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Ziele für kurze Heimaturlaube

Sie haben nur wenige Tage frei und möchten ein bisschen rauskommen, haben aber keine Lust auf eine weite Anreise? Wir haben Tipps für Ihren Kurzurlaub in Deutschland.

Hessen: Einfach märchenhaft

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Waren Sie schon mal im Nationalpark Kellerwald? Das ist dort, wo sich die Baumkronen eines uralten Waldes im Wind wiegen, so dass es wie ein Flüstern klingt. Wo Spechte den Takt klopfen und es im Sommer in den Wiesentälern nach Wildblumen duftet. Man könnte auch sagen: zwischen Kassel und Marburg, aber dann klingt es ja nicht mehr märchenhaft. Dabei hatten die Gebrüder Grimm den Wald vor Augen, als sie Hänsel und Gretel schrieben. Vorsicht: Noch heute stehen unter den Buchen Gebäude, die sehen aus wie Knusperhäuschen.

Ankommen: Der Kellerwald liegt etwa 40 Kilometer nördlich von Marburg, 55 Kilometer südwestlich von Kassel.

Unterkommen: Bärenmühle, historische Mühle mit Badesee vor der Tür. Drei Übernachtungen ohne Frühstück in einer Ferienwohnung, geführte Wanderungen, ab 180 Euro (Gerlinde Himmelmann, Hainaerstr. 12, 35066 Frankenberg, Tel. 0162/3092895, www.baerenmuehle.de).

Berchtesgaden: Überblick bewahren

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Watzmann, Königssee, Rossfeld, Almbachklamm: wenn das nicht gewaltig klingt. Ist es auch. Der Nationalpark Berchtesgaden, eine Melange aus Grün und Blau, aus Hoch und Tief: Vom Jenner aus, 1874 Meter über dem Meer, lässt sich das alles - und außerdem noch 100 Bergspitzen - wunderbar überblicken. Die Seilbahn fährt hoch, oben liegen Almwiesen, Berghütten und Murmeltiere.

Ankommen: Täglich und direkt nach Berchtesgaden fahren Intercity-Züge von Hamburg via Hannover, Würzburg und München sowie von Dortmund/Köln via Mainz, Nürnberg und München (www.fahrtziel-natur.de).

Unterkommen: Übernachtungstipps bei der Tourismus GmbH (Königsseer Str. 2, 83471 Berchtesgaden, Tel. 08652/9670, Fax 967400, www.berchtesgadener-land.info).

Weiterkommen: Die Nationalparkverwaltung bietet geführte Wanderungen an (Doktorberg 6, 83471 Berchtesgaden, Tel. 08652/96860, Fax 968640, www.nationalpark-berchtesgaden.de).

Sachsen: Schloss Proschwitz

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Weinprobe inklusive Lange Zeit führt der Weg über Felder, Wiesen, Alleen, schlängelt sich durch winzige Dörfer. Plötzlich hört er einfach auf. Vor mir stürzt der Hang mit den Weinstöcken ins Tal, dahinter ragen die Türme des Meißner Doms am anderen Elbufer. Das ist also der Weinberg mit dem schönsten Ausblick ins Elbtal: das "Schloss Proschwitz", nördlich von Meißen gelegen. Seit 800 Jahren wird hier Wein angebaut: Elbling, Traminer, Scheurebe - heute gehört er zu den Toplagen in Deutschland. Vor rund zehn Jahren hatte Georg Prinz zur Lippe das unter russischer Besatzung enteignete Weingut seiner Familie zurückgekauft und seitdem beständig ausgebaut. In einem 300 Jahre alten restaurierten Vierseitenhof in Zadel werden heute 13 verschiedene Sorten gekeltert und in einer Vinothek vorgestellt. Nach der Degustation muss man sich keine Sorgen um die Heimfahrt machen: Gemütliche Zimmer und Ferienwohnungen mit Blick auf den verwunschenen Gutshofgarten warten auf Gäste. Ein ideales Quartier auch, wenn man zuvor eines der Konzerte oder Gartenseminare auf dem nahegelegenen "Schloss Proschwitz" besuchen möchte. Oder aber nach einer Weinprobe in den Weinbergen über der Elbe. Danach scheint mir der angestrahlte Dom hinter den dunklen Blättern der Weinstöcken unwirklicher als je zuvor, wie ein riesiges Raumschiff, das sich hierher verirrt hat. Oder habe ich doch ein Gläschen von diesem wundervollen Riesling zu viel getrunken? Kristina Maroldt

Ankommen: Auf der A13 Berlin-Dresden bis Abfahrt Radeburg, dann in Richtung Meißen und weiter bis Zadel.

