Kreativ schreiben kann jeder! Schon der amerikanische Schriftsteller Truman Capote wusste: "Alle Menschen haben die Anlage, schöpferisch tätig zu sein. Nur merken es die meisten nie". Recht hat er! Entwickeln Sie Ihr Schreibtalent - mit diesen 16 Übungen um kreativ zu schreiben:
... zeige mir lieber seinen Lichtschimmer auf einer Glasscherbe", sagte der russische Dramatiker und Autor Anton Chekov einst. Was er damit meinte? Wenn man kreativ schreiben möchte, kommt es vor allem auf das Beschreiben an: "wie" statt "was". Überlegen Sie, wie die folgenden Sätze anschaulicher werden:
Beispiel:
Sie wird müde –
Ihre Lider werden schwer und sie blinzelt ihn aus kleinen Augenschlitzen an. Gähnend reibt sie sich die Augen.
Draußen schneit es. Es wird dunkel. Er hat Hunger. Er ist alt geworden.
Beschreiben Sie, wie Sie sich gerade fühlen – vom Scheitel bis zur Sohle. Schließen Sie die Augen und horchen Sie in Ihren Körper hinein. Sind Sie hungrig, juckt oder kitzelt etwas, ist Ihr Mund trocken, haben Sie sich in den neuen Schuhen eine Blase gelaufen? Beschreiben Sie, wie sich das anfühlt. So lernen Sie, Gefühle intensiver wahrzunehmen und sich in die Gefühlswelt Ihrer Charaktere hineinzuversetzen.
Schlagen Sie ein Buch auf und tippen Sie mit geschlossenen Augen auf ein Wort. Öffnen Sie dann Ihre Augen und schreiben Sie das Wort auf ein Blatt Papier. Machen Sie daraus ein Assoziogramm, indem Sie ausgehend von diesem Wort immer weitere Gedankenverknüpfungen wachsen lassen. Haben Sie vielleicht eine persönliche Verbindung zu dem Wort? Welche Erinnerungen weckt es? Wie riecht das Wort? Wie schmeckt es, wie fühlt es sich an?
Beispiel: Ihr Finger zeigt auf das Wort "Himmel". Dann kommen Ihnen vielleicht Ideen wie Wolken, Sonne, Wind, Flugzeug, Regenbogen ....
Sehen Sie sich Ihr Assoziogramm abschließend noch mal an, wählen Sie fünf Wörter daraus aus und denken Sie sich eine Geschichte mit dieser Wortauswahl aus - ein guter Startimpuls um kreativ zu schreiben.
Diese Übung geht besonders schnell und einfach: Denken Sie zuerst an ein bestimmtes Genre. Sie haben eins? Dann geht es weiter mit einem bestimmten Ort. Und jetzt denken Sie noch spontan an eine Tageszeit.
Beispiel: Detektivgeschichte, London, Nacht.
Diese drei Wörter bieten den Ausgangspunkt zum kreativ schreiben: Sie wissen jetzt schon, dass Sie eine Detektivgeschichte schreiben wollen, die in London bei Nacht spielt. Konstruieren Sie nun eine Handlung rund um diese grundlegenden Informationen.
Schalten Sie einfach mal in den Autopilot-Modus und wagen Sie sich ans sogenannte automatische Schreiben. Automatisches Schreiben heißt: Sie nehmen Ihren Stift in die Hand und hören nicht auf, kreativ zu schreiben – nicht mal für eine Sekunde. Setzen Sie sich dafür bequem hin, stellen Sie die Füße auf den Boden, machen Sie die Augen zu und atmen Sie tief durch. Konzentrieren Sie sich drei Minuten lang auf Gerüche, Geräusche und Gedanken. Machen Sie dann wieder die Augen auf und schreiben Sie zehn Minuten lang drauf los. Wenn Sie am Ende dieser Übung auf Ihre spontanen, literarischen Ergüsse schauen, werden Sie von dem Resultat überrascht sein.
Überlegen Sie sich "Was wäre wenn..."-Szenarien und spinnen Sie daraus eine Geschichte.
Beispiel:
Was wäre wenn ... ich nie diese eine Person in meinem Leben getroffen hätte? Was wäre wenn ... Tiere sprechen könnten? Was wäre wenn ... ich lerne, so kreativ zu schreiben, dass ich einen Bestseller lande?
Einige der größten Literaturerfolge sind aus ganz simplen "Was wäre wenn..."-Szenarien entstanden – zum Beispiel "Harry Potter" (Was wäre, wenn ich zaubern könnte?).
Wenn wir an unsere Vergangenheit denken, dann erinnern wir uns meist an die Superlative: Egal ob "Der schlimmste Tag in meinem Leben", "Die lustigste Situation in meinem Leben" oder "Der überraschendste Moment in meinem Leben" – solche Geschichten bergen mehr als genug Stoff für Erzählungen. Lassen Sie Ihr Leben noch mal Revue passieren und denken Sie an all die Superlative, die Sie bisher erlebt haben. Suchen Sie sich einen zum kreativ schreiben aus und basteln Sie daraus eine Geschichte – Ihre persönlichen Erlebnisse können Sie dabei gern verfremden.
Gehen Sie auf den Flohmarkt oder in einen Antikladen und stöbern Sie in den Krimskrams-Truhen nach alten Knöpfen. Wählen Sie einen besonders schönen Knopf aus und nehmen Sie ihn mit nach Hause. Überlegen Sie: Warum habe ich ausgerechnet diesen Knopf ausgewählt? Wie wurde er wohl gemacht und woraus wurde er hergestellt? Was ist mit dem Knopf passiert und woran war er vielleicht mal befestigt? Was könnte mit dem Träger des Knopfes passiert sein? Geben Sie dem Knopf eine Stimme. Lassen Sie ihn zum kreativ schreiben lebendig werden und schreiben Sie eine Ich-Erzählung aus seiner Sicht.
Bilder können zum Schreiben inspirieren. Nehmen Sie sich z.B. ein Urlaubsfoto und versetzen Sie sich noch einmal zurück an den Strand in Goa, den Pub in Irland, die Wüste in Namibia. Schreiben Sie dann eine Urlaubsgeschichte – wahr oder erfunden. Das Ganze funktioniert auch mit einem Babyfoto. Schauen Sie sich ein Foto von sich als Säugling an und erzählen Sie die Geschichte Ihrer Geburt – gerne fantasievoll, da müssen Sie es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen. Übrigens: Solche Kreativübungen funktionieren natürlich nicht nur mit Fotos, auch Gemälde laden zum fantasievollen Schreiben ein. Arbeitstitel: "Warum lächelt Mona Lisa?"
Wählen Sie ein bekanntes Zitat, z.B. aus einem Film, und konstruieren Sie eine völlig neue Geschichte drum herum. Beispiel: "Schau mir in die Augen, Kleines".
... ja, was dann? Was um Himmels willen ist in der Schachtel? Ein Geschenk oder doch eine unangenehme Überraschung? Vielleicht sogar ein lange gehütetes Geheimnis? Machen Sie Ihre Schachtel auf und schreiben Sie los!
Denken Sie an ein Objekt, z.B. einen Handmixer. Stellen Sie sich das Ding genau vor und beschreiben Sie es. Plötzlich werden Sie wütend. Sie hassen dieses Ding. Schreien es an. Doch was ist das? Plötzlich schreit das Ding zurück! Schreiben Sie ein Streitgespräch.
Synästhesie nennt man die Verbindung unterschiedlicher Wahrnehmungsbereiche, z.B. Hören und Sehen. Für Synästhetiker riecht ein Parfüm z.B. blau, d.h. mehrere Sinneseindrücke, wie Farbempfinden und Geruchssinn, verschmelzen miteinander. Für einen literarischen Text bieten synästhetische Eindrücke besonders kreative und neue Betrachtungsweisen der Welt um uns herum. Probieren Sie doch mal diese kleinen Übungen aus, um ein Gespür dafür zu bekommen.
Wie klingt Liebe? Was ist die Farbe von Hass? Wie geht Neid? Wonach schmeckt Trauer? Wo lebt Kummer? Was ist die Farbe von Stille? Wie spricht Traurigkeit?
Nehmen Sie eine Orange und erleben Sie sie mit all Ihren Sinnen. Wie sieht sie aus, wie fühlt sie sich an, wonach riecht sie, was kann man mit ihr machen? Wie verändert sie sich, wenn man sie schält, wie schmeckt sie, was würde ein Kind damit machen? Kauen, ausspucken, ins Gesicht reiben – alles ist erlaubt. Notieren Sie dabei Ihre Erfahrungen und lernen Sie so, die Welt um sich herum neu begreifen. Von solch außergewöhnlichen Sichtweisen kann ein literarischer Text nur profitieren.
Schritt 1: Überlegen Sie sich einen Ort. Schritt 2: Erfinden Sie eine Figur, die sich normalerweise an so einem Ort aufhalten würde: Wie alt ist sie? Wie sieht sie aus, welche Charaktereigenschaften hat sie? Wie spricht sie? Was sagt ihre Körpersprache über sie aus? Schritt 3: Lassen Sie Ihre Figur auf eine weitere Person treffen und eine Unterhaltung mit ihr beginnen. Schritt 4: Jetzt jagen Sie Ihren Ort in die Luft: Vielleicht explodiert eine Bombe, vielleicht kriegt jemand einen Wutanfall, vielleicht wirft jemand mit einem Stein eine Scheibe ein – Sie entscheiden. Schritt 5: Wie reagieren Ihre Charaktere? Was passiert mit ihnen?
... halten Sie die Augen offen. Interessante Wörter und Ausdrücke finden sich überall. Auf Verpackungen, in der Werbung, in Magazinen ... . Wenn Sie irgendwo ein faszinierendes Wort finden, schneiden Sie es aus und sammeln Sie es in einer Kiste. Mit der Zeit bekommen Sie so einen reichen Wortschatz. Mischen Sie die Ausschnitte und kombinieren Sie sie miteinander – und finden so garantiert Anreize für neue Geschichten.