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Brustkrebs: Das Gespräch mit dem Partner

Die Diagnose Brustkrebs ist ein Schock. Und dann stellt sich auch noch die Frage: Wie spreche ich mit meinem Partner und meinen Kindern darüber?
Brustkrebs: Das Gespräch mit dem Partner
© Fotodisc/Thinkstock

Wahrscheinlich haben Sie sich bis vor kurzem nicht krank gefühlt - jetzt sind Sie plötzlich mit einer lebensbedrohlichen Krankheit konfrontiert. Da ist es ganz normal, dass Sie das Gefühl haben, die Kontrolle über Ihr Leben zu verlieren. Doch nicht nur Sie haben Angst, sind geschockt und verunsichert, Ihrem Partner, Ihren Kindern, Ihren anderen Angehörigen und Ihren Freunden geht es genauso.

Akzeptieren Sie, dass Ihre Mitmenschen verunsichert sind

In dieser Situation ist es oft schwierig, wirklich vertrauensvoll miteinander zu reden. Es kann durchaus sein, dass Männer oder ältere Kinder zunächst abweisend reagieren, weil sie den Tatsachen noch nicht ins Auge blicken mögen. Oder Ihre Mitmenschen sprechen mit Ihnen über alles nur nicht über Ihre Krankheit. Nehmen Sie das nicht persönlich. Vielleicht geht es Ihnen ähnlich, vielleicht möchten auch Sie Ihre Angehörigen erst noch schützen oder Sie brauchen Zeit für sich, um die Diagnose zu verarbeiten. Es gibt keinen Königsweg.

Akzeptieren Sie, dass dies eine äußerst belastende und unsichere Phase in Ihrem Leben ist, und legen Sie nicht jedes Wort auf die Goldwaage. Haben Sie Geduld, mit sich und den anderen. Mit der Zeit wird es allen Beteiligten leichter fallen, über ihre Gefühle zu sprechen.

Beziehen Sie Ihren Partner von Anfang an mit ein

Nehmen Sie Ihren Partner und/oder erwachsene Kinder zu den Terminen mit Ihren Ärzten mit. So haben Sie Unterstützung, und gleichzeitig erfahren Ihre Angehörigen wichtige Fakten über Ihre Krankheit und die notwendigen Therapiemaßnahmen aus dem Mund der Fachleute. Fragen können direkt geklärt werden. Das entlastet Sie. Sie müssen sich keine Gedanken machen, was Sie wem in welcher Form erzählen. Und Sie haben Stoff für gemeinsame Gespräche.

Oft ist es hilfreich, sich erst einmal über handfeste praktische Dinge auszutauschen. Dann lässt es sich anschließend auch leichter über Gefühle und existenzielle Fragen reden. Wichtig ist jedoch, dass Sie sich dabei nicht in den Hintergrund gedrängt fühlen. Ein Partner, der alle Entscheidungen für Sie treffen will und einen schützenden Wall um Sie herum errichtet, meint es sicher sehr gut mit Ihnen - wirklich hilfreich ist dies für Sie jedoch nicht. Sie müssen sich selbst mit Ihrer Krankheit und den Folgen auseinandersetzen. Erkennen Sie seine lieb gemeinten Bemühungen an, aber bestehen Sie darauf, dass Sie das letzte Wort haben.

Sagen Sie offen und ehrlich, was Sie brauchen und wollen

Erwarten Sie nicht zu viel von Ihrem Partner, Ihren Kindern und Ihren Freunden. Niemand kann Ihre Gedanken lesen. Äußern Sie deshalb eindeutig und klar Ihre Wünsche und Bedürfnisse, und stecken Sie freundlich, aber bestimmt Ihre Grenzen ab. Wenn Ihnen zum Beispiel im Augenblick die vielen gut gemeinten Ratschläge anderer Menschen zu viel sind, sagen Sie es.

Sprechen Sie auch über Ihre Ängste und Ihre körperlichen wie seelischen Befindlichkeiten. Während einer Chemotherapie können Sie durchaus überempfindlich und dünnhäutig reagieren, eine Hormontherapie kann zu gereizten und schwankenden Stimmungen und Libidoverlust führen. Vielleicht haben Sie für einige Zeit gar keine Lust mehr auf Sex. Es kann in dieser Zeit also durchaus zu Spannungen, Missverständnissen und Konflikten mit Ihren Mitmenschen kommen.

