Wenn die Lider schon beim Aufwachen bleischwer über die Augäpfel kratzen, ist das kein angenehmer Start in den Tag. Die Ärzte sprechen von "trockenen Augen", das Fremdkörpergefühl und eine Rötung sind typisch dafür. Schuld daran ist eine krankhafte Veränderung des Tränenfilms.
Unsere Tränen bestehen aus Wasser, Salzen, Proteinen, Enzymen und Lipiden (Fett). Dieser Tränenfilm benetzt die Oberfläche der Augen mit feuchtigkeitsbindenden Nährstoffen. Sobald er reißt, verlieren sie ihre Feuchtigkeit. Sie werden trocken, rot und brennen. Manchmal reagieren die Augen darauf erst einmal mit vermehrtem Tränen. Durch die fehlenden Lipide läuft das Wasser jedoch ab; die Augen sind zwar nass, das Wasser kann aber nicht im Auge gespeichert werden. Der Tränenfilm bleibt lückenhaft. Die Augen sind nicht mehr gut vor Bakterien, Viren und Fremdkörpern geschützt, ihre Widerstandskraft gegen Infektionen ist geschwächt. Ist die Produktion von Tränenflüssigkeit chronisch gestört, droht langfristig eine Binde- und Hornhautentzündung. Sogar das Sehvermögen kann sich verschlechtern.
Mehr als zehn Millionen Deutsche leiden nach Angaben des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands e.V. unter trockenen Augen. Schuld daran sind vor allem Heizungsluft, Klimaanlagen und Bildschirmarbeit. Das Tragen von Kontaktlinsen erhöht ebenfalls das Risiko, und bei Frauen in den Wechseljahren kann die Hormonumstellung dahinterstecken. Denn sobald mit dem Alter der Östrogenspiegel sinkt, speichert nicht nur die Haut, sondern auch das Auge weniger Feuchtigkeit.
Nicht selten sind Medikamente die Ursache für trockene Augen: Betablocker, Psychopharmaka oder Schlafmittel zum Beispiel. Wer wegen Rheuma, Diabetes, einer Schilddrüsenerkrankung oder Allergien in ärztlicher Behandlung ist, sollte deshalb bei trockenen Augen mit seinem Arzt sprechen. Eventuell hilft die Umstellung auf ein anderes Präparat. Manchmal lässt sich das unangenehme Gefühl auch durch einfache Maßnahmen lindern. Gelingt das nicht, sollte ein Augenarzt um Rat gefragt werden.
Was hilft gegen trockene Augen?
Wer viel in klimatisierten Räumen sitzt, sollte sich kleine Pausen an der frischen Luft gönnen. Schon wenige Minuten reichen, um die Hornhaut mit Sauerstoff zu versorgen und die Tränenproduktion wieder anzukurbeln. Bei Wind und Sonnenschein eine Brille aufsetzen, damit die Bindehaut geschützt ist! Gegen trockene Heizungsluft helfen Luftbefeuchter. Warme Kompressen beruhigen tränende Augen und regen die Talgdrüsen am Lidrand an, neues Fett zu bilden.
Beim konzentrierten Arbeiten am Bildschirm vergessen wir oft zu blinzeln. Normal sind zwölf Lidschläge pro Minute. Den Blick öfter mal entspannt in die Ferne schweifen lassen, aus dem Fenster gucken und ganz bewusst blinzeln. Mit jedem Lidschlag produzieren die Tränendrüsen neue Flüssigkeit.
Omega-3-Fettsäuren können die Qualität des Tränenfilms verbessern. Deshalb viel Fisch essen. Nahrungsergänzungsmittel sind eine Alternative, allerdings nur, wenn sie über Monate eingenommen werden. In den USA sind zurzeit Augentropfen mit Omega-3-Fettsäuren im Test.
Wer lange am Computer sitzt, sollte frühzeitig "künstliche Tränen" in die Augen tropfen und nicht erst, wenn's juckt. Sie enthalten Feuchtigkeitsbinder wie Polymere oder Hyaluronsäure und stabilisieren den Tränenfilm. Da sie gut verträglich sind, können sie alle zwei Stunden benutzt werden. Für die Nacht, wenn die Augen keine Tränen produzieren, sind statt Tropfen Gele oder Salben besser geeignet. Die halten die Feuchtigkeit länger und pflegen die Lidränder.
Kontaktlinsenträger sollten grundsätzlich künstliche Tränen ohne Konservierungsmittel verwenden. Denn Konservierungsstoffe stehen im Verdacht, sich in den Linsen anzulagern und den Tränenfilm zu schädigen. Selbst wer keine Kontaktlinsen trägt, aber mehr als dreimal täglich und über einen längeren Zeitraum Augentropfen benutzt, sollte nach Meinung von Experten Produkte wählen, die frei von Konservierungsmitteln sind. Sie können problemlos über Jahre genommen werden. Es gibt sie auch in Einzeldosen und sogar als Sprays. Die werden auf die geschlossenen Lider gesprüht und gelangen über die Lidränder ans Auge. Eine gute Lösung für alle, die auch unterwegs nicht ohne Tropfen auskommen.
Gegen die Rötung helfen rezeptfreie Augentropfen mit "Weißmachern" wie Tetryzolin. Schon nach ein paar Minuten haben sich die Blutgefäße zusammengezogen, das Augenweiß ist makellos. Aber diese schnellen Helfer lassen leider nicht nur Rötungen blitzartig abklingen, sie trocknen die Augen noch weiter aus. Sie sind also nur was für den Notfall!