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Wie Angststörungen entstehen und was dagegen hilft

Wie Angststörungen entstehen und was dagegen hilft
© Lemon Tree Images/shutterstock
Wo ist die Grenze zwischen gesunder und krankhafter Angst? Sind Frauen ängstlicher als Männer? Ein Gespräch über Angststörungen und mögliche Therapien.

BRIGITTE WOMAN: Angst hat jeder Mensch mal. Ab wann ist sie krankhaft?

Katharina Domschke: Wenn Menschen in ihrem Beruf und ihrem Privatleben durch die Angst massiv beeinträchtigt sind. Wenn zum Beispiel eine Tierpflegerin aus Angst vor Spinnen in keinen Käfig mehr geht, weil es dort welche geben könnte.

Wie entstehen solche Angststörungen?

Aus Zwillingsstudien wissen wir, dass die genetische Disposition dafür 30 bis 60 Prozent ausmacht. Es gibt regelrechte Angstfamilien. Die Neigung zum Grübeln wird ebenfalls vererbt. Aber auch Umweltfaktoren sind wesentlich, wie chronischer und akuter Stress. Manche Menschen entwickeln eine Panikstörung nach ihrer Hochzeit, der Geburt des ersten Kindes oder einer Beförderung. Solche Ereignisse setzen Menschen unter Druck. Außerdem fördern Denkmuster, die in der Familie erlernt sein können, die Entwicklung krankhafter Angst.

Katharina Domschke
Die Professorin arbeitet als geschäftsführende Oberärztin und Leiterin der Spezialambulanz für Angsterkrankungen an der Universitätsklinik für Psychiatrie in Würzburg.
© privat

Sind Frauen grundsätzlich ängstlicher als Männer?

Frauen haben zwei- bis dreimal häufiger Angststörungen als Männer. Zu den Gründen existieren verschiedene Theorien. So gibt es Gene, die nur bei Frauen mit Angst assoziiert sind. Eines liegt auf dem X-Chromosom, ein anderes interagiert mit Hormonen. Die Forschung ist hier noch ganz am Anfang. Entwicklungsgeschichtlich haben Frauen andere Denkstile, Männer mussten immer mutiger sein; das kann sich auch in der Anfälligkeit für Angststörungen bemerkbar machen. Nicht zuletzt geht man davon aus, dass die Dunkelziffer bei Männern hoch ist.

Sind Menschen mit Angststörungen von Natur aus besonders ängstlich?

Nein. Gerade Patienten mit einer Panikstörung bewältigen ihr Leben meistens sehr gut, sie sind äußerst diszipliniert, überfordern sich allerdings leicht. Auch Menschen mit spezifischen Ängsten sind nicht unbedingt furchtsamer als andere.

Wie werden Angststörungen behandelt?

Bei spezifischen Phobien hilft kognitive Verhaltenstherapie. Dabei nähert man sich etwa der Spinne so oft, bis man sich an sie gewöhnt hat. Alle anderen krankhaften Ängste werden am erfolgreichsten mit Psychotherapie und Medikamenten behandelt. Zum Beispiel mit den sogenannten Serotonin-Wiederaufnahmehemmern, die auch Depressiven helfen. Solche Medikamente können zunächst nervös machen. Diese Nebenwirkung verschwindet mit der Zeit aber wieder.

Wie sich Angststörungen bemerkbar machen

Angsterkrankungen sind die häufigsten psychischen Störungen in Europa. 14 Prozent der Menschen sind mindestens einmal im Leben davon betroffen. Fachleute unterscheiden fünf verschiedene Typen.

Nathalie Rösner Ein Artikel aus BRIGITTE WOMAN 03/2014

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