Nehmen Sie es gelassen, und machen Sie sich deshalb gegenseitig keine Vorwürfe. Behalten Sie sich selbst im Blick, ohne den Blick für Ihren Partner und andere Menschen zu verlieren. Vielleicht können Sie sich auf halbem Weg treffen. Und versuchen Sie, wann immer es möglich ist, in Ihrer Partnerschaft körperliche Nähe und Zärtlichkeit zuzulassen, trotz Krebs ein Paar zu bleiben.

Machen Sie Ihren Kindern nichts vor

Auch wenn Sie Ihre Kinder gern schonen und behüten möchten, sollten sie trotzdem so früh wie möglich die Wahrheit über Ihre Krankheit erfahren. Wenn Sie nicht so gern selbst mit Ihnen sprechen möchten, können dies anfangs der Vater, andere Angehörige oder Freunde übernehmen. In zertifizierten Brustzentren steht auch psychologisch geschultes Personal für solche Gespräche zur Verfügung.

Wichtig ist, dass die Kinder ihrem Alter entsprechend aufrichtige Antworten auf alle ihre Fragen bekommen, ohne mit Angst und Verzweiflung überschüttet zu werden. Sie müssen Ihren Kindern, vor allem den kleineren, nicht alles sagen, was Sie wissen. Aber das, was Sie ihnen sagen, muss stimmen.

Benutzen Sie ruhig das Wort "Krebs", so nehmen Sie ihm seinen Schrecken. Und lassen Sie es zu, dass Ihr Kind seine Gefühle äußert. Oft fühlen Kinder sich schuldig an der Krankheit, und selbst wenn sie nach außen keine Angst oder Trauer zeigen, sind sie innerlich stark aufgewühlt.

Bleiben Sie im Gespräch miteinander, nur dann können Sie ihnen Schuldgefühle und Ängste nehmen. Das gelingt umso besser, je mehr "krebsfreie" Zeit Sie zusammen verbringen. Zuwendung, Zärtlichkeit, Alltagsrituale und Familienaktivitäten geben Kindern Sicherheit und zeigen ihnen: Das Leben geht weiter.

Scheuen Sie sich nicht, Hilfsangebote anzunehmen

Jede Krebserkrankung ist eine Krise, die von allen Beteiligten bewältigt werden muss. Nehmen Sie jede Unterstützung, die Ihnen angeboten wird, an - und zwar frühzeitig, bevor Ihre Energie aufgebraucht ist und sich eine physische und psychische Erschöpfung breit macht. Lassen Sie sich zum Beispiel im Haushalt helfen und gehen Sie stattdessen mit Ihrem Partner spazieren oder gönnen Sie sich Zeit zum Ausruhen zwischen zwei Chemotherapie-Terminen.

Sollte es Probleme in Ihrer Beziehung oder mit Ihren Kindern geben, können Sie sich an eine Paar- oder Erziehungsberatung wenden. Warten Sie am besten nicht zu lange damit; solche Konflikte kosten sonst unnötig viel Energie. Die Krankheit verändert Sie, das hat auch Einfluss auf Ihre Beziehungen. Doch wenn Sie sich frühzeitig - notfalls mit Unterstützung von Fachleuten - auf den Weg machen, können Sie gestärkt aus dieser Krise hervorgehen.

Weiterführende Links zur Beratung von Angehörigen

Begleitung durch geschulte Expertinnen: www.kombra.org Beratung und mehr Informationen: www.hilfe-fuer-kinder-krebskranker.de

Spezielle Informationen für Kinder und Jugendliche: www.kinder-krebskranker-eltern.de

Rehabilitationskuren für krebskranke Mütter zusammen mit ihren Kindern: www.rvfs.de

Sie brauchen psychologische Hilfe? Suchen Sie den passenden Psychoonkologen in Ihrer Nähe: www.gsk-onkologie

Text: Monika Murphy-Witt Foto: Getty Images

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