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Bettina Hagen: Modeln, Mode, Malen

Bettina Hagen gehörte früher zu den international begehrtesten Fotomodels. Heute widmet sie sich ganz ihrer Malerei.

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1975 verabschiedete sich Bettina Hagen aus der Model-Szene, blieb aber der Mode treu. In Hamburg eröffnete sie eine eigene Boutique und verkaufte dort selbst entworfene Strickmode. Seit einigen Jahren konzentriert sich die heute 56-Jährige ganz auf die Malerei. Ihre Bilder - überwiegend Landschaften in kraftvollen Farben - waren bereits auf Ausstellungen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz zu sehen. Zurzeit gestaltet Bettina Hagen mit ihren eigenen Bildern die Homepage der Sängerin Jennifer Warnes - und das, obwohl sie vor zwei Jahren noch nicht eine Taste am Computer bedienen konnte. Mit Brigitte.de sprach Bettina Hagen über ihre Karriere, Veränderungen in der Model-Szene und ein mögliches Comeback.

Brigitte.de: Vor kurzem haben Sie für BRIGITTE Woman als Model vor der Kamera gestanden, 30 Jahre nach dem Ende Ihrer Model-Karriere. Sind Sie wieder auf den Geschmack gekommen?

Bettina Hagen: Ja, ein bisschen. Ich habe gemerkt, dass ich noch modeln kann. Ich bin mobil, kann mich noch so bewegen wie zu alten Zeiten. Jahrelang habe ich überhaupt nicht mehr ans Modeln gedacht, aber jetzt überlegen zwei Freundinnen und ich, ob wir nicht zu dritt noch mal wieder einsteigen sollten, zum Beispiel für Haarjobs: eine ist grau, eine ist blond, eine ist braun. Das passt doch. Es gibt einen Riesen-Markt für Frauen über 40. Wir entdecken alle, dass wir längst noch nicht zum alten Eisen gehören.

Brigitte.de: Blicken wir mal 38 Jahre zurück: Wie sind Sie damals zum Modeln gekommen?

Bettina Hagen: Nach dem Abitur habe ich mir überlegt, ob ich weiter an Tankstellen jobben oder mein Glück nicht mal als Model versuchen sollte. Da habe ich mich einfach an die BRIGITTE gewandt und wurde erstmal als hübsche Leserin fotografiert. Dann sagte man mir, ich sei zu pausbäckig fürs Modeln und solle lieber noch ein Jahr warten.

Brigitte.de: Und nach einem Jahr sind Sie wiedergekommen?

Bettina Hagen: Ja, 1967 habe ich dann angefangen, mit Charlotte March für die BRIGITTE zu arbeiten. Das Studioleben war sehr aufregend und ich konnte mir dort noch etwas von den anderen Mädchen abgucken. Sicher hatte ich schon eine gewisse Begabung mitgebracht, aber ein paar Kniffe musste ich trotzdem noch lernen.

Brigitte.de: Die BRIGITTE war für Sie der Auftakt zu einer großen Karriere ...

Bettina Hagen: Als die Jobs in Deutschland immer mehr wurden, habe ich überlegt: Studierst du jetzt oder versuchst du es richtig und gehst als Model nach Paris. Ich habe mich dann getraut und mich bei einer Pariser Agentur vorgestellt. Die haben mich nur angeguckt und gefragt: Willst du nach Mailand fliegen? Noch am gleichen Abend saß ich in der Maschine nach Italien. Dort habe ich eine große Modeserie für Ligna Italiana gemacht. Ab dem Zeitpunkt war mir klar: kein Studium, du wirst jetzt Model.

Brigitte.de: Das klingt wie ein Traum ...

Bettina Hagen: Ja, aber ich passte damals vom Typ her genau in die Zeit. Plötzlich war ein völlig neuer Frauentyp gefragt: ungeschminkt, natürlich, mädchenhaft. Und genauso war ich mit meinen Sommersprossen und den rötlichen Haaren. Ich hatte einfach Glück und für mich war es dann ganz toll, aus diesem etwas miefigen Nachkriegsdeutschland herauszukommen, direkt in die große Welt. Das fand ich spannend und habe es keinen Moment bereut.

Brigitte.de: Wie war die große Welt?

Bettina Hagen: Fantastisch. Ich habe eine Lebensart kennen gelernt, wie man sie hier in Deutschland noch nicht hatte, mit Drei-Sterne-Essen und tollen Hotels. Hinzu kamen die Reisen. Bis auf Asien habe ich die ganze Welt gesehen, war unter anderem in Mexiko und Marokko. Anfang der 70er Jahre war das etwas ganz Besonderes, weil diese Länder noch keine Touristenziele waren. Und neben all dem habe ich auch noch richtig gutes Geld verdient.

Brigitte.de: Sind Sie oft auf Ihre Model-Fotos angesprochen worden?

Bettina Hagen: In Deutschland muss ich richtig berühmt gewesen sein, ohne das je zu wissen. Nachdem ich aufgehört hatte mit dem Modeln und 1974/75 wieder nach Deutschland zurückgekommen war, bin ich noch jahrelang angesprochen worden: "Sie waren doch immer in der BRIGITTE, Sie kenne ich doch."Man war damals als Model zwar noch nicht mit Namen bekannt, aber mein Gesicht war doch sehr präsent in den Köpfen der Frauen.

Brigitte.de: Heutzutage kennt jeder Claudia Schiffer, Naomi Campell oder Nadja Auermann. Wie hat sich das Modelsein verändert im Laufe der Zeit?

Bettina Hagen: Damals gab es noch nicht diese riesengroße Konkurrenz unter den Mädels. Wir haben uns alle gut verstanden und wurden wunderbar behandelt. Heute geht es den Models vor allem darum, möglichst schnell viel Kohle zu verdienen. Die haben kein großes Interesse an ihrem Job. Wir hingegen hatten damals richtig Spaß an der Arbeit, haben mitgestaltet und fühlten uns auch ein bisschen wie Künstlerinnen. Negative Begleiterscheinungen wie Drogenexzesse und Ähnliches gab es damals sicher auch schon, aber damit hatte ich nichts zu tun, weil ich immer sehr bodenständig war.

Brigitte.de: Sie bereuen nichts, haben Sie vorhin gesagt. Gab es trotzdem Tage, an denen Sie das Modelsein gehasst haben?

Bettina Hagen: Ich kann mich nur an einen wirklich schlimmen Job erinnern. Da musste ich stundenlang draußen stehen und wurde von oben permanent mit Wasser begossen. Der Fotograf hat mich richtig gequält. Es war eiskalt, ich völlig durchgefroren und die Wasserladungen nahmen einfach kein Ende.

Brigitte.de: Und dieses disziplinierte Leben, immer darauf achten zu müssen, was man isst und trinkt, das hat Sie nie gestört?

Bettina Hagen: Das habe ich nie gemacht. Ich habe mich instinktiv mein Leben lang gesund ernährt, war nie ein Freund von Süßigkeiten oder Junk Food. Ich habe mich gefreut, das gute Essen in den Restaurants in Frankreich und überall kennen zu lernen.

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Brigitte.de: Wann war für Sie klar, dass Sie mit dem Modeln aufhören?

Bettina Hagen: Mit 28 Jahren habe ich mir gedacht, bevor du nicht mehr gewollt wirst, musst du von dir aus aufhören und etwas Vernünftiges machen. Und dann habe ich dem Model-Dasein den Rücken gekehrt - ganz nach dem Motto: "Wenn es am schönsten ist, soll man gehen".

Brigitte.de: Danach haben Sie Strickmode entworfen und verkauft, zwischenzeitlich noch eine Platte aufgenommen und heute malen Sie. Bleiben Sie jetzt dabei oder kommt bald wieder etwas Neues?

Bettina Hagen: Mit dem Malen werde ich auf jeden Fall weitermachen. Das war schon immer ein Traum von mir. Ich habe mich bloß zuerst nicht getraut und wollte auch nie auf eine Akademie gehen. Mein Prinzip ist, immer alles selbst zu machen. Ich hatte auch für die Mode keine Ausbildung, habe einfach Pullover entworfen, die Zeichnungen mit meinen Strickerinnen diskutiert, und die haben sie dann umgesetzt. Genauso habe ich auch einfach mit dem Malen angefangen. Ich gehöre zu keiner Kunstrichtung. Ich möchte meine Träume malen und mich rauskatapultieren aus dem täglichen Leben.

Brigitte.de: Haben Sie Ihrer Model-Zeit manchmal hinterhergetrauert?

Bettina Hagen: Nein, nie, weil ich glücklicherweise immer ausgefüllt war mit dem, was ich gemacht habe. Und weil ich seit 30 Jahren einen Partner an meiner Seite habe, der mit mir durch Dick und Dünn gegangen ist. Das erleichtert doch einiges im Leben, und ich bin dankbar dafür.

Interview: Katharina Wantoch Fotos: privat

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