Unterkommen: Weingut Schloss Proschwitz, Dorfanger 19, 01665 Zadel, Tel. 03521/76760, www.schloss-proschwitz.de. DZ/F ab 80 Euro.

Unternehmen: Weinproben für 15 Personen finden jeweils am zweiten Samstag im Monat statt. Die Vinothek des Gutshofs hat täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Wetterstein-Gebirge: Gipfelglück

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Wir sitzen an einem langen Holztisch im Kreuzjochhaus, einer Hütte auf 1600 Metern im Wettersteingebirge oberhalb von Garmisch-Partenkirchen. Unsere Füße stecken in warmen Filzpantinen (die Wanderschuhe stehen im Regal), wir haben eine ordentliche Portion Farfalle mit Speck und Pilzen im Bauch und in den Händen jeder ein Glas Weißbier. Anders gesagt: Es geht uns gut. Und das haben wir uns verdient. Wir haben eine Klettersteigtour auf den 2144 Meter hohen Bernadeinkopf hinter uns. Wir sind durch knietiefe Schneefelder gestapft, haben gurgelnde Bäche überquert und Karabiner in Eisen geklickt, um uns zu sichern. Wir haben unsere Gesichter in die Frühlingssonne gehalten und die Köpfe unter Goretex-Kapuzen eingezogen, als ein Gewitter mit Schneeregen über die Berge zog. Als wir auf dem Gipfel waren, riss der Himmel auf. Weit ging der Blick über Grainau, Staffel- und Starnberger See, bis nach München. Wir haben da gesessen, geschwiegen und Apfelspalten aus Butterbrotdosen gegessen. Wie für mich war es für die meisten in der kleinen Gruppe das erste Mal. Wie ich werden die meisten wiederkommen. Spätestens im Herbst.

Ankommen: Über die A99 ab München nach Garmisch, weiter nach Grainau zur Talstation der Kreuzeckbahn, die hoch zum Kreuzjochhaus fährt.

Pauschal: Der Veranstalter Vivalpin bietet Wander- und Klettersteigtouren für Anfänger und Fortgeschrittene. Drei Tage z. B. ab 199 Euro im Mehrbettzimmer auf der Hütte, inklusive Halbpension und Klettersteigausrüstung (Hauptstr. 60-64, 82467 Garmisch-Partenkirchen, Tel. 08821/9430323, Fax 9430315, www.vivalpin.com).

Wendland: Urlaub mit Roter Bete

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Ein altes Forsthaus im Wendland, gut hundert Kilometer östlich von Hamburg, umgeben von Wald und saftig grünen Wiesen. Hier haben zwei unruhige Seelen ihren Frieden gefunden. Sie haben an das alte Fachwerkhaus einen Neubau gesetzt, mit riesigen Fenstern für viel Licht, und ein Hotel eröffnet, das Ruhe ausstrahlt. Barbara und Kenny Kenner, die ihr bisheriges Leben in alternativen Kommunen der ganzen Welt verbrachten, nennen "Kenners LandLust" eine Öko-Pension, und nehmen in Kauf, dass das nach fadem Grünzeug auf den Tellern klingt und nach kratziger Jute-Bettwäsche. Schließlich ist die Wirklichkeit ganz anders.

Die Möbel sind aus geöltem Holz, die Bettwäsche ist weich und bunt und die Kacheln in den Bädern sind aus farbiger Terrakotta. "Alles ökologisch - da sind wir hundertprozentig", sagt Barbara Kenner. "Wir wollen beweisen, dass man ökologisch leben kann und auf nichts verzichten muss."Vor allem nicht beim Essen. Deshalb kauft sie bei den Bio-Bauern in der Region nur das frischeste Gemüse und die leckerste Bio-Wurst. Was nicht schmeckt, wird zurückgegeben. Ich habe den Ruf einer guten aber sehr kritischen Kundin", sagt die gelernte Ernährungsberaterin. Mit raffinierten Tricks bestückt sie ihre Büffets. Niemals würde sie nur Grünkern- und Rote Bete-Bällchen als Beilage reichen, schließlich sind ihre Gäste Kartoffeln gewöhnt. Wenn aber beim Abräumen noch Kartoffeln in der Schüssel liegen, während die Grünkernbällchen alle aufgefuttert wurden, dann ist Barbara Kenner glücklich, weil sie wieder ein paar Esser überzeugt hat.

