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Schön, wenn der Schmerz nachlässt!

Oft merkt man erst, wie wertvoll eine gute Gesundheit ist, wenn man so richtig krank ist. Wirksame Hilfe bringen neue Methoden und moderne Medizin.

Lymphknoten – eine Sackgasse für Krebszellen?

Bisher werden bei Krebsoperationen grundsätzlich die benachbarten Lymphknoten mit entfernt, wenn Tumorzellen darin gefunden werden. Doch jetzt hat sich gezeigt, dass das in vielen Fällen gar nicht nötig ist. Denn: Ob befallene Lymphknoten herausgeschnitten werden oder nicht, hat bei einer Reihe von Krebserkrankungen keinen Einfluss auf die Überlebenschancen der Patienten. Das haben Untersuchungen zum Brustkrebs, zum Melanom (schwarzen Hautkrebs) und zu weiteren Tumoren ergeben, die Professor Dieter Hölzel vom Tumorregister München gesichtet hat. Sein Fazit: "Viele Studien sowie Daten von Krebsregistern stützen die Hypothese, dass Metastasen in Lymphknoten nicht weitere Metastasen verursachen." Für abgesiedelte Krebszellen wären Lymphknoten also eine Sackgasse.

Wichtig sind diese Erkenntnisse zum Beispiel beim Brustkrebs. Das Entfernen von Lymphknoten aus der Achselhöhle schränkt die Beweglichkeit von Schulter und Arm ein und kann Lymphödeme verursachen; die Lebensqualität ist deutlich beeinträchtigt. Allerdings gibt der Zustand der Lymphknoten einen Hinweis auf das Erkrankungsstadium, und das beeinflusst beim Brustkrebs zum Beispiel die Art der Therapie. Um herauszufinden, ob Lymphknoten befallen sind, reicht es jedoch häufig, bloß einen so genannten Wächterlymphknoten zu entnehmen. Professor Hölzel sieht "alle Voraussetzungen gegeben, dass man Krebsbehandlungen umstellen kann, so dass keine Lymphknoten mehr unnötig entfernt werden". Wichtig sei aber, dies mit Studien zu begleiten und die Ergebnisse allen zugänglich zu machen. Patientinnen rät er: "Sie sollen sich erkundigen, ob bei bestimmten Befunden, etwa bei kleinen Tumoren mit günstiger Prognose und einem befallenen Lymphknoten, auf eine Entfernung von weiteren Lymphknoten verzichtet werden kann."

Künstliche Hüfte so spät wie möglich

Künstliche Gelenke halten im Schnitt nur rund 15 Jahre

Ein künstliches Hüftgelenk schon mit 50? Das macht kein Orthopäde gern, denn die Gelenke halten im Schnitt nur rund 15 Jahre. Und der spätere Einbau einer Zweit- oder gar Dritthüfte ist nicht einfach. Umso wichtiger ist es, den Eingriff so lange wie möglich hinauszuzögern. Also bei Gelenkproblemen: Übergewicht abbauen, sich viel bewegen und gezielt Krankengymnastik machen. Das fördert die Beweglichkeit und bremst den Knorpelabbau.

Sind die Schmerzen unerträglich und zeigt das Röntgenbild massiven Gelenkverschleiß, ist ein Kunstgelenk jedoch nicht mehr zu vermeiden. Eine spezielle Hüftgelenk-Prothese für Frauen ist zwar noch nicht auf dem Markt, trotzdem ist die Auswahl groß: Es gibt Gelenkkomponenten aus Stahl, Kunststoff, Titan, Keramik, zementiert oder ohne Zement, Voll- und Teilprothesen, verschiedene Größen und Formen, und alle werden von der Kasse bezahlt.

Recht neu ist das so genannte Resurfacing. Hier wird der Gelenkkopf nicht komplett ersetzt, sondern nur mit einer Metallkappe überzogen. Kritiker bemängeln zwar den hohen Metallabrieb, bei dem Schwermetalle ins Blut gelangen können, und einen möglichen Schenkelhalsbruch. "Gerade bei jüngeren Patientinnen kann diese Art der Prothese oder auch eine moderne zementfreie Kurzschaftprothese aber gut sein, weil man damit knochensparend operieren kann", sagt Professor Franz Maurer, Orthopäde und Unfallchirurg aus Ravensburg. Wichtig ist, das Für und Wider jedes Prothesentyps genau mit dem Arzt abzuwägen und eine individuelle Lösung zu finden. Nach dem Eingriff kann man normalerweise nach vier bis sechs Wochen wieder ohne Krücken laufen.

