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Partner finden: Wo steckt Mr. Right?

Partner finden: Mittelaltes Paar unterhält sich auf dem Bett
© LightField Studios / Shutterstock
Sich endlich mal wieder verlieben und den richtigen Partner finden? Die Psychologin Eva Wlodarek erklärt, wie das geht.

BRIGITTE WOMAN: Seit Jahren Single, mit einem Job, der ihr wenig Zeit lässt - wie kann eine Frau in der Situation wieder einen Partner finden?

Eva Wlodarek: Ich fange mal damit an, wie sie garantiert keinen findet.

Das habe ich Sie aber gar nicht gefragt.

Ich sage es Ihnen trotzdem, weil die meisten Frauen, wenn sie nicht mehr jung sind, genau so vorgehen - unbewusst natürlich.

Also gut: Wie finde ich garantiert keinen Mann?

Ganz einfach: Sie machen sich zwar auf die Suche, behalten aber immer im Hinterkopf, dass es eigentlich zwecklos ist. Dass alle wirklich guten Männer schon vergeben sind. Und die wenigen, die vielleicht zufällig gerade frei sind, sowieso eine Jüngere wollen...

Dazu kann ich nur sagen: Neulich habe ich einen Fernsehbericht über eine Bootstour für Singles gesehen. Als der Reporter am Ende die Teilnehmer fragte, wen sie gern näher kennen lernen würden, nannte ein 52-Jähriger spontan die Jüngste in der Gruppe. Sie war 36.

Perfekt! Wenn Sie sich so etwas merken, haben Sie die allerbesten Voraussetzungen, keinen Mann zu finden.

Was meinen Sie damit?

Das führt zu den Glaubenssätzen, die ich eben genannt habe. Natürlich gibt es Männer, die sich für gleichaltrige Frauen nicht interessieren. Aber das gilt nicht für alle! Sie müssen auch mal einem eine Chance geben, ins Gespräch kommen, flirten, sich verabreden.

Das tun Single-Frauen ja durchaus. Aber sehr oft bleibt es dann bei dieser einen Verabredung...

...und wissen Sie, was sehr oft der Grund dafür ist? Dass einer von beiden dem anderen keine echte Chance geben will. Frauen, die nach langer Zeit wieder auf der Suche sind, haben die Tendenz, den potenziellen Partner gnadenlos abzuscannen. Und wenn ihnen in der ersten halben Stunde irgendetwas auffällt, was nicht ins eigene Raster passt...

Durchgefallen, weil er ein ausgebeultes Sakko trägt...

 ...ist der Mann bei ihnen schon durchgefallen.

Und das oft aus einem ganz nichtigen Anlass. Weil er zum Beispiel ein ausgebeultes Sakko trägt oder - vielleicht nur vermeintlich - weniger gebildet ist.

Was soll die Frau tun? Ein zweites Treffen verabreden? Sich inzwischen mit ein paar Freundinnen beraten?

Oh ja - am besten den Abend durchhecheln, den Mann bis ins Detail analysieren. Und sich dann von den Freundinnen bestärken lassen: Der Typ ist ja unmöglich, willst du dir das wirklich antun? Der ultimative Tipp für alle, die sich nie wieder verlieben wollen.

Vielleicht haben die Frauen ja gute Gründe, sich einen Mann genauer anzuschauen, bevor sie sich wieder auf eine Beziehung einlassen.

Dann sollten sie sich diese Gründe auch einmal genauer anschauen. Wer geschieden ist, wer sich getrennt hat oder vom Partner verlassen wurde, trägt natürlich schmerzhafte Erfahrungen mit sich herum. Und solange die nicht verarbeitet sind...

Damit kann man sich allerdings jahrelang beschäftigen...

Das ist gar nicht nötig. Es genügt, sich die Beziehung, die bis heute am meisten schmerzt, noch einmal anzuschauen, aus der jetzigen Sicht. Sich zu fragen: Warum habe ich mich damals für diesen Mann entschieden? Warum bin ich so lange mit ihm zusammengeblieben? Welche Lehre ziehe ich daraus, was soll mir nie wieder passieren? Das hilft, mit dem Alten abzuschließen und sich wirklich zu öffnen für etwas Neues.

Jetzt will ich endlich wissen: Wie lerne ich wieder einen Mann kennen? Ich kann ihn mir doch nicht backen.

Genau das würde ich Ihnen aber vorschlagen, wenn Sie zu mir in die Beratung kämen.

Wie bitte?

Im übertragenen Sinn natürlich. Ich würde Sie bitten, erst einmal eine Liste zu machen von Merkmalen, Eigenschaften und Verhaltensweisen, die Sie sich von Ihrem zukünftigen Partner wünschen.

Da würde mir eine Menge einfallen...

... das käme alles auf die Liste...

...aber natürlich auch vieles, was ich auf keinen Fall will. Und vielleicht auch Belangloses.

Die Liste darf beliebig lang werden. Ich würde Sie bitten, sich beim Schreiben das Leben mit diesem unbekannten Mann vorzustellen. In allen Bereichen. Falls Sie zum Beispiel Kinder haben, ist es Ihnen sicher wichtig, dass Ihr zukünftiger Partner sich vorstellen kann, mit Kindern zu leben. Oder nehmen wir die Freizeit: Es könnte ja sein, dass Sie ein Hobby haben, das Sie gern mit Ihrem Partner teilen würden.

Partner finden: Wunschzettel für die Liebe

Das ist ja wie Wunschzettel schreiben. Und dann gewinnt der Mann, der die meisten Punkte erfüllt?

Nein. Wer die wichtigsten Punkte erfüllt, bekommt eine Chance. Wenn Sie eben so eine Liste geschrieben hätten, würde ich Sie jetzt bitten, sie noch einmal durchzugehen und alles zu streichen, was für Sie nicht unverzichtbar ist. Und das so lange, bis nur noch drei bis höchstens fünf Punkte übrig wären...

...die wirklich wichtigen.

Der Einkaufszettel sozusagen. Da geht es um Lebensentwürfe. Ob jemand noch Kinder möchte zum Beispiel. Es geht um die Persönlichkeit, um Eigenschaften wie Treue. Oder ob jemand bereit ist, in der Partnerschaft auch Freiraum zuzulassen.

Die schönste Liste nützt aber nichts, wenn einfach keine Männer in Sicht sind, die infrage kommen.

Dem könnten Sie nachhelfen und sich zum Beispiel bei einer seriösen Online-Partnerschaftsvermittlung anmelden..

Wer sich neu verlieben will, sollte auch wirklich bereit sein für Neues.

...und Männer kennen lernen, die erst recht nicht infrage kommen.

Woher wissen Sie das, wenn Sie es noch nie probiert haben? Wer sich neu verlieben will, sollte auch wirklich bereit sein für Neues. Dinge anders machen als bisher, Unbekanntes ausprobieren. Es gibt zwar keine Garantie, aber die Chancen steigen. Eine Bekannte von mir war über 60 und hatte bisher nicht einmal eine E-Mail verschickt. Trotzdem hat sie sich auf meinen Rat, im Internet auf Partnersuche zu gehen, bei einer Online-Börse angemeldet. Ihr Sohn hat ihr dabei geholfen. Später habe ich erfahren, dass sie inzwischen bei ihrem neuen Freund in Süddeutschland lebt.

Solche Geschichten klingen immer zu schön, um wahr zu sein. Fragen Sie doch mal eine 50-, 60-jährige Single-Frau, wann sie das letzte Mal so richtig verliebt war.

Das tue ich ja dauernd in meinen Beratungen. Eine Zeit lang habe ich für die BRIGITTE Seminare gegeben zum Thema "Den richtigen Mann finden". Zu diesen Wochenenden kamen auch Frauen, die seit Jahren keine Beziehung mehr hatten. Manche haben sich später ab und zu bei mir gemeldet, um zu berichten, wie es ihnen inzwischen ergangen war. Einige haben irgendwann ihre Hochzeitsanzeige geschickt. Und eine Teilnehmerin hat mir geschrieben: "Stellen Sie sich vor, ich habe den Richtigen getroffen – gleich am Sonntag, als ich vom Seminar nach Hause kam."

Diese Geschichte glaube ich jetzt aber nicht.

Ich wollte sie auch nicht glauben und habe die Frau angerufen. Sie hat mir dann erzählt, dass der Mann, in den sie sich verliebt hat, schon länger zu ihrem Bekanntenkreis gehörte. "Ich habe ihn vorher einfach nicht gesehen", sagte sie. Ich bin sicher, es gibt für jede Frau den richtigen Mann. Sie muss ihn nur erkennen.

Interview: Christine Tsolodimos Illustrationen: Magda Karczewska Fotos: Getty Images

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