Hautkrebs ist schwarz, gefährlich, er bildet früh Metastasen und ist dann nicht mehr heilbar: So denken viele. Und alle, die gern ausgiebig sonnenbaden, haben Angst davor. Doch es gibt nicht nur Melanome, wie der Schwarze Hautkrebs in der medizinischen Fachsprache heißt. Hautkrebs kann auch weiß sein, das war lange unter Laien kaum bekannt.
Inzwischen steigt die Zahl dieser Art von Tumoren rasant, in nur sieben Jahren hat sie um fast 80 Prozent zugenommen, so aktuelle Statistiken der Barmer GEK. Schätzungsweise 150.000 bis 200.000 Deutsche erkranken jährlich. Vor allem unter Frauen ab den Wechseljahren gibt es immer mehr Betroffene. Zwar bildet Weißer Hautkrebs in den meisten Fällen keine Metastasen. Doch harmlos ist er deshalb nicht: Oft handelt es sich um "Eisbergkarzinome", von denen nur ein kleiner Teil zu sehen ist. Lässt man sie ungebremst wachsen, zerstören sie nicht nur die Haut, sondern sogar darunter liegenden Knorpel und Knochen und führen so zu schlimmen Entstellungen, vor allem im Gesicht.
Es gibt verschiedene Arten des Weißen Hautkrebses. Am häufigsten sind Basaliome (Basalzellkrebs), weniger oft kommen Spinaliome (Stachelzellkrebs, Plattenepithelkarzinom) vor. Beide entstehen so gut wie ausschließlich auf sonnengeschädigter Haut.
Spinaliome entwickeln sich fast immer aus Krebsvorstufen, der Aktinischen Keratose. Das sind rötliche, oft hautfarbene Rauigkeiten der Haut, die sich wie Schmirgelpapier anfühlen. Sie bilden sich häufig im Gesicht oder am Handrücken, also dort, wo am meisten Sonne hinkommt. Damit daraus möglichst kein Spinaliom wird, ist es wichtig, solche Vorstufen zu entfernen. Der Arzt kann sie ausschneiden oder abschaben, mit flüssigem Stickstoff vereisen oder lasern.
Es gibt auch verschiedene Wirkstoffe zum Einreiben. Neben dem älteren Fluoruracil (es hemmt die Zellvermehrung) wurde vor wenigen Jahren Imiquimod zugelassen. Es aktiviert die Immunabwehr in der Haut. In einem direkten Vergleich zwischen diesen beiden Mitteln und einer Vereisung schnitt vor einiger Zeit Imiquimod am besten ab. Seit Neuestem gibt es Imiquimod zusätzlich als schwächer konzentrierte Creme, mit der man das ganze Gesicht einreiben kann. So werden in der UV-geschädigten Haut auch die noch unsichtbaren Krebsvorstufen zerstört. Ganz neu ist ein pflanzlicher Wirkstoff aus Garten-Wolfsmilch (Ingenolmebutat). Das Gel muss insgesamt nur dreimal aufgetragen werden. Laut einer Studie bilden sich so rund 40 Prozent der Krebsvorstufen komplett zurück.
Je älter man wird, desto mehr meist harmlose Knötchen und Flecken finden sich in der Haut. Deshalb ist es für Laien nicht einfach, ein kleines Basaliom zu erkennen. Am häufigsten erscheint es als gelblichrötliches Knötchen, das einen "perlschnurartigen" Rand hat. Basaliome können aber auch wie rote Flecken oder wie eine kleine Narbe aussehen. Größere Tumoren können nässen oder bluten. Das ist natürlich auf jeden Fall ein Alarmzeichen!
Wer sichergehen möchte, sollte alle Hautveränderungen, die neu auftreten, vom Dermatologen untersuchen lassen. "Patienten, die sagen: 'Ich glaube, ich habe einen Hautkrebs', bekommen in der Regel sehr schnell einen Termin", sagt Dr. Peter Mohr, Chefarzt der Klinik für Dermatologie und Leiter des Hautkrebszentrums Buxtehude. Außerdem sollte man ab 35 alle zwei Jahre den Hautcheck beim Arzt wahrnehmen, den die Krankenkassen bezahlen. Dabei werden auch Stellen kontrolliert, die man selbst schlecht im Blick hat, etwa auf dem Kopf.
Wird ein Basaliom entdeckt, muss es komplett operativ entfernt werden, mit einem Sicherheitsabstand im gesunden Gewebe. Das ist normalerweise ein kleiner chirurgischer Eingriff mit örtlicher Betäubung. Wichtig ist, dass er nach der Diagnose nicht hinausgeschoben wird. "Wer zu lange wartet, riskiert, dass das Karzinom in tiefere Hautschichten vordringt, schlechter zu operieren ist und irgendwann vielleicht sogar mit schwerwiegenden Folgen streut", warnt Professor Eggert Stockfleth, Leiter des Hauttumorzentrums der Berliner Charité und der Europäischen Hautkrebsstiftung (ESCF).
Zwar können kleine Basaliome im Prinzip ebenso durch Vereisen, Abschaben oder Cremes behandelt werden wie Krebsvorstufen. Das Risiko, dass der Tumor wiederkommt, ist dann jedoch groß. Manch mal sind Basaliome nicht operabel, etwa weil sie ungünstig liegen oder es mehrere Tumoren auf einmal sind. Dann bestrahlen die Ärzte den Tumor, was nicht immer zum Erfolg führt. Für diese fortgeschrittenen Fälle gibt es seit Neuestem Tabletten zum Einnehmen. Ihr Wirkstoff Vismodegib blockiert ein bestimmtes Wachstumssignal in den Tumorzellen.
Frühe Formen von Stachelzellkrebs (Spinaliome) unterscheiden sich wenig von den Krebsvorstufen. Mit der Zeit bilden sich aus den rauen Stellen aber Knoten, die häufig eine harte Hornschicht haben. Spinaliome müssen frühzeitig herausgeschnitten werden, denn wenn sie weiterwachsen, können sie Metastasen in den Lymphknoten und in anderen Organen bilden.
Tumoren mit einer Größe unter einem Zentimeter metastasieren aber zum Glück selten. Ist eine OP nicht möglich, hat man bei Spinaliomen dieselben Behandlungsalternativen wie bei den anderen Formen von Weißem Hautkrebs. Haben sich bereits Metastasen gebildet, gibt es zusätzlich die Möglichkeit einer Chemotherapie.
Weißer Hautkrebs entsteht durch Sonnenschäden in der Haut. Dabei muss es nicht einmal zum Sonnenbrand kommen; Zellveränderungen treten bereits nach der Hälfte der Zeit auf, die zu Verbrennungen der Haut führen würde; bei einem ganz hellen Hauttyp wird es ohne Schutz schon nach fünf Minuten gefährlich. Entscheidend ist die Gesamtmenge an UV-Strahlung, die die Haut im Laufe des Lebens abbekommen hat. Es ist also nie zu spät für Sonnenschutz. Und jeder kann selbst vorbeugen.
Deshalb ist jetzt erstmals eine Leitlinie zur Prävention von Hautkrebs veröffentlicht worden, die Ärzte bei der Aufklärung ihrer Patienten unterstützen soll. Konkret gilt: Im Sommer zwischen 11 und 15 Uhr sollte man möglichst überhaupt nicht in die Sonne gehen. Wer sich länger als eine Viertelstunde in der prallen Sonne aufhält, braucht eine Sonnencreme. Lichtschutzfaktor 20 ist absolutes Minimum, an besonders sonnenexponierten Stellen wie Gesicht, Schultern oder Fußrücken sollte der Sonnenschutz höher sein.
"Wir empfehlen, am besten immer Lichtschutzfaktor 50 zu verwenden", sagt Peter Mohr. Langärmelige Kleidung und ein breitkrempiger Sonnenhut oder eine Kappe mit Schirm bieten zusätzlichen Schutz. Zu allen Jahreszeiten sollte ein Lichtschutzfaktor in der Tagespflege selbstverständlich sein. Das beugt nicht nur Krebs vor, sondern auch der Alterung der Haut.
In der Apotheke gibt es Sonnenschutzmittel, die in Studien ihre Schutzwirkung gegen die Entstehung von Krebsvorstufen gezeigt haben und Sonnenschutz für den ganzen Tag ohne Nachcremen versprechen. Auch Menschen mit einem erhöhten Risiko für Weißen Hautkrebs finden dort eine spezielle Lotion gegen UVA- und UVB-Strahlen.
Natürlich ist ein lang anhaltender Sonnenschutz besser als eine Sonnenmilch, die beim ersten Bad im Pool komplett ihre Wirkung verliert. Dennoch sieht unter anderem die Stiftung Warentest die Werbung für einen ultralangen Schutz kritisch. Denn sie könnte dazu verführen, tatsächlich den ganzen Tag in der Sonne zu bleiben - und das ist weder mit noch ohne Sonnenschutz empfehlenswert.
www.unserehaut.de
www.hautkrebs-screening.de
www.krebshilfe.de