Eierstockkrebs - Die Klinik entscheidet über den Erfolg der Therapie

Bei einer optimalen Therapie verbessern sich die Überlebenschancen.

Fast 10 000 Frauen jährlich erkranken in Deutschland an Eierstockkrebs. Wie groß ihre Chancen auf Heilung sind, hängt nach wie vor davon ab, in welchem Krankenhaus sie behandelt werden. "In vielen Kliniken wird leider immer noch nicht optimal operiert, so dass bei zwei von drei Patientinnen Resttumoren zurückbleiben", kritisiert Professor Andreas du Bois aus Wiesbaden. "Das lässt sich leider auch durch Chemotherapie nicht ausgleichen." Zu diesem Ergebnis kommt die neueste Erhebung zur Qualitätssicherung, die der Krebsmediziner kürzlich auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in Hamburg vorstellte. Wird jedoch eine gemäß den Leitlinien optimale Therapie durchgeführt, verbessern sich die Überlebenschancen deutlich.

Frauen sollten sich deshalb nach der Diagnose nicht von Ärzten oder Angehörigen unter Zeitdruck setzen lassen. "Es muss nicht innerhalb von drei Tagen operiert werden", sagt Andreas du Bois. "Viel wichtiger ist, sich gut zu informieren und in Ruhe zu überlegen, in welche Klinik man geht. Denn die Qualität der Behandlung hat entscheidenden Einfluss auf die Chance, die Krankheit zu überleben." Nachfragen sollten Patientinnen unbedingt, wie häufi g solche Operationen gemacht werden, wie die Ergebnisse sind, ob eine Qualitätssicherung stattfindet und ob Studien durchgeführt werden. Seit Kurzem gibt es die ersten zertifizierten gynäkologischen Zentren für Genitalkrebs (Adressen unter www.krebs gesellschaft.de), in denen – ähnlich wie in den Brustzentren – Erfahrung und Fachwissen konzentriert sind. Dort sind Frauen besser aufgehoben als in einem Krankenhaus, in dem nur selten Eierstockkrebs behandelt wird. Mehr Infos und Adressen von Kliniken unter www.eierstockkrebs.de. Wer an einer Studie teilnehmen möchte, sollte dies mit dem behandelnden Arzt besprechen (Informationen unter www.ago-ovar.de).

Keine Angst vor Wurzelbehandlungen

Bei schwerer Entzündung des Zahnnervs ist eine Wurzelbehandlung unumgänglich. Nur so kann der Zahn langfristig gerettet werden. "Mit Schmerzen muss ein solcher Eingriff schon lange nicht mehr verbunden sein", sagt Dr. Christoph Zirkel, Zahnarzt aus Köln und Spezialist für solche Therapien. "Zum einen können wir den Kiefer und die Nerven sehr gut betäuben. Zum anderen haben sich die Geräte, mit denen man den Wurzelkanal säubert, erheblich verfeinert."

Mit Schmerzen muss ein Eingriff heute nicht mehr verbunden sein.

Die Reinigung des Wurzelkanalsystems mit seinen schmalen Gängen und Verzweigungen ist eine schwierige Angelegenheit. Der Zahnarzt setzt dafür ein Dentalmikroskop und spezielle flexible Instrumente aus Nickel und Titan ein. Sind die Kanäle gründlich von abgestorbenem Gewebe und Bakterien befreit, werden die Hohlräume mit einer möglichst dichten Füllung und einer Krone oder Teilkrone verschlossen.

Die ganze Prozedur dauert in der Regel zwei bis drei Sitzungen. Eine solche professionelle Wurzelbehandlung kann den Zahn ein Leben lang erhalten. "Die Erfolgsquoten sind heute erheblich höher als früher und liegen je nach Ausgangssituation bei etwa 90 Prozent", so Dr. Zirkel. In schwierigen Fällen können Zahnärzte Spezialisten für Endodontie, die eine Zusatzqualifikation zur Behandlung des Zahninneren haben, zu Rate ziehen. Mehr Infos und Adressen unter www.dg-endo.de.

Mehr Klarheit für Diabetiker

Stabile Blutzuckerwerte sind für Diabetiker unbedingt notwendig. Neben der täglichen Selbstkontrolle sollten sie deshalb mindestens alle drei Monate ihren Langzeitblutzucker, den Wert für "HbA1c", bestimmen lassen. Das ist die Form des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin, an die Zucker gebunden ist. Für diesen Test gibt es jedoch unterschiedliche Methoden, und das stiftete oft Verwirrung. Bisher nutzen die meisten Labors ein Verfahren, das den HbA1c-Wert als Prozentsatz des gesamten Hämoglobins angibt. Jetzt hat die International Federation of Clinical Chemistry eine neue, feinere und daher exaktere Methode entwickelt.

Dabei wird das Ergebnis in der Maßeinheit Millimol pro Liter (mmol/l) angegeben. Diese Methode gilt ab sofort als internationaler Standard, dem sich auch die Deutsche Diabetes Gesellschaft angeschlossen hat. "Für den Patienten ergeben sich daraus keine grundsätzlichen Änderungen. Er erhält künftig seinen HbA1c-Wert sowohl in Prozentangabe – also in seiner gewohnten Form – als auch in der neuen Maßeinheit", sagt Dr. Rainer Lundershausen, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Diabetologen in Kliniken. Durch die Vereinheitlichung kann der Arzt Werte besser miteinander vergleichen.

Männer brauchen Apparate – Frauen positive Erfahrungen

Mehr Schein als Sein: Bei jeder medizinischen Behandlung spielen auch Placeboeffekte eine Rolle. Die sind weitaus komplexer als bisher angenommen. Es gibt sogar geschlechtsspezifische Unterschiede, wie jetzt ein Team um Professor Paul Enck von der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen festgestellt hat. Das erstaunliche Resümee der Forschergruppe: Männer sind leichter manipulierbar; sie lassen sich stärker durch medizinisches "Tamtam" beeindrucken und haben nach dem Einsatz aufwändiger Technik eher das Gefühl, es gehe ihnen besser.

Bei jeder medizinischen Behandlung spielen auch Placeboeffekte eine Rolle.

Frauen sind dagegen über Lerneffekte und Erfahrung konditionierbar; sie reagieren positiver auf eine Behandlung, wenn sie bereits gute Erfahrungen mit Ärzten mitbringen. "Der Begriff Placebo ist leider oft negativ besetzt", sagt Diplom-Psychologe Enck. "Dabei bezeichnet er einen ganz normalen bio logischen Mechanismus, der sich in den Köpfen abspielt." Wenn ein Mediziner einem Kranken mehr Zeit widmet und ihm zuhört, spürt er schnell, wie er die Behandlung positiv unterstützen kann. Grund genug für Patienten, sich nur von Ärzten behandeln zu lassen, zu denen sie wirklich Vertrauen haben.

Migräne: Medikamente kontrolliert einnehmen

Triptane gelten als besonders wirksame Mittel in der Migränetherapie. Millionen Menschen nehmen sie ein. Doch jetzt warnen US-Mediziner: Eine unkontrollierte, regelmäßige Einnahme von Triptanen könne zu einem so genannten Serotonin-Syndrom führen. Dabei kommt es zu Unruhe, Halluzinationen, zu einem Puls- und Temperaturanstieg, zu Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Ein Grund, diese Medikamente abzusetzen?

"Wer Triptane nicht häufiger als zehnmal im Monat einnimmt und diese Migränetherapie mit seinem Arzt abgesprochen hat, muss sich keine Sorgen machen", beruhigt Dr. Astrid Gendolla, Fachärztin für Neurologie, Psychotherapie und Schmerztherapie am Universitätsklinikum Essen und Mitglied der Deutschen Migräne-Liga. Sie betreut seit 20 Jahren Kopfschmerz- und Migränepatienten. "Unkontrolliert und überdosiert eingenommen können selbst Substanzen wie Johanniskraut zum Serotonin-Syndrom führen." In sehr seltenen Fällen kann es zu Komplikationen kommen, wenn Triptane zusammen mit bestimmten Antidepressiva, die ebenfalls den Serotonin-Pegel im Gehirn beeinflussen, verordnet werden. "Doch richtig eingesetzt sind Triptane ein Segen für Migränepatienten."

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