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Sind Sie schon reif für die eigene Firma?

Gehören Sie zu den Frauen, die über eine Existenzgründung nachdenken? Diese drei Frauen haben es geschafft. Mit einer tollen Idee, Elan und Pragmatismus.

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Es riecht nach Nelken, nach Chili, und irgendwo in der Luft hängt ein Hauch Zimt. Auf dem Holztisch steht eine flache Schale aus weißem Porzellan, die Currywurst ist raffiniert gewürzt und schmeckt ganz leicht nach Fenchel. Bianka Habermann schaut erwartungsvoll, sagt aber nichts. Sie weiß, dass ihre Wurstkreationen gut sind, ein Jahr lang hat sie Rezepte erprobt und immer weiter verbessert. Und dann die "Curry Queen" eröffnet, eine wunderbare Wurstbude mit guten Weinen, modernen Möbeln und festlicher Beleuchtung. Seit der Eröffnung vor einem Jahr brummt der Laden wie eine Szene-Bar. Abend für Abend. "Ich glaube an meine Idee, aber mit so einem Erfolg habe selbst ich nicht gerechnet", sagt die 45-Jährige.

Ihre ehemaligen Kollegen bei einem Hamburger Musiklabel können es kaum fassen. Sie hielten es für einen Scherz, als die Marketingchefin von ihrem Plan erzählte, ihren Schreibtisch gegen einen Grill einzutauschen. Jetzt steht Bianka Habermann zwischen den voll besetzten Tischen und glüht vor Begeisterung. Sie wendet Würste und schenkt Getränke aus, als habe sie ihr Leben lang nichts anderes getan. Statt weißer Schürze trägt sie eine durchscheinende schwarze Bluse wie ein Popstar. Ungewöhnlich. Genau wie ihr Laden.

Gerade Frauen über 40 bringen die richtigen Erfahrungen mit

Das Geheimnis von Bianka Habermanns Erfolg liegt nicht nur in der (geheimen) Rezeptur ihrer Würste. Dazu kommen ihre Begeisterung, die Lust an der Sache - und ein Gespür dafür, was im Trend liegt: Alle wollen gesund leben, sind aber auch ständig in Eile. Gesundes Fastfood, wie die "Curry Queen" es anbietet, wird beidem gerecht.

Doch der Clou des Geschäfts ist Bianka Habermann selbst. Mit all ihrem Wissen über Marketing, Buchführung, Personalauswahl und dem Gespür aus dem Musikgeschäft, welche Idee ein Hit werden kann. Diese Frau hat sich ihr Unternehmen auf den Leib geschneidert, und es passt perfekt. Genau die richtige Strategie, ein Unternehmen zu gründen: "Gerade Frauen, die sich erst spät selbständig machen, sollten beherzt auf ihre jahrelange Berufserfahrung und ihre Kompetenzen zurückgreifen", sagt Kristiane von dem Bussche. Die Gründerberaterin und Initiatorin des Netzwerk40plus ist überzeugt, dass viele Frauen über 40 einen gut gefüllten Werkzeugkasten für die Selbständigkeit parat haben: Fachkenntnisse, Insider-Wissen aus der eigenen Branche, Kontakte, Zusatzqualifikationen. Damit haben sie den Jüngeren etwas voraus, und das hat sich bei den Frauen offenbar herumgesprochen. Die Gründerinnen gehen heute später an den Start, im Schnitt mit 44, noch vor einigen Jahren war das Durchschnittsalter 35.

Gestandene Frauen mit zehn und mehr Jahren Berufserfahrung brauchen keine "hippe" Geschäftsidee und keinen gewollt jugendlichen Start-up-Enthusiasmus. Besser, sie lassen sich von ihren Fähigkeiten leiten und greifen auf ihr Know-how zurück. Bianka Habermann zum Beispiel hat ein digitales Adressbuch mit Handynummern und E-Mail-Adressen von Firmenchefs, Künstlern und Medienleuten. Die spricht sie jetzt gezielt an, macht sie neugierig auf ihr Lokal. Und holt damit die Zeit wieder raus, die sie mit dem Studieren von "Abluftbestimmungen" und Besprechungen auf dem Ordnungsamt verbracht hat. Und mit dem Besichtigen leer stehender, verdreckter Imbisse, weil sie dem Makler nicht begreiflich machen konnte, was für einen Laden sie suchte. Da hat ihr Werkzeug gefehlt, das Vokabular der Gastronomiebranche, das sie jetzt nach und nach lernt wie eine Fremdsprache.

Ncht immer beginnt bei Existenzgründungen von Frauen auch etwas Neues

Zwei Drittel Erfahrung, ein Drittel Neuland, so kann eine erfolgversprechende Mischkalkulation für eine Geschäftsidee aussehen. Das ist für viele potenzielle Existenzgründerinnen erst mal keine gute Nachricht. Befragungen zeigen, dass viele, die schon lange im Beruf sind, vor allem eins wollen: etwas ganz Neues. Denn in ihrem bisherigen Job sind sie unzufrieden, ausgebrannt oder gelangweilt.

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Ein Hotel, ein kleines Café, eine Boutique sind die beliebtesten Geschäftsideen - vor allem bei Frauen, die aus ganz anderen Branchen kommen. Gründerberaterin von dem Bussche fragt dann hartnäckig nach. Etwa, ob die ehemalige Personalleiterin sich wirklich vorstellen kann, bis zum Ende ihres Arbeitslebens zehn oder noch mehr Stunden am Tag unter Zeitdruck riesige Backbleche voll Kuchen zu backen und stapelweise benutztes Geschirr abzuräumen. Oft wird die erste träumerische Vision dann gekippt zugunsten einer realistischeren Geschäftsidee. Das ist meist eine, die stärker an den bisherigen Beruf anknüpft. Denn eine Unternehmerin ist erfolgreicher, wenn sie als Profi wahrgenommen wird - und nicht als eine Frau, die gerade vor allem dabei ist, sich selbst zu verwirklichen.

