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Robbie Williams hat Geburtstag: Alles Gute zum 40.!

Der Bad Boy von "Take That" ist Robbie Williams schon lange nicht mehr. Heute feiert er seinen 40. Geburtstag - ein Interview mit einem Star, der die Berufsjugendlichkeit erfolgreich überwunden hat.

Alles Gute zum 40. Geburtstag, Robbie! Pardon, "Mr. Williams" natürlich.

Robbie Williams ist immer noch und mehr denn je der größte lebende Popstar und Entertainer Europas. Aber sein größter Verdienst ist eigentlich, dass er sich selbst überlebt hat. Seinen Größenwahn, seine Minderwertigkeitskomplexe, seine Maßlosigkeit, seine Gefallsucht. Wir treffen ihn zum Gespräch im legendären Londoner Hotel "Savoy", wo er am Fenster steht, auf Themse und London Eye und Big Ben schaut und krachend in einen Apfel der Sorte Granny Smith beißt.

BRIGITTE WOMAN: Wie geht es Ihnen mit 40?

Robbie Williams: Mir geht es gut (kaut weiter am Apfel). Ich bin glücklich, fast zufrieden, verrückt, unsicher, verliebt.

Moment, Moment, bitte der Reihe nach. Der erste Begriff: glücklich. Was genau macht dieses Glück für Sie aus?

Ich habe einen unglaublich brillanten Job. Was das Geld angeht, habe ich in diesem Leben einen extrem leichten Ritt. Ich habe eine Frau, die mich liebt, und ich liebe sie und vertraue ihr komplett.

Damit wäre "verliebt" also auch abgehakt.

Nicht ganz. Ich habe die wunderbarste Tochter, eine wahre Freude. Und ich habe diese großartige Karriere. Also, jetzt mal ganz im Ernst: Wenn ich nicht glücklich wäre, dann wäre doch irgendetwas verkehrt. Verstehe. Der nächste Begriff: zufrieden.

Ich sagte: fast zufrieden. Raten Sie mal: Was ist mir wichtiger – Glück oder Zufriedenheit?

Das ist einfach: Zufriedenheit natürlich.

Genau. Mein derzeitiges Glücksgefühl ist eine Momentaufnahme. Aber Zufriedenheit ist für mich ein nachhaltiger Zustand, und ich bin auf dem Weg dorthin, seit ich 30 bin. Aber noch längst nicht angekommen. Ich würde alles gegen Zufriedenheit eintauschen. Es ist nur ein so elend langer Prozess. Ich habe das Gefühl, dass man die zweiten 30 Jahre auf dem Planeten damit zubringt, die ersten 30 auszusortieren.

Und? Gibt es da schon erste Erkenntnisse?

Ja. Ich fühle, dass ich eine Prüfung bestanden habe

Eine Prüfung worin?

Darin, kein Problem mehr zu sein. Ich bin ein Überlebender der Jugend, und die war bei mir berufsbedingt sehr lang. Mir ist erst vor Kurzem bewusst geworden, dass in meinem Business inzwischen alle um mich herum jünger sind als ich. Ich spüre auch eine Verantwortung für diese Leute. Ich denke, ich bin in meine eigenen Schuhe hineingewachsen.

Was ist denn jetzt anders als vor zehn Jahren?

Es ist okay, wie es ist. Ich bin okay, wie ich bin. Ich brauche nicht mehr um die Zuneigung von Menschen zu buhlen, die ich eigentlich nicht mag. Ich muss keine Energie mehr damit verschwenden, alles für jeden zu sein. Auf eine Art weiß ich jetzt endlich, wer ich bin. Und damit fühle ich mich sehr zu Hause, irgendwie.

Es scheint so, als hätte auch Ihre Frau Ayda Field viel zu dieser Zufriedenheit beigetragen.

Ja, sie hat mich verändert. Ich war früher leichtsinnig und verantwortungslos verantwortungslos, und ich mochte es, so zu sein – in der Verantwortungslosigkeit steckt eine ganz eigene Energie. Und extrem viel Spaß. Aber es wird wirklich deprimierend, wenn man es mit dem Leichtsinn übertreibt.

Und Ayda hat Ihnen diese Verantwortungslosigkeit schließlich ausgetrieben?

Wenn es nur das wäre. Ich glaube, ich wäre nicht mehr allzu lange auf diesem Planeten geblieben, wenn es Ayda nicht gegeben hätte. Sie hat mich verändert, ohne mir die Daumenschrauben anzusetzen. Sie hat es mir erlaubt, mich in jemanden zu transformieren, der ein ruhigeres, netteres Leben wertschätzen kann. Und das passt sehr gut zu mir, dieses Leben.

