Anzeige

Hormonersatztherapie Nutzen und Risiko der Hormongabe in den Wechseljahren

Hormonersatzherapie: Eine Frau im grauen T-Shirt befestigt ein Hormonpflaster auf ihrem Oberarm
© Andrey Popov / Adobe Stock
Die hormonelle Umstellung in den Wechseljahren kann bei manchen Frauen Hitzewallungen, Schweißausbrüche und andere Beschwerden verursachen. Je nachdem, wie sehr die Lebensqualität darunter leidet, kommt dann eine Hormonersatztherapie in Betracht. Für wen sie sich eignet, welche Nachteile sie birgt und welche Alternativen es gibt, erfährst du hier.

Inhaltsverzeichnis

Irgendwann geht es los: Der Körper einer Frau bereitet sich auf das Ende ihrer Fruchtbarkeit vor. Die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone geht zurück, bis es zum letzten Eisprung und zur letzten Monatsblutung kommt. Das Jahr nach der letzten Periode nennt sich Menopause. Dann sind sie wirklich da, die Wechseljahre

Von dieser natürlichen Umstellung im Alter von etwa 40 bis 50 Jahren bekommen die meisten Frauen kaum etwas oder nur wenig mit. Doch immerhin ein Drittel aller Frauen hat in dieser Lebensphase mit so starken Wechseljahrsbeschwerden zu kämpfen, dass sie ärztliche Hilfe suchen. Eine Möglichkeit, die Symptome zu behandeln, ist die sogenannte Hormonersatztherapie (HET oder engl. HRT, Hormone Replacement Therapy). Ein Segen für manche Betroffene, aber mit Vorsicht zu genießen und nicht für jede geeignet. 

Was ist eine Hormonersatztherapie?

Die Behandlung mit Hormonpräparaten ist dazu gedacht, bestimmte Symptome in den Wechseljahren zu lindern, wie zum Beispiel Hitzewallungen, nächtliche Schweißausbrüche, nervöse Unruhe, depressive Verstimmungen, Schlafstörungen oder urologische Beschwerden. 

Treten diese Symptome in den Wechseljahren erstmals in Erscheinung oder werden sie in dieser Phase deutlich stärker und belastet das die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit der Frau erheblich, kann die medizinische Anwendung bestimmter Hormone die genannten Beschwerden lindern oder sogar verschwinden lassen. Deine Gynäkologin oder dein Gynäkologe wird mit dir Nutzen und Risiko genau abwägen. 

Müssen die Hormone überhaupt ersetzt werden?

Der Begriff Hormonersatztherapie legt nahe, dass die fehlenden Botenstoffe eins zu eins nachgeliefert, also ersetzt werden (müssen), um einen Mangelzustand zu beheben. Doch das stimmt nicht. Es soll nicht der Hormonmangel behoben werden, sondern die damit verbundenen Beschwerden gelindert.

BRIGITTE-Dossier „Wechseljahre“

So kommst du gelassen durch die Wechseljahre

Du wachst nachts ständig auf? Du bist neuerdings kurzatmig? Du isst wie immer, nimmst jedoch plötzlich zu? Du möchtest wissen, was gegen Hitzewallungen hilft? 

Dann haben wir genau das Richtige für dich. In unserem Dossier beantworten wir die wichtigsten 15 Fragen rund um die Wechseljahre.

Unser digitales PDF kannst du einfach Zuhause auf dem Laptop oder unterwegs auf dem Smartphone lesen und direkt starten.

Jetzt entdecken

Die Geschichte der Hormonersatztherapie beginnt in den späten 1960er Jahren. Lange ging die Fachwelt davon aus, dass dem Körper nur zurückgegeben werde, was zuvor schließlich auch vorhanden war und somit keine Nebenwirkungen zu erwarten seien. Im Gegenteil: Die Hormonersatztherapie galt als eine Art Jungbrunnen, als Anti-Aging-Maßnahme. Umso überraschter war man, als eine groß angelegte US-Studie der Women's Health Initiative (WHI) im Jahr 2002 frühzeitig abgebrochen werden musste, weil sich die Fälle von Schlaganfällen, Thrombosen, Brust- und Gebärmutterschleimhautkrebs unter den Studienteilnehmerinnen häuften. Kein Wunder, dass das Image dieser Behandlungsoption danach in den Keller rauschte.

Treffender ist es, von einer Hormontherapie (HT) zu sprechen. Denn es handelt sich heute um eine auf die individuelle Situation der Frau abgestimmte, gezielte medikamentöse Behandlung, um spezielle klimakterische Beschwerden zu verringern. Es ist eben nicht das Ziel, die ursprüngliche Hormonkonzentration im Körper wiederzuerlangen, als gäbe es die Wechseljahre gar nicht. Mit der Hormonersatztherapie früherer Jahre, die das weibliche Geschlechtshormon Östrogen über einen unnötig langen Zeitraum und in viel zu hoher Dosierung allzu sorglos einsetzte, sind die modernen Maßnahmen nicht mehr zu vergleichen.

Wann kommt eine Hormontherapie infrage?