Derart gesund gemästet, haben die Urlauber dann die Wahl: Ab auf einen Liegestuhl im Garten, oder raus zu Waldspaziergängen und Fahrradtouren in den Elbtalauen oder im ehemals kaiserlichen Jagdrevier der Göhrde. Oder sie nutzen die Zeit für einen Kochkurs bei Barbara Kenner. Damit es zu Hause auch Rote Bete-Bällchen gibt.

Kenners LandLust, Dübbekold Nr. 1, 29473 Göhrde, Tel. 0 58 55/97 93 00, Fax 97 93 02, DZ/F ab 40 Euro pro Person, 20 Zimmer, z.T. auch geeignet für Behinderte und Allergiker. Anja Haegele

Ostsee: Traumtag im Strandkorb

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Das blaue Meer direkt vor den Füßen, unendliche Fernsicht, Frühstück bis um 12.30 Uhr. Sich im Strandkorb bedienen lassen mit Champagner, Erdbeerkuchen und frischer Scholle. Segelboote beobachten und wieder essen und wieder trinken und träumen und lesen und Kieselsteine flach in die Ostsee werfen: ein Tag im Hotel "Genueser Schiff" in Hohwacht, knapp zwei Stunden nördlich von Hamburg. Der Weg dorthin führt durch verschlafene Dörfer und Alleen, und dann liegt es da, einsam und ruhig inmitten einer Dünenlandschaft, ein reetgedecktes Haus direkt am Wasser. Ein kleiner, niemals überfüllter Sandstrand in der Nähe, zwischen Haus und Meer nur Wiese und ein schmaler Streifen Kieselstrand mit Strandkörben, die man für einen Tag mieten kann - inklusive Handtücher, Decken und Sektkühler.

"Hotel Genueser Schiff", Seestraße 18, 24321 Hohwacht, Telefon 043 81/75 33, Fax 58 02, »www.genueser-schiff.de. Ein Traumkorb 10/18-Tag (10 bis 18 Uhr) kostet inklusive Frühstück, einem Glas Champagner, kleinem Mittagsmenü, Kaffee mit Kuchen am Nachmittag und einem Sundowner 58 Euro/Person. DZ/F 95 bis 130 Euro.

Hallig Hooge: Einmal um die Insel laufen

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Wir treffen Matthias Piepgras an der Fähre in Schlüttsiel. Unser Vermieter steht mit seinem Kombi auf der linken Spur, nur für Hooger. "Legt euer Gepäck in mein Auto, bis gleich!", ruft er und diskutiert noch ein bisschen Lokalpolitisches. Wir Nicht-Hooger müssen unser Auto da lassen, wo der Alltag aufhört. Ist auch besser so! Auf Hooge kann man laufen. Eineinhalb Stunden um die ganze Hallig, zwanzig Minuten zur Teestube, genauso lange zum einzigen Laden. Hooge ist winzig und dennoch weit: überall satte grüne Wiesen und die endlose Nordsee.

Piepgras' vier Appartements liegen in zwei schönen Reetdachhäusern auf der Warft Mitteltritt. Abends schlürfen wir Rotwein vorm Kamin, schauen durchs Fenster auf glückliche Kühe. Bis wir selbst ganz glücksbeduselt sind.

"Fri Boyens Hus", Mitteltritt, 25895 Hallig Hooge, Telefon 043 40/ 14 55 oder 048 49/336, Fax 043 40/15 04, www.halligreisen.de. Appartements ab 60 Euro/Tag.

Harz: Wohnen im Denkmal

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Was sollen wir mit fünf ineinander verschachtelten Fachwerkhäusern, und dann noch in Quedlinburg? Nee, wir bleiben in Bonn. Kurz nach der Wende war für die Psychotherapeutin Gabriele Vester und ihren Mann Reinhard, einen Journalisten, eigentlich alles klar: Sie wollten das alte Familienerbe nicht übernehmen. Aber hingefahren sind sie schon. Bloß um zu gucken. Und erlagen auf Anhieb diesem tausendjährigen Städtchen am Nordrand des Harzes, einst Lieblingspfalz deutscher Kaiser und Könige: ein vom Krieg verschontes Fachwerk- Märchen mit Kopfsteinpflastergassen, einem pompösen Frauenstift oben auf dem Burgberg, einem Domschatz mit sagenhaften Kostbarkeiten, der Lyonel-Feininger-Galerie mit ihrer einzigartigen Sammlung dieses berühmten Künstlers der Moderne. Und mittendrin am weitläufigen Marktplatz das ehemalige Gildehaus der Lohgerber und spätere "Wäsche- und Leinenhaus" von Reinhards Vorfahr. Bös heruntergekommen. Aber dennoch war's um die beiden geschehen. Heute ist das Denkmal vor dem Verfall gerettet, bestens renoviert und heißt "Hotel Theophano" - nach der tatkräftigen byzantinischen Prinzessin, die Kaiser Otto II. heiratete und die häufig in Quedlinburg residierte. Jedes Zimmer ist anders: mit Weichholzmöbeln von Trödlern und Antiquitätenhändlern, mit Laura-Ashley-Stoffen und Kelim-Teppichen. Essen gibt es im schummrigen Gewölbekeller, Frühstück bei schönem Wetter auf der Terrasse am Marktplatz.

"Romantik-Hotel Theophano", Markt 13/14, 06484 Quedlinburg, Telefon 039 46/963 00, Fax 96 30 36, www.hoteltheophano.de. DZ/F 98 bis 135 Euro.

Bayerischer Wald: Kraft schöpfen aus der Natur

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In einem Baumhaus schlafen, 30 Meter über der Erde. Oder in einer Wasserhütte, unter der ein Bergbach rauscht. Oder im Wiesenbett: Im Nationalpark Bayerischer Wald liegt das Wildniscamp am Falkenstein mit sechs einzigartigen Themenhütten. Es gibt Märchentage für Familien, Naturfotografie, LandArt und vieles mehr.

Waldzeit, Reutecker Str. 21b, 94518 Spiegelau, Tel./Fax 085 53/92 06 52, www.waldzeit.de.

Lausitz: Der Fürst und die Eisbombe

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Fürst Pückler, ja klar, das Eis. Schoko, Vanille, Erdbeer. Was der Fürst genau damit zu tun hat, ist nicht gesichert, aber dass Hermann Fürst von Pückler-Muskau den atemberaubenden Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau nahe Görlitz hat anlegen lassen, steht außer Zweifel. 750 Hektar ist der groß - genug, um einen Tag lang gepflegt zu lustwandeln. Egal, von wo man guckt, immer wähnt man sich dabei in einem englischen Landschaftsgemälde: uralte Bäume, liebliche Hügel, Seen und zwei Schlösser. Mitten hindurch schlängelt sich der Grenzfluss Neiße. Seit dem Zweiten Weltkrieg gehören zwei Drittel des Parks zu Polen. Deutschland und Polen haben sich gemeinsam bei der Unesco beworben, damit der Park Weltkulturerbe wird. Das hat er mehr als verdient.

Anreise: Bad Muskau liegt ca. 180 km von Berlin entfernt.

Infos: Der Park ist immer geöffnet, kostet keinen Eintritt. Karten für Veranstaltungen und Führungen übers Besucherzentrum im Schlossvorwerk Di. bis So. 10-17 Uhr, Tel. 03 57 71/ 515 25, www.muskauer-park.de.

Franken: Herr Hagen und sein schönes Haus

Mit ein bisschen Glück bekommt man ein Zimmer im Gästehaus "Hagen". Das liegt in Thurnau, dem Töpferstädtchen am Fuße des fränkischen Jura. Das historische Gebäude ist voller Antiquitäten und alter Bücher, die Zimmer sind klein und liebevoll dekoriert. Der Speiseraum im ersten Stock steht nur den wenigen Hausgästen offen. Da sitzt man dann bei Kerzenschein und vor feinem Porzellan und kann sich die Tischmusik sogar noch selbst auflegen. Das Wild kommt vom befreundeten Jäger, Obst, Gemüse und Kräuter aus dem eigenen Öko-Garten.

Thurnau selbst ist ideal für Ausflüge ins nahe Bayreuth oder nach Bamberg. Oder für eine Paddeltour auf der Wiesent. Und für Wanderungen: von Hollfeld durchs Kainach-Tal zum Schlösschen Sanspareil mit dem Felsengarten der Markgräfin Wilhelmine. Von Streitberg nach Muggendorf auf Höhen- oder Talwegen, ganz wie's beliebt; auf jeden Fall gehört ein Likör oder Schnaps in der Streitberger Pilgerstube dazu.

Unterkunft: "Antik-Haus Hagen", Kirchplatz 8, 95349 Thurnau, Tel. 092 28/15 80, Fax 83 65, DZ ab 29 Euro pro Person. www.antikhaus-hagen.de.

Foto: Getty Images

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