzentrationen speichern - in einem Kilo frischer Algen sind Aminosäuren, Spurenelemente und Vitamine von rund 100 000 Liter Meerwasser gespeichert. Algen liefern viel Feuchtigkeit und glätten die Haut, sie wirken entzündungshemmend, ihre Vitamine schützen vor freien Radikalen und wirken so als natürliches Anti-Aging-Mittel. Bäder mit flüssigen Algenextrakten regen Lymph- und Blutkreislauf an und geben neue Energie. Produkte mit Algen Z. B.: Zum Baden und Duschen: "Meeresalgenbad" von Biomaris, "Thalasso Meeres-Hydromassage" von Guam, "Aquamondi Bretagne Douche Lissante Reminéralisante" von Daniel Jouvance, "Body Splash Vital Badetabs" von Thalgo Fürs Gesicht: "Schaummaske Meeresalgen & Mineralien" von Merz Spezial, Tagespflege "Rides Repair Pur Silicium" von Biotherm (mit Thermalplankton), Luxuspflege "The Moisturizing Gel Cream" von La Mer, straffendes Balsam "Baume Beauté Eclair" von Clarins, "Schützende Tagescreme" von Oceanwell (Naturkosmetik von Meeresbiologen) Für den Körper: "Thalasso Body-Mask" von Lily Rose, "Crème Subliminale" von Thalgo Algenpulver zum Anrühren für Packungen gibt es z. B. von ThalassoPlus. Für die Hände: "Handcreme Algenextrakt" von CD, Pflege-Patches "Ultra Rich Algae & Caviar Treatment" von Koh

Mit Meerwasser

Es gibt spezielle Kosmetik, die auf der Basis von Meerestiefwasser hergestellt ist - dieses Wasser enthält Pflanzenaus züge, Vitamine, Meersalz und Algenextrakte. Meerestiefwasser regt die Durchblutung der Haut an, die gelösten Mineralsalze machen die Haut geschmeidig und geben ihr ein frisches Aussehen. Da sich Meerwasser und Blutplasma in ihrer physio logischen Zusammensetzung sehr ähnlich sind, sind diese Produkte in der Regel auch für empfindliche Haut gut verträglich. Produkte mit Meerestiefwasser Z. B.: "AromaThalasso Body Spray fresh" von Biomaris, Aqua-Spray "Eau Physiomarine Pure" von Daniel Jouvance, "Muroto Volume Shampoo" von Shu Uemura (für feines Haar)

Mit Meeresschlick

Meereschlick enthält zehnmal mehr Mineralstoffe als Meerwasser, außerdem kann der feinkörnige Ton sehr gut Wärme speichern, die bei allen Erkrankungen des Bewegungsapparates guttut - Meeresschlickpackungen werden daher zum Beispiel bei Rheuma oder verletztungsbedingten Schwellungen eingesetzt. In der Kosmetik wird Meeresschlick vor allem wegen seiner tiefenreinigenden Wirkung bei unreiner Haut angewendet, außerdem fördert er die Durchblutung und versorgt die Haut mit wichtigen Mineralien, er wirkt entzündungshemmend und stillt Juckreiz. Produkte mit Meeresschlick Z. B.: "Meeresschlick-Verband" von DermaMare (bei Entzündungen, Schwellungen, Schmerzen), "Reinigende Schlamm-Maske" von Ahava (mit Schlamm aus dem Toten Meer), "Ultra Körpercreme" von La mer Cuxhaven (mit Meeresschlick und Kaviar-Extrakt)

Mit Meersalz

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Besonders gern wird in der Kosmetik Salz aus dem Toten Meer verwendet, das mit rund 30 Prozent eine etwa zehnmal höhere Mineralsalzkonzentration aufweist als alle übrigen Meere. Die darin enthaltenen Mineralien wie Magnesium, Kalium, Kalzium und Brom lindern Schuppenflechte, Hautunreinheiten, Juckreiz, Rheuma, Ischias; sogar gegen Migräne wird ein Meersalz-Bad empfohlen. Empfindliche und problematische Haut wird mit einem Meersalz-Peeling porentief gereinigt. Produkte mit Meersalz Z. B.: "Totes Meer Flüssigsalz BadeElixier" von DermaSel, "Let's circulate" von Origins (Körpermassageseife), "Med MCC3 Meersalz Creme" von La mer Cuxhaven (für trockene Haut) Körperpeeling: "Sali Esfoliante" von Borghese, "Gommage aux huiles essentielles" von Orlane Für die Hände: "Totes Meer Salz Handcreme pur" von DermaSel

Hotels, die Original-Thalasso anbieten

An der Ostsee: "Hotel Neptun", Seestraße 19, 18119 Rostock-Warnemünde, Tel. 03 81/777-0, www.hotel-neptun.de

"Grand Spa Resort A-Rosa Travemünde", Außenallee 10, 23570 Lübeck-Travemünde, Tel. 045 02/307 06 32, http://resorts.a-rosa.de

An der Nordsee: "Badhotel Sternhagen", Cuxhavener Straße 86, 27476 Cuxhaven, Tel. 047 21/434-0, www.badhotel-sternhagen.de

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Im Ausland: Die meisten Original-Thalasso- Zentren gibt es in Frankreich, speziell in der Bretagne. Aber auch Tunesien besitzt eine große Anzahl hochklassiger Häuser. Informationen zu Thalasso in Frankreich beim Maison de la France, Zeppelinallee 37, 60325 Frankfurt am Main, Tel. 09 00/157 00 25 (0,49 Euro/Minute aus dem deutschen Festnetz), http://de.franceguide.com

Eine Liste aller Thalasso- Zentren in Tunesien findet man auf der Webseite des Fremdenverkehrsamtes Tunesien in Deutschland unter www.tunesien.info/ aktivitaeten/thalasso

Fotos: Fotolia, Andrea Herzog, Getty Images Produktion: Bénédicte Mohr Text: Sonja Niemann

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