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Was hilft gegen schwere Beine?

Schwere Beine - das hilft jetzt!
© sakkmesterke / Shutterstock
Wer spricht schon gerne darüber, wenn sich die Beine wie Blei anfühlen? Schwere Beine sind nicht gesellschaftsfähig. Dabei müssen sie gar nicht sein.

Schwere Beine - wenn sich Wasser in den Beinen staut

Es gibt Probleme, die sind gesellschaftsfähig. Ergrauende Haare können Sie unbesorgt im Kollegenkreis beklagen, das geht als charmant durch. Ebenso ungeliebte Pölsterchen - wer hat die nicht?

Anders ist es bei "Wasser in den Beinen". Sprechen Sie die bei einem Geschäftsessen an, werden Sie vermutlich in lauter betretene Gesichter schauen. Das Thema ist scheinbar nur etwas für übergewichtige Gesundheitsmuffel, die hinter vorgehaltener Hand verurteilt werden: "Die hat Wasser in den Beinen, die achtet sicher nicht auf sich."

Klingt das wie die Beschreibung einer dynamischen, spritzig-frischen Karrierefrau? Wohl kaum.

Wir alle haben Wasser in den Beinen

Dabei haben wir alle Wasser in den Beinen, erklärt Dr. Anett Reißhauer, Oberärztin an der Charité-Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation. "Zur Versorgung des Gewebes geben die arteriellen Gefäße durch sauerstoffreiches Blut Nährstoffe an das Gewebe ab. Bei einem gesunden System werden 90 Prozent dieser Flüssigkeitsmenge von den Venen zurücktransportiert, das heißt, zehn Prozent des Volumens bleiben im Gewebe."

Das ist das so genannte Gewebewasser - und das hat jeder Mensch.

Gewebewasser verursacht schwere Beine

Abtransportiert werden diese zehn restlichen Prozent vom Lymphsystem. Die feinen Bahnen könnten ohne Weiteres auch ein Vielfaches bewältigen - was sie beweisen, wenn das Gewebe zum Beispiel beim Sport oder bei großer Wärme stärker durchblutet wird und darum mehr Gewebewasser anfällt.

Häufig gleichen die Lymphgefäße auch Schwächen des venösen Gefäßsystems aus: Wenn das nämlich sein 90-Prozent-Soll nicht erfüllt, bleibt mehr Flüssigkeit zurück - Gewebewasser, das als Lymphe entsorgt werden muss. Mindestens vier Millionen Deutsche sind davon betroffen, häufig ohne es zu merken. "Die Lymphgefäße können lange viel kompensieren", erklärt Anett Reißhauer.

Zu viel Gewebewasser macht die Beine schwer

Wenn sich die Beine nach heißen Tagen, langer Belastung oder Sport immer schwer anfühlen, deutet das auf ein Zuviel an Gewebewasser hin. "Auch wenn der Strumpfrand einschneidet und man im Gewebe darüber eine Delle eindrücken kann, dann ist das ein erstes Zeichen dafür, dass das Gefäßsystem nicht 100 Prozent intakt ist."

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Für einen Besuch beim Arzt sprechen dann vor allem drei Indizien.

  1. In der Familie treten Krampfadern auf.
  2. Hautdehnungsstreifen oder starke Orangenhaut weisen auf eine Bindegewebsschwäche hin.
  3. Es hat eine Unterleibsoperation stattgefunden, etwa bei einem gynäkologischen Eingriff - dann nämlich können die Leistenlymphknoten entfernt worden sein.

"Je eher man sich unter diesen Bedingungen wegen Beinschwellungen beim Arzt vorstellt, desto besser sind die Therapiemöglichkeiten", sagt Anett Reißhauer.

Sie möchte Patienten für das Thema sensibilieren, betont aber, dass natürlich nicht jeder Fall von "schweren Beinen" gleich auch ein Fall für den Arzt ist.

Was kann man selbst gegen schwere Beine tun?

Eine sehr schlichte, effektive Maßnahme gegen das Phänomen sind speziell gewirkte Strumpfhosen, die ab dem Knöchel leichten, nach oben abnehmenden Druck erzeugen. Weil sie sich optisch nicht von anderen Nylons unterscheiden, kann man sie tragen, wann immer es die Temperatur zulässt.

Auch Cremes mit bioaktiven Wirkstoffen verhelfen den Beinen zu mehr Leichtigkeit: Bestimmte aus Pflanzen gewonnene Extrakte unterstützen die Venentätigkeit. "Klinische Hinweise für Wirksamkeit gibt es für Rosskastanie und rotes Weinlaub", sagt Dr. Reißhauer.

Vorsicht bei Sport und Diäten:

Sport und Diät sind bei schweren Beinen nicht der Königsweg: Eine Ernährungsänderung hilft nur bei deutlichem Übergewicht. Dann nämlich senkt eine Diät den Druck im Bauchraum und gibt damit den Venen Raum für ihre Arbeit - ganz einfach, weil Fett abgebaut wird.

Auch Sport ist teilweise mit Vorsicht zu genießen: "Wir sehen in der Praxis Patienten mit bestehender Venenschwäche, die durch Training dickere Beine bekommen haben."

Warum? Weil die Muskeln mehr Sauerstoff brauchen, wird mehr Blut ins Gewebe gepumpt - zu viel für das geschwächte Venensystem. Solchen Patienten empfiehlt Dr. Reißhauer, beim Training Kompressionsstrümpfe zu tragen. Viele Läufer tun das ohnehin, auch ohne Beschwerden. Von den Strümpfen versprechen sich die Sportler durch die Steigerung des Lymphflusses mehr Leistung.

Gehen, Schwimmen und Fußgymnastik können helfen

Doch man kann müden, schweren Beinen auch ganz nebenbei zu mehr Leichtigkeit verhelfen. Gehen - am besten auf flachen Schuhen, weil dann die Wadenmuskulatur freier arbeiten kann - verbessert den Rückfluss bereits deutlich.

Im Sitzen werfen kleine Spielereien mit den Füßen die Muskelpumpe an: etwa die Füße kreisen lassen, Fußspitzen zur Nase ziehen, wegstrecken. "Besonders gut wirkt Schwimmen", sagt Dr. Reißhauer, "weil der Wasserdruck allseitig auf das Gewebe wirkt und einen entstauenden Effekt hat."

Wer das Duschen mit einem kalten Guss von den Füßen aufwärts abschließt, hilft den Gefäßen ebenfalls auf die Sprünge.

Immer gut: Beine hoch!

Im Zweifel darf man es sich ganz bequem machen: Die Beine hochzulegen ist eine medizinisch anerkannte Maßnahme für ihr Wohlergehen. Besser liegen oder laufen als sitzen oder stehen, lautet die simple Grundregel, die wegen der Anfangsbuchstaben kurz unter "L vor S" kursiert.

Besser liegen als sitzen? Vielleicht eine schöne Anregung fürs nächste Geschäftsessen.

Was noch gegen Schmerzen in den Beinen hilft, verraten wir übrigens in diesem Artikel!

Text: Angelika Brodde

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