Ursächlich lassen sich in erster Linie vasomotorische Wechseljahresbeschwerden mit Hormonen behandeln, das sind:

  • Hitzewallungen,
  • nächtliche Schweißausbrüche
  • und auch Schlafstörungen durch nächtliche Schwitzattacken.

Und auch bei anderen Symptomen ist eine Hormontherapie wirksam:

  • Urogenitale Beschwerden (Scheidentrockenheit, Inkontinenz, wiederholte Harnwegsinfekte)
  • Stimmungsschwankungen
  • Depressive Verstimmungen
  • Körperlicher Leistungsabfall
  • Gedächtnisstörungen

Lese-Tipp: Warum Scheidentrockenheit ein echter Lustkiller ist, erfährst du in unserem Artikel über Wechseljahre und Sexualität.

Darüber hinaus gibt es noch zwei weitere Indikationen, bei denen eine Hormontherapie zugelassen ist:

  • Bei verfrühter Menopause – vor dem 40. Lebensjahr, zum Beispiel in Folge einer Chemotherapie oder einer Hysterektomie (Gebärmutterentfernung): Als Schutzmaßnahme vor Herz-Kreislauferkrankungen und Osteoporose.
  • Bei Osteoporose mit hohem Frakturrisiko, wenn andere Osteoporose-Medikamente nicht vertragen werden.

Dabei spielt allerdings auch das Alter der Frau eine Rolle. Begonnen wird die Hormontherapie im Idealfall schon zu Beginn der Wechseljahre, jedenfalls nicht später als mit 60 Jahren oder zehn Jahre nach der Menopause.

Bei jüngeren Frauen scheint die Hormontherapie eine gewisse Schutzwirkung vor Dickdarmkrebs entwickeln zu können, auch das Herzinfarkt- und Diabetesrisiko sinkt möglicherweise ab. Doch das ist immer im Einzelfall zu entscheiden und schulmedizinisch nicht standardmäßig vorgesehen.

In welchen Fällen eignet sich eine Hormontherapie nicht?

  • Nach einem hormonabhängigen Mammakarzinom (Brustkrebs).
  • Bei Leberfunktionsstörungen mit erhöhten Leberenzymwerten.
  • Bei einem erhöhten Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen.
  • Bei Blutgerinnungsstörungen bzw. Thromboseneigung.

Welche Risiken bringt eine HRT mit sich?

Wie jede medikamentöse Behandlung, kann auch die Hormontherapie unerwünschte Nebenwirkungen auslösen. Deshalb wird zuvor immer eine genaue Nutzen-Risiko-Abwägung stattfinden, die individuell bestehende Risikofaktoren berücksichtigen. Es gilt die Regel, immer die geringste effektive Dosis während der individuell erforderlichen Behandlungsdauer einzusetzen. Das bedeutet, dass regelmäßig geschaut werden soll, ob und wie sich die klimakterischen Beschwerden verbessern und daraufhin die Behandlung erneut zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen. 

Grundsätzlich ist eine kurzfristige Therapie immer mit geringeren Risiken verbunden, ebenso wie die Anwendung über die Haut (dermale Aufnahme) im Vergleich zur systemischen Wirkung von Tabletten bei oraler Einnahme.

Eine längerfristige Einnahme kann unter Umständen vor der Entstehung von Osteoporose (Knochenschwund) schützen und das Darmkrebsrisiko absenken. Das zeigt wieder: Die eine Lösung für alle Frauen in den Wechseljahren gibt es nicht, entscheidend ist immer der individuelle Einzelfall.

Ein wichtiger Gedanke in diesem Zusammenhang: Starkes Übergewicht, Bewegungsmangel, regelmäßiges Rauchen und Alkoholtrinken steigert das Brustkrebsrisiko deutlich mehr als eine Hormonersatzbehandlung. Darauf weist die gynäkologische Fachgesellschaft auf ihrer Seite "Frauenärzte im Netz" hin.

Laut Studienlage erhöht eine HRT ganz allgemein das Risiko für

  • Brustkrebs
  • Eierstockkrebs
  • Gebärmutterschleimhautkrebs (Endometriumkarzinom)
  • Thromboembolien
  • Schlaganfall
  • Harninkontinenz (bei systemischer HRT)
  • Demenz (bei langfristiger HRT)

In welchem Rahmen sich das Risiko bewegt, das heißt, wie häufig Brustkrebs, Schlaganfall und Thromboembolien mit und ohne Östrogen-Gestagen-Behandlung nach Ablauf von acht Jahren auftreten, verdeutlicht diese Tabelle:

ErkrankungTritt auf bei Östrogen-Gestagen-BehandlungTritt auf ohne Hormontherapie (Placebo)Einen Nachteil durch die Behandlung hatten somit
ThromboembolieBei 25 von 1000 FrauenBei 15 von 1000 Frauen10 von 1000 Frauen
BrustkrebsBei 33 von 1000 FrauenBei 26 von 1000 Frauen7 von 1000 Frauen
SchlaganfallBei 19 von 1000 FrauenBei 14 von 1000 Frauen5 von 1000 Frauen

Quelle: Gesundheitsinformation.de

Um die genannten Gesundheitsgefahren in Schach zu halten, spielt es aber eine Rolle, wie lange die Behandlung dauert, um welches Hormon es sich handelt und in welcher Applikationsform es angewendet wird.

Welche Präparate stehen zur Verfügung und wie werden sie angewendet?

Am gebräuchlichsten ist eine Kombinationstherapie aus einer Östrogengabe und einer Gestagengabe. Die Kombination mit Gestagen schützt die Gebärmutterschleimhaut und verhindert mögliche Wucherungen. Bei Frauen, die keine Gebärmutter mehr haben, eignet sich daher die Monotherapie ausschließlich mit Östrogenen.

Auch um Beschwerden zu lindern, die in erster Linie an der trockener und dünner werdenden Scheidenschleimhaut liegen – zum Beispiel Schmerzen beim Sex, häufigere Infektionen, aber auch Harninkontinenz – wird meist eine Monotherapie verschrieben. Denn in diesem Fall werden die Hormone nur lokal in der Scheide aufgetragen und wirken nicht im gesamten Körper. 

WirkungsweiseAnwendungsartMögliche Formen
SystemischOral (geschluckt)Tablette
Kapseln
LokalTransdermal (über die HautPflaster
Gel, Creme
Spray
Scheidenzäpfchen
Scheidenring

Neben den Präparaten aus synthetischen Hormonen werden seit einigen Jahren auch Produkte mit sogenannten bioidentischen Hormonen vermarktet. Sie werden aus Pflanzenstoffen halbsynthetisch hergestellt und besitzen die gleiche biochemische Struktur wie unsere körpereigenen Hormone. Das macht sie jedoch nicht zu einer natürlichen Alternative. Der Nachteil bei bioidentischen Hormonen, die teilweise als Fertigpräparat oder in der Apotheke eigens angemischt werden, ist, dass keine Qualitätskontrollen, Wirksamkeits- oder Unbedenklichkeitsnachweise dazu vorliegen und die Mittel daher auch nicht von der Krankenkasse erstattet werden. Etwas anderes hat es mit Progesteron auf sich. Das ist ein natürliches Gestagen und kann im Rahmen der Hormontherapie als Kassenleistung verordnet werden. Die Bedeutung und Anwendungsmöglichkeiten von Progesteron für die Wechseljahre erklärt unser Artikel dazu noch genauer.

Wie lange dauert eine Hormontherapie und was passiert nach dem Absetzen?

Die Behandlung sollte nicht nur in der niedrigsten effektiven Hormondosis erfolgen, sondern auch immer so kurz wie möglich, maximal fünf Jahre. Am besten finden jährliche Kontrolltermine bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt statt, um zu überprüfen, ob die Therapie schon angepasst oder zurückgefahren werden kann. 

Beim Absetzen am besten schrittweise vorgehen und die Dosis langsam verringern. Das reduziert die Gefahr, dass die Beschwerden danach wieder auftreten. Eine Garantie dafür, dass du die Symptome nach der HRT für immer los bist, gibt es leider nicht. In einer großen US-Studie kam heraus, dass die Chancen dafür 50/50 stehen: Gut die Hälfte der Teilnehmerinnen bekam nach dem Absetzen der Hormone wieder Hitzewallungen und Schweißausbrüche.

Gibt es pflanzliche Alternativen zur Hormontherapie?

Ja, bestimmte Pflanzen enthalten pflanzliche Hormone. Diese Phytohormone ähneln in ihrer chemischen Struktur dem weiblichen Sexualhormon Östrogen (Estradiol).

Die bekantesten Phytoöstrogene sind Isoflavone, die zum Beispiel in Soja und Rotklee enthalten sind. Soja-Isoflavone wirken jedoch nicht bei jeder Frau. Hydoxystilbene wirken ebenfalls östrogenartig, sie werden aus Rhapontik- oder Sibirischem Rhabarber gewonnen. Lignane wiederum stecken in Leinsamen, Kürbiskernen und auch Hopfen. 

Auch pflanzliches Progesteron ist bekannt, es wirkt wie Gestagen. Typische Quellen: Yamswurzel, Mönchspfeffer (lies mehr dazu im Artikel Mönchspfeffer in den Wechseljahren).

Die Leitlinie zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden hat in der neuesten Variante zumindest Cimicifuga-Präparate und Isoflavone als Therapieoption bei Hitzewallungen, Nachtschweiß und Schlafstörungen aufgenommen (auch Johanniskraut bei Östrogenmangel zählt dazu). Sie zieht ausdrücklich zugelassene Arzneimittel den ebenfalls erhältlichen Nahrungsergänzungsmitteln vor, weil für sie höhere Qualitätsrichtlinien gelten. Wenn du zunächst die nebenwirkungsärmeren pflanzlichen Möglichkeiten ausprobieren möchtest, ist es in jedem Fall einen Versuch wert. Sprich das aber vorher mit deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt ab.

Lesetipp: Möchtest du mehr über Gewichtzunahme in den Wechseljahren wissen oder warum Abnehmen in den Wechseljahren so schwer fällt? Hier erfährst du alle Details.

Quellen:

Brigitte

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel