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Kaufen Sie ihm Bello!

Fiffi, Wauzi oder Lumpi - der beste Freund des Menschen ist zugleich die beste eheerhaltende Maßnahme, die Sie sich vorstellen können. Und gleichzeitig viel günstiger als jeder Paartherapeut.

"Was machst du???"

"Ich sitze hier!!!"

Wie viele Frauen kennen diesen Loriot-Klassiker und finden ihn gar nicht lustig! Zu vertraut ist ihnen der ewig schweigsame Sitzriese im feierabendlichen Fernsehsessel. Wenn sie dann, meist wenig hoffnungsvoll, vorschlagen: Geh doch an die frische Luft!, meinen sie eigentlich: Verschaff deiner dicken Wampe doch mal etwas Bewegung! Oder in schlimmeren Fällen von weiblicher Genervtheit über männliche Sesshaftigkeit: Lass mich einfach mal in Ruhe. Manche gehen in härteren Fällen gar zur Eheberatung, manche auch ins innere Exil. Hier ein ganz andersartiger Vorschlag: Kaufen Sie ihm einen Hund.

Er schwingt endlich seinen Hintern aus der üblichen Sitzposition.

Geht Herrchen Gassi, freut sich nicht nur der Hund. Sondern auch die Frau. Erstens: Der Liebste, für dessen Gesundheit man angesichts seiner Lebensführung nur das Schlimmste befürchten kann, atmet zum erstenmal am Tag nicht Büro-Brodem oder Fernsehmief, sondern Frischluft.

Zweitens: Er schwingt endlich seinen Hintern aus der üblichen Sitzposition. Während der eingefleischte Sesselfreund entweder am Computer, im Autositz, auf dem Feierabendsofa oder am Esstisch Platz hat, wird er nun in die aufrechte, bewegte Form gebracht – weil sein Wuffel bewegt werden muss.

Drittens: Der eher schweigsame Typ einsamer Wolf wird angeregt, über Dinge zu kommunizieren, die nichts mit Job, Kontostand oder Fußball/Formel 1 zu tun haben. Weil nämlich alle Hundebesitzer, wenn sie einander gewahr werden, sofort und ohne Umschweife miteinander reden: Wie alt isser denn? Und: Was füttern Sie so? Das hat wiederum auch den Vorteil, dass der Hundehalter, sonst eher Shopping-Muffel, auf einmal Interesse am Einkaufen zeigt. Denn was Schnuffi so kaut und verdaut, darüber ist sein Besitzer nur auskunftsfähig gegenüber dem anderen Tier-Experten auf dem Waldweg, wenn er persönlich gewählt und gezahlt hat.

Der Mann mit Tier wird durch regelmäßiges Training auf der Hundepiste kontaktfreudiger. Aber – und das garantiert die neue Freizeitbeschäftigung - nicht zu kontaktfreudig, denn die anderen Gassi-Führer sind größtenteils auch Kerle, die ihren Bello zwecks Auslauf verordnet bekommen haben. Und wenn einer doch mal auf ein Frauchen nebst Waldi trifft, dann ist sie meistens mit Regencape, Daunenjacke oder Parka verkleidet.

Der Hund als Ehe-Therapeut ist preiswert.

Was sollten die wetterfesten Damen schon an Sexphantasien auslösen? Selbst beim zu erwartenden Dialog: Meiner ist ein Labrador-Schäferhund-Mischling, drei Jahre, frisst am liebsten Schappi – kommt nicht viel Flirtverdächtiges ins Spiel. (Wenn das all die Hundefreundinnen wüssten, die sich ihren zwecks Kontakt-Chancen auf der Straße zugelegt haben.)

Die Hundekumpanei hat dagegen nur Vorteile für die in die Jahre gekommene Ehe. Man kann dem Hundenarren mit Fug und Recht auch nach der Heimkehr vom Broterwerb mal den Staubsauger in die Hand drücken, denn es war sein Strolchi, der Haare oder feuchte Tapsen auf dem Teppich hinterlassen hat. Man kann ihm sogar Grundzüge von Fürsorglichkeit beibringen, denn so ein Tier braucht nicht nur regelmäßig gesunde Kost, sondern auch Streicheleinheiten. Wenn das bei der Aufzucht des eigenen Nachwuchses bei ihm noch nicht so geklappt hat, spätestens bei Piefke kapiert er, was er soll. Lieb sein, zuverlässig und sich einfühlen in andere. Weil er das Tier auch nicht einfach auf sein Zimmer schicken und sagen kann: Lass mich in Ruhe, ich bin hier der Verdiener. Da würde Brummi nur süß jaulen, das Ohrle anklappen und den Kopf possierlich neigen, dann springt sein Halter ungeahnt dynamisch von der Couch und holt ein Leckerle, begleitet von sanften, verständnisvollen Worten wie: Ja, mein Guter, sollst haben, bist ein Guter, Papa holt schon.

Wenn Herrchen und Frauchen sich anbellen, überbellt er einfach beide.

Die Hundeliebe erweckt die Liebe auch im Allgemeinen neu. In längst verschütteten Regionen seines Hirns kommen Signalmoleküle in Wallung, da war doch noch was? Hände, die ein Fell streicheln können, vermögen das womöglich auch auf Frauenhaut. Zumal die Frau sich bei der Beobachtung seiner tierischen Aktivitäten zärtlich an jene Zeiten erinnert fühlt, als er noch genauso nett zu ihr gewesen war, wie jetzt zu Knuffel. Das Gute in ihm Partner tritt wieder sichtbar zutage. Und sie gibt ihm gern seine verdiente Chance.

Der Hund als Ehe-Therapeut ist auch preiswert. Was Paarberater als Honorar verlangen, das kann selbst der gefräßigste Wolfshund nicht vernichten, nicht mal, wenn man die jährlichen Impfungen mitrechnet. Bellos Methode ist schlicht, aber wirkungsvoll: Wenn Herrchen und Frauchen sich anbellen, überbellt er einfach beide. Oder aber er fiept herzzerreißend und erweicht die Kämpfenden mit dem berühmten Hundeblick – sofort erinnern sich die Hundeeltern an ihre Verantwortung - und beenden den Streit: nicht vor dem Hund! So könnte ein Stopp-Zeichen heißen, das beide verabreden, um nicht immer wieder sinnlos gegeneinander herum zu knurren. Auch wenn später die Enkel kommen, erweist Rex sich als Beziehungskitt: Oma und Opa sind mit Hund nicht annähernd so langweilig, und die Kleinen nur halb so anstrengend.

Text: Vera Sandberg Foto: iStockphoto

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