Linsen – Allround-Talente mit vielen Gesichtern
Linsen stehen – natürlich vollkommen zu Unrecht – in dem Ruf, nicht besonders sexy zu sein. Ihnen haftet immer noch so ein bisschen das Image des faden Arme-Leute-Essens an, das es einst war. Und das, obwohl die Hülsenfrüchte in der modernen Küche längst unter Beweis gestellt haben, wie wandlungsfähig und vielseitig sie sind. Ob deftig, exotisch oder gar als süße Variante – Linsen überraschen in Geschmackskombinationen, die man ihnen gar nicht zugetraut hätte. In deftigen Eintöpfen, im Curry, in indischen Dals, aromatischen Aufstrichen, in gesunden Salaten oder als Beilage zeigen sie, dass der Fantasie bei der Zubereitung von Linsen keinerlei Grenzen gesetzt sind. Und wenn euch das an Vielfalt noch nicht reicht, backt doch mal einen Kuchen mit Linsen.
Obwohl der Linse etwas Urdeutsches anhaftet, stammt die Gattung der Linsen ursprünglich aus Kleinasien. Schon in der Jungsteinzeit bauten die Menschen zwischen Syrien und Ägypten Linsen als Grundnahrungsmittel an. Auch aus Griechenland und Bulgarien gibt es Hinweise darauf, dass bereits vor 7.000 Jahren Linsen angebaut wurden. Grund genug, sich die Hülsenfrucht einmal genauer anzusehen. Unsere kleine Warenkunde soll euch ermutigen, Linsen häufiger in eure gesunde und ausgewogene Ernährung zu integrieren.
So gesund: Warum wir mehr Linsen essen sollten
Damals wie heute werden Linsen für ihre Nahrhaftigkeit geschätzt. Sie enthalten viele wichtige Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe und sorgen mit ihren vielen komplexen Kohlenhydraten dafür, dass das Sättigungsgefühl sehr lange anhält und der Blutzuckerspiegel nur langsam und allmählich ansteigt. Das wirkt sich positiv auf die Verdauung aus und macht die Linse praktisch zu einem der am meisten unterschätzten Superfoods.
Durch ihre besondere Superkraft, Giftstoffe aus dem Darm aufzunehmen und zu entsorgen, stärkt sie das Immunsystem. Neben zahlreichen Antioxidantien weisen sie auch einen hohen Anteil an Kalium, Magnesium, Eisen und Zink auf und gelten wegen ihres hohen Folsäure-Anteils als das ideale Lebensmittel in der Schwangerschaft. Auch Vegetarier und Veganer sollten Linsen regelmäßig in ihren Speiseplan integrieren. Sie stellen eine gute Eiweißquelle dar und garantieren in der Kombination mit vollwertigem Reis, dass über die Ernährung alle essentiellen Aminosäuren aufgenommen werden.
Kochen mit verschiedenen Linsensorten
Das klingt jetzt alles recht wissenschaftlich, doch die Liebe zur Linse ist auch eine Geschmacksfrage: Wir lieben ihr nussiges Aroma, ihre Bissfestigeit und ihre Wandelbarkeit, die immer wieder aufs Neue überrascht. Linse ist aber nicht gleich Linse. Es gibt verschiedene Linsensorten, die sich nicht nur im Aussehen, sondern auch im Geschmack unterscheiden – und sie alle haben es verdient, hin und wieder auf unsere Teller zu kommen. Da gibt es die großen Tellerlinsen, die man typischerweise für deftige deutsche Eintöpfe verwendet. Dann gibt es rote Linsen, die aus Indien stammen und die unter anderem im indischen Nationalgericht Dal verwendet werden. Der Vorteil: Weil sie bereits geschält sind, sind sie, ähnlich wie gelbe Linsen, auch schnell gar.
Schwarze Linsen heißen Belugalinsen, werden aber auch als Kaviarlinsen bezeichnet. Sie haben einen besonders feinen Geschmack und eine feste Konsistenz. Sie finden vor allem in der gehobenen Küche Einsatz. Das gleiche gilt auch für die Puy-Linsen, die zu den edelsten Linsensorten zählen. Sie werden gerne für Salate benutzt und zeichnen sich durch einen nussigen Geschmack und ihren knackigen Biss aus. Welche Linsenart jeweils die Richtige für das jeweilige Rezept ist, erfahrt ihr natürlich in der Zutatenliste. Wichtig: Die Zubereitung von Linsen ist – bei den ungeschälten Sorten – recht zeitaufwendig. Ihr müsst sie über Nacht in Wasser eingelegen und anschließend noch einmal 30 bis 60 Minuten lang die Linsen kochen.
Moderne und kreative Rezepte mit Linsen
Lässt man sich auf das kulinarische Experiment Linsen ein, sollte man sich auf eine Menge Überraschungen gefasst machen. In unseren Rezepten findet ihr zum Beispiel ein fruchtiges Linsencurry mit Melone, einen Linsensalat mit Harissa-Garnelen, der mit einer ungewöhnlichen Kombination aus Zimt, Ingwer und Granatapfel für Furore sorgt, leichte Linsenbällchen, die der Falafel, dem orientalischen Kichererbsenbällchen nachempfunden sind, und mit einem feinen Joghurt-Dip daherkommen sowie ein Highlight aus der französischen inspirierten Küche: Linsensalat mit Fenchel und Pastis.
Aber auch die klassisch deftigen Gerichte fehlen nicht: So wandeln wir zum Beispiel die traditionelle deutsche Linsensuppe mit Tellerlinsen ab, indem wir der Suppe die italienische Fenchelbratwurst Salsiccia zugeben. Sie bringt ein ganz neues, würziges Aroma in die gute alte Hausmannskost. Ein Klassiker aus Schwaben ist natürlich ebenfalls dabei: Linsen und Spätzle mit Würstchen. Es lohnt sich also auf jeden Fall, durch die Rezepte oben zu schauen und sich inspirieren zu lassen. Denn in Linsen steckt so viel mehr, als man denkt.