Robbie Williams
Wohl kein Mensch hat wohl je so viele tränenüberströmte Tagebucheinträge ausgelöst wie Robbie Williams, als er sich 1995 von seiner Boygroup "Take That" trennte. Seitdem ist er überaus erfolgreich als Solokünstler - und mit seinen Bandkollegen von damals längst wieder versöhnt.
© Earl/ /Splash News/Corbis

Ein Leben als Vater, wohlgemerkt. Ihre Tochter Teddy ist jetzt knapp anderthalb. Welche Gefühle löst sie in Ihnen aus?

Es sind zwei. Zum einen eine überwältigende Liebe. Wenn ich mit ihr zusammen bin, verliere ich mich in ihr. Die andere: Angst. Und das ist ein schweres Gefühl, diese Angst vor dem bevorstehenden Untergang, die immer mitschwingt, seit ich Vater bin. Und noch eine Angst habe ich.

Welche?

Die Angst, nicht mit der Verantwortung fertig zu werden. Es würde mich zerbrechen, wenn Teddy mal 26 ist und feststellt, dass ich als Vater versagt habe. Das ist vielleicht meine größte Angst: kein guter Vater zu sein.

Ihr Vater ist gegangen, als Sie drei waren.

Das stimmt. Trotzdem war er ein guter Kerl, ein guter Freund – auf seine Weise sogar ein guter Vater. Aber ich brauchte definitiv mehr, als er mir geben konnte. Ich weiß sogar, was Teddy einmal brauchen wird. Ich weiß nur nicht, ob ich das in mir habe.

Sie werden am 13. Februar 40 Jahre alt. Viele Menschen, vor allem Männer, haben geradezu Panik vor dieser Schallmauer.

Und ich kann jeden Einzelnen verstehen. Ich habe selbst große Bedenken, was die 40 angeht. Mir ist sie äußerst suspekt. Ich schiele zu ihr hinüber und frage: Okay, 40, was willst du von mir?

Woher kommt Ihr Argwohn?

Popstars erreichen dieses Alter normalerweise nicht, ihr Verfallsdatum liegt bei 27. Tja, und hier sitze ich nun. Und bin immer noch ziemlich ehrgeizig – erfolgreich zu sein ist für mich von großem Wert. Ich werde davon geplagt, Erfolg zu haben. Und ich werde davon geplagt, keinen Erfolg zu haben. Ich möchte immer noch Platten verkaufen und Leute in meine Shows locken und noch erfolgreicher werden, als ich es je hätte werden sollen. Ich weiß nicht, ob die 40 das einlösen wird. Ich habe auch keine Ahnung, ob die 40 mir etwas nehmen wird. Und wenn ja, was.

Vielleicht nimmt sie Ihnen Ihre Unsicherheit, von der Sie vorhin sprachen.

Hoffentlich nicht. Ich glaube, dass die mich antreibt. Irgendeinem verängstigten Teil in mir ist es immer noch wichtig, dass ich Platin-Platten bekomme. Ich will das alles bis zur Zerreißgrenze ausdehnen, ich will touren, ich will neue Songs machen, die im Leben der Leute eine Rolle spielen, ich will mich mit anderen messen, ich will bekloppt sein...

Ist ja interessant: Sie füttern Ihre eigene Unsicherheit immer wieder an.

Was wäre die Alternative?

Sie könnten sagen: Danke, das war’s, ich kümmere mich um das Kind und zukünftige Kinder, ich trete als ungeschlagener Champion ab, als der größte Popstar, den Europa vielleicht jemals hatte.

Aber es ist in meinen Knochen. Ich bin da wie ein Sportler: ich brauche den Wettbewerb, und ich will ihn gewinnen. Das ist meine Herausforderung. Ich will im Showbusiness bleiben, ich will beschäftigt sein – ich weiß, wie es sich anfühlt, nicht dabei zu sein.

Stimmt ja. Sie haben sich von 2007 bis 2009 eine drei Jahre lange Pause gegönnt.

Meinen Knochen hat das nicht gefallen. Ich habe irre viel Geld gemacht, als ich sehr jung war. Ich hätte da schon aufhören können. Aber wer wäre ich dann gewesen für den Rest meines Lebens? Ich habe schon damals festgestellt, dass ich ein wildes fliehendes Pferd bin, das ohne ersichtlichen Grund immer weitergaloppiert.

Haben Sie eine Vermutung?

Vielleicht mache ich weiter, um meine Seele zu schützen.

Wovor?

Vor dem, was danach kommt. Es ist völlig egal, ob ich 20 Millionen Pfund damit verdiene oder nur 20 Pence – ich muss arbeiten. Es ist wichtig, damit ich spüre, dass ich existiere. Deshalb trete ich sogar bei „Wetten, dass ...?“ auf.

Schlimm, oder?

Nee. Es ist Spaß. Es ist Showbusiness. Es ist mein Leben.

Interview: Stephan Bartels Ein Artikel aus BRIGITTE WOMAN 2/2014

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