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Osteopathie Was kann die sanfte Heilmethode?

Osteopathie: Frau wird mit Osteopathie behandelt
© javi_indy / Shutterstock
Immer mehr Ärzt:innen erlernen Osteopathie: Die sanfte Methode kommt ohne Spritzen und Medikamente aus und hilft bei verschiedenen Beschwerden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Osteopathie?

Das wichtigste Prinzip der Osteopathie: So lange sich der Mensch bewegen kann, bleibt er gesund. Das klingt zunächst nicht neu. Doch Osteopath:innen verstehen unter Bewegung viel mehr als zum Beispiel Schwimmen, Yoga oder Spazierengehen. Sie sagen: Jedes Körperteil braucht Bewegung, also zum Beispiel auch innere Organe, Blutgefäße und Gewebe. Begründet wurde die Osteopathie von dem amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still (1828 – 1917). Wird sie richtig angewendet, kann die Osteopathie gegen viele unterschiedliche Störungen und Krankheiten helfen – von der Verspannung in der Schulter bis zum Hörsturz.

Faszien im Fokus

Ungewohnt für alle, die mit der westlichen Schulmedizin aufgewachsen sind: In der Osteopathie stehen vor allem die sogenannten Faszien im Fokus. Dabei handelt es sich um dünne Bindegewebshüllen, die jede Struktur im Körper umgeben – und auch Strukturen miteinander verbinden, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Bei negativen Veränderungen kann es deshalb passieren, dass die Ursache für Beschwerden an einer völlig anderen Körperstelle als der Schmerz liegt.

Verletzungen wirken oft lange nach

Ein Beispiel: Wer würde schon vermuten, dass Kopfschmerzen etwas mit einem verstauchten Fuß zu tun haben können? Und doch ist das möglich: Um den schmerzenden Fuß zu entlasten, verlagert man das Gewicht unwillkürlich auf das andere Bein. Dadurch gerät das Becken in Schräglage, eine Schulter und der Hals neigen sich zur Seite. Um den Körper wieder aufzurichten, kippt man unbewusst Hals und Kopf in die andere Richtung.

Bleibt jemand zu lange in dieser verkrampften Haltung und behält sie vielleicht aus Gewohnheit bei, kann ein quälender Dauerkopfschmerz die Folge sein. Osteopath:innen fragen deshalb sehr genau nach, wenn jemand mit unerklärlichen Schmerzen zu ihnen kommt: War da mal ein Unfall oder eine schmerzhafte Entzündung? Haben bestimmte Bewegungen über längere Zeit wehgetan? So finden sie nach und nach Zusammenhänge zwischen augenscheinlich voneinander unabhängigen Strukturen.

Mit gezieltem Druck gegen Verspannungen

Störungen an inneren Organen wie zum Beispiel eine Eierstockentzündung oder ein Nierenstein werden über Nervenbahnen an das Rückenmark "gemeldet". Dieser Reflex kann Schmerzen auslösen, zum Beispiel im Kreuz. Oft halten diese Schmerzen noch an, obwohl das Organ schon wieder gesund ist. Natürlich kommt man dann gar nicht auf die Idee, das eine könnte mit dem anderen etwas zu tun haben, lässt sich vielleicht schmerzlindernde, entkrampfende Spritzen geben oder geht zur Massage – und dennoch kommen die Schmerzen nach kurzer Zeit immer wieder. Kein Wunder, sagen Osteopath:innen zu solchen Krankengeschichten. Schließlich muss nicht der Rücken behandelt werden, sondern das Gewebe in der Umgebung des geschädigten Organs.

Um herauszubekommen, welches Organ das ist, ist oft wahre Detektivarbeit nötig. Die Patienten und Patientinnen wiederum müssen anschließend bereit sein, sich auf eine zunächst ungewohnte Behandlung einzulassen: Gezielter Druck auf die Schädelknochen, sanfte Drehbewegungen des Kopfes oder auch schmerzhaftes "Bohren" mit den Fingerspitzen in den Nackenmuskel sollen zum Beispiel Verhärtungen lösen oder die Beweglichkeit des Gewebes in der Umgebung eines inneren Organs wiederherstellen. Doch bis diese Therapie dauerhaft wirkt, kann es länger dauern, denn sie soll die Selbstheilungskräfte aktivieren, was Zeit benötigt. Und manchmal werden die Schmerzen zunächst sogar noch etwas schlimmer.

Wie kann man Osteopathie erlernen?

In Deutschland kann man sich über private Hochschulen oder Instituten zur:m Osteopathi:in ausbilden lassen. Mitglieder des "Verband der Osteopathen Deutschland e.V." (VOD) müssen eine vier- bis fünfjährige Ausbildung durchlaufen und diese mit einer klinischen Prüfung abschließen, um auf der Therapeutenliste des VOD aufgenommen zu werden. Zusätzlich sind regelmäßige Fortbildungen verpflichtend. Generell gilt Osteopathie hierzulande als Heilkunde, die nur von Heilpraktiker:innen und Ärzt:innen durchgeführt werden darf.

Mittlerweile wird die Osteopathie bereits an einigen anerkannten Kliniken mit Erfolg eingesetzt, vor allem bei:

  • Kopfschmerzen
  • Gesichtsschmerzen
  • Ohrgeräuschen
  • Hörsturz
  • Schmerzen durch Blasen- oder Eierstockentzündungen 
  • Verschleiß von Gelenken oder Bandscheiben

Achtung: Bei bestimmten Krankheiten (zum Beispiel akute Entzündungen oder Herzbeschwerden) darf Osteopathie nicht angewendet werden!

Drei Wege zur Heilung

Osteopath:innen gehen davon aus, dass der menschliche Körper sozusagen aus drei Regelkreisen besteht, die einander beeinflussen. Das sind erstens der Bewegungsapparat (Knochen, Muskeln und Gelenke), zweitens die inneren Organe und schließlich Schädel, Wirbelsäule sowie das Kreuzbein mit Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit. Deshalb ist die Osteopathie in drei Bereiche unterteilt, die jeweils einem Regelkreis zugeordnet sind. Für eine ganzheitliche Therapie sollten diese Methoden-Teile aber immer im Zusammenhang angewendet werden:

1. Bei verkrampften Muskeln und schmerzenden Gelenken

Die strukturelle Osteopathie (oder manuelle Medizin) ist hilfreich bei Problemen des Bewegungsapparats. Durch behutsame Handgriffe lassen sich Verspannungen manchmal schnell lösen. Dieses Verfahren ist auch bei uns bekannt; vor allem Orthopäd:innen wenden es an.

2. Bei Störungen an inneren Organen

Hier kann die viszerale Osteopathie helfen. Spezielle Handgriffe an der Körperoberfläche sollen Verkrampfungen des Gewebes in der Umgebung von Organen lockern. Diesen Teil der Osteopathie beherrschen bei uns allerdings erst wenige Ärzt:innen und Physiotherapeut:innen.

3. Allergien, Migräne, Ohrgeräusche und Hyperaktiviät bei Kindern

Hier soll die Cranio-Sacral-Therapie helfen. Das Prinzip: Osteopath:innen gehen davon aus, dass sich das Volumen des Schädels etwa sechs bis zwölfmal pro Minute verändert. Sie erklären das damit, dass die körpereigene Flüssigkeit, die Gehirn und Rückenmark umgibt, in einem regelmäßigen Rhythmus zu- und abfließt. Verhärtungen im Gewebe können dazu führen, dass dieser Rhythmus gestört wird und es zu Beschwerden kommt. Behutsames Manipulieren am Kopf und an der Wirbelsäule und leichter Druck auf die Schädelknochen können dann helfen. Aber Vorsicht: Cranio-Sacral-Therapie als Einzelbehandlung wird manchmal auch von unseriösen, schlecht ausgebildeten Leuten angeboten.

Kosten der Osteophathie

Osteopathische Behandlungen müssen in den meisten Fällen selbst bezahlt werden. Es gibt bisher nur einige Heilpraktiker:innen und Ärzt:innen (meist Orthopäd:innen mit der Zusatzbezeichnung "Chirotherapie"), die auch in Osteopathie ausgebildet sind. Kassenärzt:innen können osteopathische Behandlungen bei den gesetzlichen Kassen abrechnen. Behandlungen bei Heilpraktiker:innen werden von einigen privaten Kassen bezahlt. In jedem Fall gilt: Vor der Behandlung die Kostenfrage mit der Kasse klären!

Lesetipp: Alles über Osteopathie für Babys erfährst du hier.

Quellen

Verband der Osteopathen Deutschland e.V.: Osteopathie

Jänicke C. et al.: Alternativ heilen, Gräfe und Unzer Verlag, 1. Auflage, 2006

Liem T.: Leitfaden Osteopathie: Parietale Techniken, Urban & Fischer Verlag, 4. Auflage, 2016

sp Brigitte

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