Manche müssen ihr Spezialwissen erst mal erkennen, damit ein Geschäft daraus wird. Bei Gisela Busch war es die Erfahrung mit Produkten, die den Alltag mit Babys und Kindern erleichtern. Bereits vor 20 Jahren hat die Touristikfachfrau als Au-pair in den USA den Autospiegel für Babys und andere nützliche Kleinigkeiten kennen gelernt - und genau die vermisste sie, als sie später selbst eine Tochter bekam. Während ihrer Elternzeit fing Gisela Busch an, Produkte aus den USA zu importieren, und im vergangenen Jahr ließ sie einen Onlineshop programmieren, zunächst mit nur vier Artikeln. Mit dem Baby auf den Knien hat sie die ersten Pakete mit Babyschuhen und Kinderlieder-CDs gepackt, jetzt kann das Kind längst laufen, und auch der Onlineshop kommt immer besser auf die Beine.

Genial ist das Einfache

Der Plan der 40-Jährigen ist aufgegangen: Nicht alles stehen und liegen lassen, sondern mit dem sicheren Arbeitsplatz im Rücken einen Testballon starten - und das Angebot dann ausbauen. Das muss nicht teuer sein, oft genügen, wie bei Gisela Busch, eine Website und etwas Platz in der eigenen Wohnung für die Waren.

Viele gute Geschäftsideen sind so genial einfach, dass jeder darauf hätte kommen können. Etwa die Zehensandale, die als Flipflop millionenfach vertrieben wird. Oder die Biobrause, Geschmacksrichtung Holunder, deren No-Name-Ableger heute bei jedem Discounter im Regal stehen.

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Manche Gründerinnen entwickeln eine Idee, weil ihnen selbst etwas fehlt. Die Sozialpädagogin und Körpertherapeutin Gabriele Wander hat sich jahrelang gewünscht, ihre Rückenschmerzen loszuwerden. Das Möbel, auf dem das möglich ist, hat sie selbst erfunden: "Mi Shu", eine Art Hocker mit nach oben gewölbter, beweglicher Sitzfläche.

Geholfen haben ihr dabei ihre Experimentierfreude und ihr geschultes Körpergefühl. Kollegen waren spontan begeistert, die ersten Bestellungen kamen schnell. Heute leitet die 46-Jährige ihren eigenen Betrieb mit zwölf Mitarbeiterinnen und verkauft mehr als 700 Stühle im Jahr.

Dabei war Gabriele Wander anfangs gar nicht sicher, ob ihr neuer Stuhl auch eine neue Existenz tragen würde. Gründerberaterinnen kennen das. Manche Frauen haben zwar eine überzeugende Geschäftsidee und ein gut ausgelotetes Konzept, zögern aber, den Schritt in die Selbständigkeit zu tun. Über ihre Pläne zu sprechen, ihr Produkt bekannt zu machen, selbstbewusst dafür zu werben - all das ist ihnen fast peinlich. Keine gute Voraussetzung, um sich mit einem Unternehmen auf den Markt zu wagen.

Dann ist es besser, sich noch etwas Zeit zu nehmen und sich selbst zu fragen, was stärker ist: die Lust auf den Neuanfang oder die Angst vor dem Risiko. Und lieber eine Informationsveranstaltung zu viel zu besuchen als zu wenig.

Gabriele Wander, die Erfinderin des ergonomischen Hockers, hat das getan. Sie nahm an einem Intensivseminar für Gründerinnen teil, die Pläne für den "Mi Shu"-Stuhl hatte sie schon im Gepäck. Dort, im Vergleich mit den anderen Frauen, von denen einige noch gar keine Geschäftsidee hatten, aber trotzdem selbständig sein wollten, wurde ihr klar: "Wenn ich jetzt nicht ernst mache, den Angestelltenjob kündige und meine Firma gründe, werde ich das mein Leben lang bereuen."

Was zählt, ist der Impuls

Wenn ein Kribbeln dabei ist, ein Tusch zum Aufbruch und dieser sausende Cocktail aus Angst und Mut, wie am Vorabend einer Weltreise - dann steht eine echte Unternehmerin am Start und nicht lediglich eine kompetente, lebenserfahrene Frau mit einer guten Idee. Und dann kann fast alles zum Erfolg werden, der Hemden-Bügelservice, die Beethovenpraline, das Kinder-Reisebüro.

"Die Hälfte aller Frauen, die in die Beratung kommen, sind risikobereit genug, um Unternehmerin zu werden", schätzt Gründerberaterin von dem Bussche. "Und die finden auch mit ein paar Stunden Anleitung zu eine tragfähigen Geschäftsidee, in der sie Expertin werden können." Was zählt, ist der Impuls, die kleine Melodie vom Neuanfang.

Bianka Habermann hat sie ständig im Ohr. Jeder Tag in ihrem neuen Leben als Wirtin ist für sie ein Abenteuer. Sie macht Pläne, fiebrig vor Freude, arbeitet wie besessen. "Genau so habe ich es gewollt", sagt sie - und begrüßt schon wieder neue Gäste.

Existenzgründung für Frauen

Adressen und Tipps

Text: Anne Otto Fotos: Jörg Modrow

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