Anzeige

Endlich Schnee! 3 Ideen, um den Winter nach Herzenslust zu genießen

Winterfreuden: Schneeschuhwandern
© Creative Travel Projects / Shutterstock
Winter verzaubert und macht mutig, er schenkt Muße und kindliche Lebensfreude. Von Sylt bis zur Schweiz: Drei BRIGITTE-Autorinnen teilen ihre Winterfreuden, verraten Adressen und geben Tipps.

Skitouren in der Schweiz: Weiter weg geht nicht 

Der Winter ist für Autorin Stefana Häberle eine willkommene Herausforderung: Bei ihren Skitouren in der Schweiz geht sie an die eigene Grenze.

Winterfreuden: Schneeschuhwandern
© Creative Travel Projects / Shutterstock

Ich folge der einsamen Spur meines Freundes Sebastian. Wir sind zusammen auf dieser Skitour in den Appenzeller Alpen, erst hinauf zum Risipass und von da auf den steilen Schlusshang des Stockbergs, 1781 Meter hoch. Wie eine Raupe arbeite ich mich Stück um Stück nach oben. Winzige Eisnadeln fallen aus dem Nebel, brennen im Gesicht. Unter der Jacke rinnt der Schweiß, gleichzeitig kann ich trotz dicker Handschuhe die Finger vor Kälte kaum spüren. Das Gehen mit den Tourenski ist ermüdend. Die Kraft lässt nach, die Beine zittern, und ich muss mich auf jede Bewegung konzentrieren. Ich will nur noch eins: weitergehen. Jeder Höhenmeter, den ich überwinde, macht mich stärker. Schenkt mir innere Ruhe.

Die Winterlandschaft trägt zarte Schleier. Überschneite Weideflächen und weite Fluren hüllen sich in Dunst und Stille. Mächtige Berge beidseits des Talschlusses erinnern daran, dass man hier eine andere Welt betritt. Man hört das leise Rauschen des Windes in den Wipfeln der Tannen und Föhren, den Ruf des Steinadlers, der in felsiger Höhe seine Kreise zieht. Ein Ort, himmelweit entfernt vom Alltag.

Am Gipfel: gleißendes Licht, Blick über schneebestäubte Bergspitzen bis zum Horizont. Ich heule vor Glück. Weil ich dort bin, wo der Alltag nicht hinkommt. Weil diese Aussicht so unfassbar schön ist. Keiner von uns zerredet diese kostbare Stille. Ein leises "fantastisch!" genügt, um diesen Zaubermoment miteinander zu teilen.

Es zieht mich immer wieder ins Appenzellerland. Hier ins Schweizer Idyll südlich des Bodensees. Eine Bilderbuch-Landschaft: Sanfte Hügel, liebevoll drapiert mit lichten Wäldern, erheben sich aus dem Zwielicht des Nachmittags. Weidezäune ragen als dunkle Linien aus dem Schnee. Verlassene Langlaufloipen queren. Hier ein Dorf mit bunten Häusern rund um den Marktplatz, dort ein abgeschiedenes Gehöft.

Wir haben uns in ein 200 Jahre altes Bauernhaus einquartiert, dessen Zauber uns so tief berührt, dass wir immer wieder zurückkehren, um hier die Winterferien zu verbringen. Das Bauernhaus hat unten neben einer Küche zwei Stuben und unterm Dach zwei Schlafkammern sowie einen kleinen Garten und einen Apfelbaum mitten auf der Kuhweide. Sebastian heizt den Kachelofen kräftig ein, der wohlige Wärme verbreitet. Wir essen kleine Ofenkartoffeln mit geschmolzenem Käse, als Nachtisch gibt es Bratäpfel mit Zimt. Später lauschen wir dem Feuerknistern und Flammengeflüster, das wie Musik in unseren Ohren klingt. Langsam entspannen sich die Muskeln. Bilder vom Tag tauchen auf, eine Landschaft karg und gewaltig. Einsamer nie als im Winter. Je länger ich hier bin, umso mehr entferne ich mich von den Dingen, die uns scheinbar wichtig sind. Das einfache Leben erdet mich wieder. Wenigstens für die nächsten paar Monate.

