Anzeige

Die vielseitige Pflanze

Blätter der Verveine-Pflanze
© Skyprayer2005 / Shutterstock
Sie duftet nach Zitroneneis, ist ein vorzügliches Heilkraut, schmeckt wunderbar als Tee und im Essen. Doch kaum jemand kennt die Verveine, bei uns auch Zitronenverbene genannt. Die Agrarwissenschaftlerin Gabriele Stoll will das ändern.

Über dem Garten mit den alten Obstbäumen und den Skulpturen aus rostrotem Stahl und Stein liegt ein eigenartiger Duft: frisch und leicht, ein bisschen wie Zitroneneis. Gabriele Stoll hebt ihren Kopf mit dem Strohhut aus dem brusthohen Grün, in den Armen einen Korb voller Kräuter. Es ist Erntezeit im Rheintal. Die 54-Jährige streift von oben nach unten mit der Hand am Stängel der Pflanze entlang, bis die lanzenförmigen Blätter des Verveinestrauchs sich ablösen. "So müssen Sie die Finger halten", sagt sie und bildet mit Zeigefinger und Daumen einen Kreis.

Ein alter Traktor fährt knatternd den Feldweg hinauf. Am Steuer sitzt Gabrieles 81-jährige Mutter. Walburga Stoll hilft heute beim Ernten der Kräuter, die ihre Tochter seit einiger Zeit in Deutschland populär machen.

Verveinetee wird traditionell in Frankreich nach dem Essen getrunken. Auch auf den Märkten von Damaskus, Tunis und Marrakesch sieht man überall die getrockneten silbrig-grünen Blätter, die in großen Jutesäcken zum Kauf angeboten werden. In Deutschland ist die Verveine, auch Zitronenverbene genannt, in Vergessenheit geraten. Genauso wie das eng mit ihr verwandte, jedoch nicht so aromatische Eisenkraut wurde sie allenfalls noch wegen ihrer medizinischen Eigenschaften geschätzt: Verbene soll die Nerven stärken, den Schlaf fördern und den Stoffwechsel anregen. Wie köstlich sie schmeckt, ahnte hierzulande keiner mehr. Das wollte Gabriele Stoll, Doktorin der Agrarwissenschaften, ändern.

Ihr Spezialgebiet sind Pflanzen, die allein durch ihren Duft Schädlinge fernhalten. Sechs Jahre forschte sie darüber in Thailand und auf den Philippinen. Nachdem sie in ihr Heimatdorf Hohberg im südwestdeutschen Rheintal zurückgekehrt war, legte sie sich einen Schaugarten an, mit Skulpturen und hunderten von ausgefallenen Pflanzen. Sie hatte dafür auch verschiedene zitronenartig riechende Kräuter ausgewählt, darunter - Verveine. Als sie die Pflanze in die Hände bekam, war sie augenblicklich fasziniert. "Verveine erfrischt, beflügelt geradezu", sagt Gabriele Stoll. "Schon der Duft bereitet einen kleinen Glücksmoment, und wer den Tee trinkt, merkt sofort, dass er guttut." Das sagte jeder, dem sie ihr Lieblingskraut wortwörtlich unter die Nase rieb.

Aus der Begeisterung wurde eine Geschäftsidee. Gabriele Stoll gründete die Firma Gourveine, die Bio-Tee und andere Produkte rund um die Zitronenverbene vertreibt. Anbauen lässt sie ihre Kräuter von Vertragspartnern im östlichen Mittelmeerraum und in Südamerika.

In ihrem Garten erprobt sie für ihre Bauern die besten Pflanzensorten mit dem reichsten Aroma, die schonendsten biologischen Anbaumethoden und Erntetechniken. Und von hier holt sie sich die frischen Kräuter, die sie braucht, um in der Küche neue Ideen zu testen. Denn nur Tee zu produzieren, wie ganz am Anfang, reichte ihr schnell nicht mehr.

"Ich habe wild experimentiert", erzählt sie lächelnd. Zuerst kreierte sie einen Sirup aus dem Extrakt der frischen grünen Blätter. Dann kamen aromatisierte Gewürze, Gelees, Essig, Süßigkeiten, Likör und eine duftende Seife dazu. Der Renner im letzten Jahr: ein erfrischender Perlwein, genannt Secco Cedron. Und sie hat schon wieder etwas Neues in Arbeit. "Aber darüber spreche ich noch nicht", sagt sie und verschwindet wieder im üppigen Grün.

