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Mammographie-Screening - hingehen oder nicht?

Frauen zwischen 50 und 69 werden alle zwei Jahre zu einem kostenlosen Mammographie-Screening eingeladen. Was soll das bringen? Dr. Eva Schindele beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was ist das Mammographie-Screening?

Möglichst alle Frauen zwischen 50 und 69 sollen sich regelmäßig einer Mammographie zur Früherkennung von Brustkrebs unterziehen, deshalb wurde 2005 das Screening (Reihenuntersuchung) eingeführt. Die Mammographie ist kostenlos - vorausgesetzt, die Frauen gehen statt in eine Praxis ihrer Wahl in die autorisierte Untersuchungsstelle (Screening-Zentrum), die in der Einladung genannt ist.

Muss ich zu dieser Reihenuntersuchung gehen?

Nein. Der Brief vom Gesundheitsamt oder einer anderen "offiziellen Einladungsstelle" ist keine Vorladung, sondern ein Angebot. Niemand darf verpflichtet werden, an Früherkennungsuntersuchungen teilzunehmen, das ist in Deutschland Gesetz. Den Termin können Sie verschieben oder sogar ignorieren. Auch auf eine Erinnerung brauchen Sie nicht zu reagieren.

Was soll das Screening bewirken?

Man will so die Zahl der Todesfälle durch Brustkrebs senken. Studien haben gezeigt: Wenn alle regelmäßig zur Früherkennungs-Mammographie gingen, würden in der Altersgruppe der 50- bis 69-jährigen Frauen innerhalb von zehn Jahren statt acht von 1000 Frauen nur zwei an Brustkrebs sterben. Fachleute streiten allerdings, ob diese Zahlen heute noch zutreffen: Zum Teil sind die Studien schon 20 Jahre alt. Außerdem ist die Zahl der Todesfälle durch Brustkrebs seit Mitte der 90er Jahre durch verbesserte Therapien rückläufig.

Warum beschränkt sich das Screening auf die 50- bis 69-Jährigen?

In dieser Altersgruppe ist das Brustkrebsrisiko, aber auch der Nutzen einer regelmäßigen Reihenuntersuchung am höchsten. Jüngere Frauen würden nicht davon profitieren. Der Grund: Frauen vor den Wechseljahren, aber auch solche, die Hormonpräparate gegen Wechseljahrsbeschwerden nehmen, haben ein dichteres Brustgewebe. Das Röntgenbild ist schwerer zu beurteilen. So können Brusttumore übersehen werden, und auch "falscher Alarm" ist möglich.

Wird im Screening-Zentrum etwas anderes gemacht als in einer normalen Röntgenpraxis?

Nein. Die Untersuchungsmethode ist dieselbe. Aber: Die Screening-Zentren arbeiten nach den Qualitätskriterien der EU, die Röntgenapparate werden laufend kontrolliert und auf den neuesten Stand gebracht, und zwei erfahrene Radiologen oder Radiologinnen beurteilen die Aufnahmen unabhängig voneinander. Das ist bisher nicht bundesweiter Standard.

Wie wird mir das Ergebnis mitgeteilt?

Innerhalb von sieben Werktagen sollen Sie den Befund vom Screening-Zentrum schriftlich oder telefonisch bekommen. Auf Ihren Wunsch geht eine Kopie an die Ärztin oder den Arzt Ihres Vertrauens.

Was passiert bei einem verdächtigen Befund?

Dann wird ein Termin für weitere Untersuchungen vereinbart. Doch keine Panik, oft handelt es sich um Fehlalarm. In den Modellregionen, in denen das Screening bereits getestet wurde, bekamen sechs Prozent der Frauen eine erneute Einladung, nur bei 15 Prozent von ihnen erhärtete sich der Verdacht. Den Verdachtsbefund können Frauen auch in anderen Praxen oder Kliniken abklären lassen - auf Kosten der Krankenkasse.

Das Screening wird auch kritisiert - warum?

Viele Frauen empfinden die Reihenuntersuchung als unpersönlich. Sie haben lediglich mit den Röntgenassistentinnen Kontakt, die sie zu ihrer Vorgeschichte befragen und die Aufnahmen machen. Was mir aber wichtiger ist: Wir sollten - unabhängig vom Screening - die Möglichkeiten der Mammographie nicht überschätzen, und sie kann sogar Probleme mit sich bringen.

Welche Probleme sind das?

Früherkennung, so gut sie auch sein mag, ist kein Schutz vor Krebs. Es gibt Formen von Brustkrebs, die nicht heilbar sind. Hinzu kommt: Bei der Mammographie werden unter anderem Krebsvorstufen entdeckt, bei denen nicht sicher ist, wie sie sich entwickeln. Für die Frauen eine schlimme seelische Belastung - selbst wenn sich der Befund später als harmlos erweist.

Zur Person

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Dr. Eva Schindele ist Sozialwissenschaftlerin und Expertin für Frauengesundheit. Für das Nationale Netzwerk Frauen und Gesundheit und das Institut für Public Health und Pflegeforschung an der Universität Bremen hat sie Informationsmaterial zum Thema "Mammographie Screening" verfasst. Die Broschüre "Brustkrebs-Früherkennung" wird von der Gmünder Ersatzkasse (GEK) und der Techniker Krankenkasse herausgegeben. Sie kann kostenlos im Internet heruntergeladen werden.

Text: Dr. Eva Schindele

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