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10 Dinge, die ihr bei einer Scheidung beachten solltet

Scheidung: Paar am See
© kittiwutti/shutterstock
Alles aus und vorbei? Eine Scheidung hinterlässt ein ziemliches Chaos im Leben. Diese Tipps helfen, wieder ein bisschen Ordnung hereinzubringen.
Jörg Ter Veer
© Nelefotografie

Bis dass der Tod uns scheidet ... dieses Versprechen gilt heute längst nicht mehr in jeder Ehe. Denn trauriger Fakt ist, dass jede dritte in die Brüche geht. Was oft zurückbleibt, ist ein großer Scherbenhaufen voller Fragen, Angst und Sorgen. Wie vermeidet man einen Rosenkrieg? Welche Scheidungskosten kommen auf mich zu? Schaffen wir es, uns im Trennungsjahr wieder näher zu kommen? Und was sage ich den Kindern? Das sind nur ein paar Fragen, die einem schlaflose Nächte bereiten - ganz egal, ob der Scheidungsantrag schon gestellt ist, es sogar schon einen Scheidungstermin gibt oder ob man noch um die Beziehung kämpft. Jörg Ter Veer ist Autor von „How To Survive Scheidung“. Für uns hat er die zehn wichtigsten Tipps für die Zeit vor, während und nach der Scheidung zusammengefasst.

1. Vorher Ehevertrag abschließen!

Ein Ehevertrag in guten Zeiten ist kein Misstrauensvotum, sondern eine Liebeserklärung. „Du bist mir so wichtig, dass ich im Falle eines Scheiterns nicht mit dir streiten möchte.“ Beim Ehevertrag geht es nämlich nicht nur darum Geld, sondern vor allem auch Zeit und Nerven zu sparen! Tipp: Warum lasst ihr euch den Ehevertrag nicht von den Eltern oder Schwiegereltern zur Hochzeit schenken - inklusive Candlelight-Dinner nach dem Notartermin selbstverständlich, damit die Romantik nicht zu kurz kommt? Wenn ihr Verträge für Haftpflicht, Rechtsschutz und Krankenversicherung abschließt, warum dann nicht für die Menschen, die euch am meisten bedeuten? Und: Eheverträge können natürlich auch noch während der Ehe abgeschlossen werden.

2. Ist eure Beziehung noch zu retten?

80 Prozent der Geschiedenen sagten in einer Studie, anfangs eine große Liebe füreinander empfunden zu haben. Diese Paare hatten beste Chancen auf eine glückliche Ehe und hätten diese vielleicht sogar retten können, wenn sie es rechtzeitig versucht hätten. Lohnt sich dieser Versuch bei euch? Wenn ihr versteht, was Liebe eigentlich ist und wie man sie bewahrt, könnt ihr die Trennung unter Umständen noch verhindern. Dazu müssen jedoch beide Partner bereit sein und alle Themen offen angesprochen werden, egal ob Finanzen, Sex, Familienplanung oder Sonstiges. Manche Paare schaffen es auch, sich während der Trennungszeit einander wieder anzunähern.

3. Zeitnahes Trennungsgespräch

Wer den endgültigen Entschluss zur Trennung gefasst hat, sollte dies zuerst und vor allem zeitnah seinem Partner in einem friedlichen, freundlichen, offenen Gespräch mitteilen. Zeitpunkt und Inhalt dieses Gespräches können den Grundstein dafür legen, dass der andere sich nicht düpiert, betrogen oder ignoriert fühlt und die Scheidung friedlich verläuft. Wichtig: Kinder sollten immer erst eingeweiht werden, wenn die Details weitestgehend zuverlässig geregelt sind. Sie können Ungewissheiten kaum ertragen und ihnen fehlt gerade in jüngerem Alter das Gefühl für Zeitachsen, sodass unklare Situationen für sie zur Tortur werden.

4. Das Wohl der Kinder steht über allem!

Vorher, mittendrin und nachher! Ehepartner mit Nachwuchs müssen zwischen Paarebene und Elternebene unterscheiden können. Abfällige Bemerkungen vor den Kindern über den Partner sowie Heimzahlungen über den Nachwuchs (zum Beispiel Besuchszeiten oder Unterhalt kürzen) sind – Entschuldigung! - hirnrissig und müssen tabu sein, auch wenn es manchmal schwer fällt. Ihr seid lebenslang Eltern, auch wenn ihr kein Paar mehr seid. Das ist für eure Kinder gerade nach einer Trennung noch wichtiger. Heult euch lieber bei Bekannten aus, statt eure Kinder damit zu quälen.

5. Kommunikation aufrechterhalten

Auch wenn die Trennung ausgesprochen ist, hilft es, miteinander sprechen, sich zuhören und eigene Fehler einzugestehen. Manchmal können sogar Knoten platzen, wenn man sich auch mal die Enttäuschungen und Gefühle des anderen anhört. Denn wer ständig gegen eine ignorante Wand läuft, wird das später vielleicht in anderer Währung während oder nach der Scheidung heimzahlen. Und andererseits: Wenn ihr eigene Fehler offen eingesteht, habt ihr nicht nur verstanden, dass niemand perfekt ist, sondern nehmt eventuellen Vorwürfen eures Partners schon vorher den Wind aus den Segeln. Das säubert euer Beziehungsresteklima ungemein.

6. Nicht auf eigene Faust zum Anwalt rennen

Zumindest, wenn ihr eine möglichst friedliche Scheidung wollt. Der schreibt nämlich unter Umständen sein eigenes Drehbuch und das deckt sich selten mit dem des anderen Partners, sondern oft nur mit der späteren Rechnung. Außerdem kann sich der andere durch euren einseitigen Anwaltsbesuch überrumpelt oder hintergangen fühlen, auch wenn ihr euch nur mal informieren wolltet. Die beste Lösung folgt in Punkt 7.

7. Eine Scheidungsfolgenvereinbarung aushandeln

Dafür könnt ihr mit einer gemeinsamen Liste (oder zwei eigenen Listen) zusammen eine Mediation aufsuchen und in dieser am besten alle Punkte vor dem Gerichtstermin klären. Dort wird vermutlich auch kontrovers diskutiert, aber es wird unter Anleitung meistens ein Kompromiss gefunden, für den sich jeder Euro lohnt. Vor allem wenn man bedenkt, wie viel zwei streitende Anwälte und erst recht ein Beschwerdeverfahren vor Gericht kosten würden. Tipp: Sucht euch am besten eine (gute) Anwaltskanzlei, die unter dem gleichen Dach auch eine (fähige) Mediation anbietet. Dann weiß die Rechte später genau, was die Linke getan hat. Wer so eine Kanzlei nicht findet, fragt lieber die Mediatorin nach einem guten Anwalt als umgekehrt, denn Mediatoren achten von Berufs wegen eher auf Kompromissbereitschaft.

8. Ordnung halten

Alle Dokumente zu Konten, Versicherungen, Miet- und Kaufverträgen beisammenhalten! Wer im Ausnahmezustand noch stundenlang Policen oder Verträge für den Anwalt oder den Ex-Partner suchen muss, dreht entweder durch oder schläft am nächsten Tag spätestens auf dem Elternabend (oder beim ersten Blind Date?) ein.

9. Geduld haben, großzügig sein, sich Zeit nehmen

Eine Trennung ist so ziemlich das emotionalste Lebensthema, dem ein Mensch begegnen kann - Liebe und Trauer, Wut und Angst, Mut und Hoffnung treffen innerhalb kürzester Zeit aufeinander. Nach einer Trennung befinden sich meist alle Beteiligten in einer anderen seelischen Klimazone und es dauert etwas, bis sich jeder dort zurechtfindet. Darum sollte man mit sich selbst und auch den anderen Beteiligten großzügig sein und natürlich nicht alles auf die Goldwaage legen. Bei wichtigen Fragen oder Entscheidungen ist es außerdem ratsam, noch einmal drüber zu schlafen und/oder kompetente Dritte zu befragen. Wer aus der ersten Emotion heraus reagiert oder nur schnell einen Haken an ein wichtiges Thema machen möchte, bereut das später vielleicht.

10. Die Trennung ist eine Station im Leben

"Geschieden" - damit beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Wer sehr unter der Trennung leidet, sollte sich klar machen, dass Trennungen kein Untergang sind, sondern eine Station im Leben – oft sogar eine notwendige Station. Die Zeit heilt tatsächlich Wunden und wer den Neuanfang als solchen nutzt, geht nach einiger Zeit sogar gestärkt und aufmerksamer daraus hervor. Es kann auch hilfreich sein, die eigene Vergangenheit oder wiederkehrende Beziehungsmuster zu hinterfragen und zu bearbeiten. Daraus sollte man allerdings keinen Zehn-Jahresplan für sich selbst oder den eigenen Freundeskreis machen.

Wichtig - bei Härtefällen – also im Falle von seelischer und körperlicher Gewalt, Unterdrückung oder Betrug - gelten die meisten Regeln nicht! Hier ist immer professionelle Beratung und ein schneller Schlussstrich sowie anschließende Seelenhygiene für alle Leidtragenden notwendig.

How to survive Scheidung - Buchcover
© Schwarzkopf & Schwarzkopf

Im Buch "How To Survive Scheidung" von Jörg Ter Veer bekommt ihr noch mehr praktische Tipps zum Thema.

Was ihr im Umgang mit euren Kindern bei einer Scheidung beachten solltet

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