Erbsen-Gurken-Salat mit gedämpften Lachs

3 Portionen

Salat: 8 getrocknete Verveine- Teeblätter, 300 g TK-Erbsen, 1 Salatgurke (450 g), 2 Lauchzwiebeln, 1 EL Verveinegelee (oder Apfel- oder Quittengelee), 2 EL Maiskeimöl, Salz, frisch gemahlener Pfeffer;

Fisch: 300 g Lachsfilet (ohne Haut), 1/2 Bio- Zitrone; 2 EL Crème fraîche

  • Für den Salat: Verveineblätter mit 100 ml siedendem Wasser überbrühen, 10 Minuten ziehen lassen. Erbsen auftauen.
  • Salatgurke schälen, längs halbieren und Kerne herauskratzen. Gurkenhälften in Scheiben schneiden. Lauchzwiebeln putzen, abspülen und in Ringe schneiden.
  • Verveinetee durch ein Sieb gießen (Blätter aufheben). Verveinetee und Gelee zusammen glatt rühren. Das Öl unterrühren und die Soße mit Salz und Pfeffer abschmecken.
  • Erbsen, Gurkenscheiben und die Salatsoße mischen.
  • Für den Fisch: Lachsfilet abspülen, mit Küchenkrepp trocken tupfen, in Würfel schneiden und mit Salz und Pfeffer würzen. Würfel auf 2 Stücke Butterbrotpapier verteilen. Jeweils eine Zitronenscheibe darauflegen. Das Papier zu kleinen Päckchen verschließen und den Fisch in einem Dämpfer etwa 10 Minuten dämpfen. Oder den Dampf-Gar-Beutel (von Toppits) verwenden und die Lachswürfel in der Mikrowelle nach Packungsangabe etwa 1-2 Minuten garen.

Kohlrabischaumsüppchen

4 Portionen 12 getrocknete Verveine-Teeblätter, 1 Kohlrabi (400 g), 1 Schalotte, 1 EL Butter, 1-2 TL Fleischpaste (aus dem Glas; oder gekörnte Gemüsebrühe), 100 g Schlagsahne, Verveine-Kräutersalz (oder normales Salz), frisch gemahlener Pfeffer, etwas Zitronensaft; evtl. 1 Prise Edelsüß-Paprikapulver

  • Verveineblätter mit 300 ml siedendem Wasser überbrühen und 10 Minuten ziehen lassen.
  • Kohlrabi schälen und würfeln. Schalotte schälen, in feine Würfel schneiden und in der heißen Butter hellgelb andünsten.
  • Kohlrabi dazugeben und kurz mitdünsten. Verveinetee mit den Blättern und Fleischpaste dazugeben. Abgedeckt etwa 10 Minuten kochen lassen.
  • Suppe mit dem Stabmixer pürieren. Die Sahne dazugießen, aufkochen und mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken.
  • Die Suppe mit dem Stabmixer noch einmal schaumig aufschlagen, in Suppentassen füllen und eventuell mit Paprikapulver bestäuben. Dazu: geröstete Brotstreifen
  • Die Päckchen vorsichtig (heißer Dampf!) öffnen und den Lachs auf dem Salat anrichten.
  • Beiseite gestellte Teeblätter in Streifen schneiden oder fein hacken. Crème fraîche mit Salz und Pfeffer würzen, auf den Salat geben und mit den Teeblättern bestreuen.

Himbeer-Verveine-Creme

4 Portionen

Verveinesirup: 100 g Zucker, 4 Verveine-Teeblätter

Creme: 4 Blätter weiße Gelatine, 500 g Vollmilchjoghurt, 1 Päckchen Vanillezucker, 1 TL Zitronensaft, 100 g Schlagsahne, 250 g Himbeeren

  • Für den Sirup: 100 ml Wasser und Zucker aufkochen und 2 Minuten kochen lassen, bis der Zucker ganz gelöst ist. Die Verveine-Teeblätter hineingeben und über Nacht durchziehen lassen.
  • Für die Creme: Gelatine nach Packungsanweisung in kaltem Wasser einweichen.
  • 8 EL Verveinesirup und Joghurt verrühren und mit Vanillezucker und Zitronensaft abschmecken.
  • Gelatine ausdrücken und im heißen Wasserbad auflösen. Gelatine unter die Joghurtcreme rühren und kalt stellen.
  • Schlagsahne steif schlagen. Himbeeren verlesen.
  • Wenn die Joghurtcreme zu gelieren beginnt, Schlagsahne und die Hälfte der Himbeeren unterheben. In Gläser füllen und kalt stellen.
  • Zum Servieren die Creme mit den restlichen Himbeeren garnieren und etwas Verveinesirup mit Verveineblättern darübergeben.

Tipps: Der Sirup schmeckt auch im Joghurt, in Cremes für Kuchenfüllungen, im Obstsalat und als Sommerdrink, aufgegossen mit Sekt oder kaltem Mineralwasser mit einem Stück Zitronenschale.

Verveine-Probierpaket zum Bestellen BRIGITTE WOMAN-Leserinnen können ein Verveine-Paket zum Sonderpreis von 21,50 Euro inkl. Versand bestellen. Es enthält: 1 x Bio-Verveine-Kräutergelee pikant, mit Chili und Ingwer (125 g) 3 x Bio-Piccolo Secco Cedron (je 0,2 l) 1 x Bio-Verveine-Tee (40 g, 120 Tassen) Bei: Gourveine, Dr. Gabriele Stoll, Buehlengasse 2, 77749 Hohberg, Tel. 078 08/91 11 69, info@gourveine.org oder über www.gourveine.org, Stichwort: BRIGITTE WOMAN Verveine

Text: Brigitte Jurczyk

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel