Anzeige

Tipps fürs Online-Dating: Will er nur Sex?

Tipps fürs Online-Dating: Will er nur Sex?
© Burton/Corbis
Die Ethnologin Julia Dombrowski hat über "Liebe im Netz" geforscht. Hier gibt sie Tipps fürs Online-Dating - etwa wie man sich vor Lügnern schützen kann.

BRIGITTE WOMAN: Warum nutzen Männer, die bloß auf Sex aus sind, nicht einfach Seitensprung-Portale?

Julia Dombrowski: Weil da der Männer-Frauen-Schlüssel längst nicht so gut ist wie in Dating-Börsen. Außerdem: Dass ein Mann keine ernsthafte Beziehung will, muss ja nicht zwangsläufig bedeuten, dass er sich nicht doch mehr wünscht als die schnelle, unkomplizierte sexuelle Befriedigung. Mancher Mann möchte auch noch erobern, verführen, angehimmelt werden. Sex mit Frauen, die er über eine klassische Partner-Börse kennen lernt, ermöglicht es ihm, sich als Sieger zu fühlen - als Jäger, der es geschafft hat, sie herumzukriegen.

Männer sind also doch Schweine, zumindest im Netz?

Nein, das würde ich netter formulieren: Viele Männer gehen ihren Sehnsüchten nach, indem sie Affären haben, ohne sich zu binden. Einige suchen sicher auch manisch nach Anerkennung und können sie nur über Sex kriegen. Wieder andere wünschen sich zwar etwas Festes, lassen sich aber vom scheinbar unbegrenzten Online-Angebot potenzieller Partnerinnen dazu verleiten, immer weiterzusuchen - nach der noch tolleren, der idealen Frau. Es haben mir aber auch Frauen berichtet, dass sie durchs Internet wesentlich offener für schnellen Sex und kurze, unverbindliche Beziehungen geworden sind. Manche nutzen Online-Dating ebenfalls eher dazu, erotische Machtspiele zu inszenieren, als die große Liebe zu suchen.

Aber was, wenn ich zu denen gehöre, die ernsthafte Absichten haben: Wie schütze ich mich vor solchen "Spielern"?

Wenn jemand sehr schnell zum Sex drängt oder übertriebene Schwüre leistet wie "Du bist meine einzig wahre Liebe!", dann ist das ein Warnsignal. Bei englischsprachigen Partner-Börsen gibt es sogar Filter, die Alarm schlagen, wenn Begriffe wie "Darling" oder "Love" zu häufig benutzt werden. Auch Fragen wie "Triffst du dich noch mit anderen Frauen?" sind sinnvoll. Bis zum ersten Treffen sollte man keine persönlichen Daten herausgeben.

Dr. Julia Dombrowski, 38, Autorin des Fachbuchs ?Die Suche nach der Liebe im Netz?, 378 S., 29,80 Euro, Transcript
Dr. Julia Dombrowski, 38, Autorin des Fachbuchs „Die Suche nach der Liebe im Netz”, 378 S., 29,80 Euro, Transcript
© Foto: Horst Galuschka/dpa Picture-Alliance

Wie lange sollte man warten bis zum ersten Date?

Bei Interesse sollte man ein solches Treffen so zügig wie möglich vereinbaren. Je länger ich mit dem anderen über so intime Themen wie Liebe und Beziehung nur per Mail kommuniziere, desto größer die Gefahr, dass im schriftlichen Austausch eine Nähe entsteht, die der Wirklichkeit nicht standhält. Zusammengefasst könnte man sagen, auch bei der Partnersuche gilt: Gehirn eingeschaltet lassen!

Gehirn und Gefühl passen nicht immer gut zusammen. Ist das der Grund dafür, dass selbst Frauen, die sich vorgenommen haben, wachsam zu sein, Opfer von "Liebes-Betrug" werden?

Wer sich nach einer Beziehung sehnt, der wünscht sich, für jemanden der oder die Einzige zu sein, und ist damit anfällig für falsche Versprechungen - unabhängig vom Geschlecht. Egal ob Mann oder Frau: Jemandem sein Innerstes zu öffnen birgt immer ein Risiko, denn es bedeutet zugleich, sich verletzlich zu machen.

Die Erkenntnis, auf falsche Versprechungen hereingefallen zu sein, löst oft große Scham aus ...

... die deutlich größer ist, wenn man den Lügner bei der Partnersuche im Internet gefunden hat, statt ihn zufällig in der Kneipe um die Ecke oder bei Freunden kennen gelernt zu haben. Online-Dating hat nach wie vor einen eher zweifelhaften öffentlichen Ruf: Bei den Reality-Sendungen am Nachmittag oder bei "Kommissare im Einsatz" ist auffällig, wie oft sich der männliche Täter und das weibliche Opfer über eine Dating-Börse kennen lernen. Wie bei Rotkäppchen: "Wärst du mal bloß nicht allein in den Wald gegangen! Selbst schuld, wenn man so was macht!" Ziehen Sie sich diesen Schuh nicht an, seien Sie nachsichtig mit sich selbst.

Interview: Monika WesselingBRIGITTE woman 07/2014

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel