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Heiß geliebt und ungetragen

Sie sehen wirklich toll aus: schöne Kleider, Stiefeletten mit Zebramuster, rote Samtkappen und bestickte Kimonos. Aber anziehen? Paul, 8, und Greta, 11, haben es für uns getan.

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"Meine Oma geht nie ohne Hut aus dem Haus. Es gibt für jeden Anlass einen. Diesen roten aus Samt hat sie mir von ihrer Hutmacherin schneidern lassen. Mein Problem ist, dass man mit Hut sofort auffällt. Und das mag ich gar nicht. Deshalb trägt ihn jetzt meine alte Puppe im Schlafzimmer. Da kann ich ihn mir wenigstens immer anschauen" Veronika Baehr, Art-Direktorin

"Diesen Rock haben mir meine persischen Verwandten geschenkt. Ich mochte die Farben, die Patchwork-Optik. Aber mir war sofort klar: Den werde ich nicht auf der Straße tragen. Ich bin eher klein, sehe in langen Röcken noch winziger aus und in diesem wie ein 70er-Jahre- Blumenmädchen. Weggeben mag ich ihn trotzdem nicht. Darum habe ich mir vorgenommen, abzuwarten, bis kurzbeinige Blumenmädchen in Mode sind" Katrin Schmiedkampf, Redakteurin

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"September 89. Es war klar, dass ich in den Westen gehen und auch dort bleiben würde. Aber wohin mit meinem lang gesparten DDR-Geld? Die Antwort war Exquisit - die Luxus-Ladenkette im Osten. Dort kaufte ich mir dieses völlig überteuerte Kleid, in dem ich vor den Westlern glänzen wollte. Der Schnitt hat mich bis heute nicht überzeugt, aber weggeben würde ich es nie" Andrea Preuss, Redaktionssekretärin und Assistentin

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"Eine Stunde vor Abflug in den Mallorca-Urlaub kam der Anruf, dass ich es ins Castingfinale der No Angels geschafft hatte. Das fand zur selben Zeit auf der Insel statt. Ich brauchte dringend etwas Verrücktes, etwas, was sonst keiner hat. In einem Schuhladen in El Arenal fand ich, was ich suchte: meine Zebrastiefel. No Angel wurde ich nicht, aber ich bin mir sicher: Meine Schuhe und ich, wir kommen noch mal ganz groß raus" Anke Scheer, Chefsekräterin

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"Dieses umwerfende Ossie-Clark-Outfit brachte mir mein Mann während der Swinging Sixties aus London mit. Leider ist das Teil total durchsichtig. Einmal habe ich mich getraut, es anzuziehen, dann nie wieder. Trotzdem kann ich mich einfach nicht davon trennen, eben weil es von Ossie Clark ist. Der war ja die Hausnummer damals" Christa Naumann, Fotoredakteurin

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"Den Aerobic-Einteiler habe ich bei American Apparel gekauft. Er ist aus wunderbar weichem Nicki. Großes hatte ich mit ihm vor: Ich sah mich auf Rollschuhen Pirouetten in der Disco drehen, zu Musik aus den 80ern. Das Problem: Ich kann gar keine Pirouetten auf Rollschuhen drehen. Und das Teil ist einfach untragbar. Es hat zu wenig Stoff für den Winter - und ist zu warm für den Sommer"Simone Lück, Redakteurin

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"Zweimal im Jahr gehe ich in ein Outlet und komme jedes Mal mit mehreren Teilen wieder nach Hause, die mir immer derselbe Verkäufer andreht. Als ich vor drei Jahren dieses Top entdeckte, war klar: Das muss ich haben - für die Weihnachtsfeier. Als ich es anprobierte, bequatschte mich der Verkäufer, wie toll mir das Teil stünde und so weiter. Seine Komplimente gingen mir runter wie nix, und es war nicht teuer. Also habe ich es gekauft und weggehängt. Auf der Weihnachtsfeier habe ich dann doch lieber mein schwarzes Lieblingskleid getragen" Susanne Gerlach, Redakteurin

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"Schottenröcke in klassischen Mustern und jeweils angesagten Längen habe ich immer geliebt. Ich trug sie mit scharfen Stiefeln und grobwollenen Strümpfen. Der Griff zu dieser sündhaft teuren Edel-Variante des Japaners Yohji Yamamoto ist vielleicht die Erinnerung an eine Zeit, in der das Portemonnaie leer, aber die Zukunft voller Verheißungen war. Schade, dass der Rock mit dem breiten Bund mir nicht steht: Mit meinen 167 Zentimetern bin ich zu klein dafür. Groß genug ist lediglich mein Kleiderschrank" Karin Weber-Duve, Reaktionsleiterin

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"Kaum zu glauben: Der Mantel ist ein H&M-Schnäppchen. Aber er sieht einfach hinreißend und sehr edel aus. Einmal habe ich ihn getragen - vor zehn Jahren zu der Hochzeit meiner Freundin - und mich gefühlt wie eine russische Zarentochter. Der Mantel vereint, was ich liebe, aber mir partout nicht steht: Weiß und Blümchen. Leider habe ich keine Tochter, die damit Prinzessin spielen will"Bettina Lambrecht, Fotoredakteurin

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"In den 90ern waren alle heiß auf ,Pleats Please', die Klamotten aus plissiertem Stoff von Issey Miyake. Bei mir mussten es natürlich Hose, Hemd und Jacke sein. Die wollte ich auf der nächsten Party tragen. Zehn Minuten bevor wir losgingen, habe ich mich doch wieder umgezogen. Der Grund: Um darin eine gute Figur zu machen, muss man mindestens 1,85 Meter groß und gertenschlank sein! Seitdem liegt das superteure Teil im Schrank und wird ab und zu gestreichelt" Kathrin Behrens, Leiterin Leserservise

Fotos: Nele Martensen Produktion: Kati Ostermann Text: Sabine Reichel

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