Reisetipps: Winter in Appenzell

Berghäuser und Ferienwohnungen in Berghäusern, die im Winter vermietet werden, stehen auf www.appenzell.info. Hier finden sich auch Berggasthöfe, die urige Doppelzimmer anbieten, z. B. der Berggasthof "Kronberg", www.kronberg.ch, oder das Waldgasthaus "Lehmen", www.lehmen.ch.

Tipp: Wer sich in den Bergen nicht auskennt, sollte auf keinen Fall im Winter allein unterwegs sein. Besser sind geführte Schneeschuh-/Skitouren. Weitere Infos https://appenzellerland.ch oder www.myswitzerland.com.

Stefana Häberle

Sylt: Seelenlandschaft aus Eis

Betörend, zauberhaft, magisch - die Worte sind abgenutzt. Die Wirklichkeit ist es nicht. Für Karin Weber-Duve gehört ein Spaziergang am winterwütigen Meer auf der Nordseeinsel Sylt zu den schönsten Erlebnissen des ganzen Jahres.

Winterfreuden: Sylt
© Blende8 / Shutterstock

Ein Schritt, ein Atemzug. Ein Schritt, ein Atemzug, ein Schritt, ein Atemzug. Der tief gefrorene Strandsaum knirscht unter meinen Füßen. Ich bin am Ellenbogen, dem nördlichsten Teil der Insel - Lichtjahre entfernt von der Kampener Whiskey- und Champagnermeile. Der Spaziergang gleicht einer Meditation: Der Kopf wird frei von störenden Gedanken, Grübeleien, Sorgen. Schmutz wird aus der Seele gezogen, und ich habe nur noch Augen für diese Winterwunderwelt, auf die ich mich 360 Tage im Jahr freue: die wild schäumende Nordsee, der fahlblaue Himmel, groß und übermächtig. Die schneebedeckte Dünenlandschaft - wie ein Miniatur-Alpenpanorama -, die filigranen, mit dünner Eisschicht umhüllten Strandgräser, die im Gegenlicht aussehen wie kunstvolle japanische Tuschezeichnungen. Mein Atem dampft, und ich frage mich, ob Möwen eigentlich anders Luft holen als wir - da dampft nichts, obwohl sie immerzu kreischen.

Wie immer, wenn ich am Meer bin, fällt mir der Begriff vom "geordneten Chaos" ein. Der Strand in Meeresnähe ist voller wellenförmiger Muster und Abdrücke, aber keine Linie gleicht der anderen. Jede Muschel ist ein Unikat, jede Düne hat ihre ureigene Form und jedes Sandkorn auch. Die Natur ist einmalig - das perfekte Gegenprogramm zur Welt der Informationstechnologie mit ihren Alias-, Kopier- und Duplizierfunktionen. Da glitzert etwas wie ein Bergkristall, ausgerechnet hier, am nördlichsten Punkt Deutschlands! Bei genauem Hinschauen entpuppt sich der weißgrau gezackte Halbedelstein als Talmi: ein Riesenklumpen Wachs.

Der Hamburger Autor Fritz J. Raddatz hat einmal geschrieben, jeder Mensch habe eine Landschaft, zu der er "Du" sagt. Raddatz und ich haben wohl sonst nicht viel gemein - außer, dass unser beider "Du" der Nordseeinsel Sylt gilt. Bei ihm ganzjährig, bei mir wenige Dezembertage "zwischen den Jahren".

Unruhe, Vorfreude, Sehnsucht. Wenn ich vom Parkplatz auf eisglattem Holzplankenweg quer durch die Dünen in Richtung Strand balanciere, habe ich vor Aufregung Herzklopfen. Obwohl ich längst das Rauschen der Wellen höre, gibt es diesen wimpernschlagkurzen Moment kindischen Zweifels: Ist es wirklich da? Immerhin war ich ja weg. Und dann liegt es vor mir, das Meer. Es war Jahrmillionen vor mir dort und wird noch Jahrmillionen nach mir da sein und bei Sturm zuverlässig Stück um Stück einige Kliff-Fetzen wegbeißen.

Mir ist kalt, eiskalt, trotz Wolle auf dem Kopf, Pelz in den Stiefeln und Daunen im Mantel. Wie viele Tiere und Arten haben dazu beigetragen, mich zu wärmen? Doch jetzt ist es an der Zeit, einzukehren. Auch das ist ein Ritual und, wie die Bundeskanzlerin sagen würde, alternativlos: die "Strandhalle" in Richtung List mit (österreichischen!) Spezialitäten. Ein Wiener Schnitzel, das großzügig über den Tellerrand lappt - als Vorfreude auf den Sommerurlaub in den Bergen.

Schöne Winterhotels auf Sylt

A-Rosa Sylt. Eingebettet in eine Dünenlandschaft an der Wattseite von List, mit sehr schönem Spa-Bereich und großem Pool (www.a-rosa-resorts.de).

Fährhaus Sylt Das zauberhafte Haus in Munkmarsch ist bekannt für seine gute Küche (www.faehrhaus-sylt.de). 

Überall, wo es Berge gibt: Sich beim Rodeln wie ein Kind fühlen

Rodeln, bis die Laternen angehen, so wie früher als Kind - das ist für Andrea Hacke das Schönste am Winter.

Winterfreuden: Rodeln
© Canetti / Shutterstock

Sobald draußen der erste Schnee liegt, passiert in mir die Verwandlung: Im Bauch geht es los mit diesem freudigen Gefühl, dann erreicht die Leichtigkeit den Brustkorb, und schon spüre ich Energien in mir, über die ein erwachsener Mensch an sich gar nicht mehr verfügt.

Ich bin glücklich, wenn die Geschwindigkeit zunimmt, ich durch die Luft fliege und manchmal kurz aufschreie, wenn eine überraschend aufgetretene Unebenheit im Boden mir plötzlich die Kontrolle entreißt. Aber warte nur, gleich habe ich dich wieder! Manchmal fallen wir auch extra runter vom Schlitten, lassen uns durch den Schnee kugeln, und ich bin froh, Kinder zu haben, mit denen ich so ausgelassen Winterfreude erleben kann.

Wenn die Welt um mich herum weiß wird, fühle ich mich wieder wie ein Kind, springe in wasserfeste Klamotten, habe kaum Zeit, Mütze, Schal und Handschuhe anzuziehen, denn da draußen wartet der Berg. "Kinder, ab auf die Piste!" heißt jetzt der Schlachtruf, dann schnappen sich meine beiden Söhne und ich jeweils einen Schlitten, und unsere Gesichter strahlen, während wir draußen nebeneinanderher laufen, dem Höhepunkt entgegen. Gleich werden wir da sein, dürfen rodeln, abwärts sausen durch die fallenden Schneeflocken. Was dann noch zählt, sind die Bahn, die selbst gebauten Sprungschanzen und die übrigen Rodler, die wir natürlich überholen wollen. Mein Kopf ist frei von Konferenzen und noch unerledigten Aufgaben. Jetzt besteht mein Dasein aus Anlaufnehmen, Runterflitzen, Den-Schlitten-Hochziehen. Und wieder von vorn.

Nach Hause gehen wir erst, wenn der Himmel uns das Licht ausmacht. Und dann kommt die nächste Krönung: Zu Hause, wenn uns die Wangen und Ohren glühen nach dem Wechsel von der Kälte in die Wärme, verputzen wir unser Nach-Rodel-Essen - Kaiserschmarrn mit Zimtpflaumen oder Bratapfel mit Vanillesoße. Wir reden auch beim Essen noch eifrig vom Rodeln, vom härtesten Fall und vom besten Ausweichmanöver. Wir sind eine Einheit. Und insgeheim hoffe ich, es werde wochenlang nicht tauen.

Drei herrliche Rodelstrecken in Deutschland

Kranzberg/Oberbayern 1,6 Kilometer lange Strecke von Kranzberg nach Mittenwald im Karwendel (www.alpenwelt-karwendel.de).

Am Wallberg/Oberbayern Mit 6,5 Kilo-metern die längste Natur-Rodelbahn Deutsch¬lands, von 1620 Meter Höhe geht's bergab (www.wallbergbahn.de).

Mittagsgipfel/Allgäu 5,1 Kilometer lange Strecke bis nach Immenstadt (www.mittagbahn.de). Die Schlitten können an den jeweiligen Talstationen gemietet werden.

Brigitte

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel