Ein grippaler Infekt, also eine Erkältung, ist eine Hauskatze - eine echte Virusgrippe oder Influenza ein Tiger. Jeden Winter sterben in Deutschland schätzungsweise 5000 bis 15.000 Menschen daran. Wer sich mit einem Influenzavirus ansteckt, fühlt sich häufig innerhalb weniger Stunden schwer krank. Typisch sind plötzliches hohes Fieber und Schüttelfrost, Kopf-, Glieder- und Halsschmerzen.
Die meisten ansonsten Gesunden überstehen eine Grippe innerhalb von ein bis zwei Wochen, fühlen sich danach aber oft noch wochenlang erschöpft. Gefährlich kann die Influenza für chronisch Kranke, kleine Kinder und ältere Menschen werden. Denn schon ab 50 nimmt die Menge bestimmter Abwehrstoffe und Immunzellen im Blut deutlich ab. Der Körper hat dann große Schwierigkeiten, die Erreger zu bekämpfen.
Grippeimpfung: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Eine Impfung garantiert keinen hundertprozentigen Schutz vor der Grippe - und gegen Erkältungen hilft sie definitiv überhaupt nicht, weil diese durch andere Viren hervorgerufen werden. Tritt in einem Winter unerwartet ein neuer Influenza-Virusstamm auf, mit dem bei der Produktion des Impfstoffes Monate vorher noch nicht zu rechnen war, schützt die Impfung nicht vor diesem Erreger.
So war es zum Beispiel vor ein paar Jahren beim Schweinegrippevirus H1N1. Damals wurde eine Pandemie, also eine weltweite massive Ansteckungswelle, erwartet, die zum Glück ausblieb. Auch wenn der Körper als Reaktion auf die Impfung nicht genügend Abwehrstoffe bildet (was oft bei alten oder immungeschwächten Menschen der Fall ist), kann der Impfschutz unzureichend sein. Für Ältere gibt es deshalb spezielle Impfstoffe, die eine stärkere Immunreaktion hervorrufen. Auf jeden Fall verläuft eine Grippeerkrankung bei Geimpften milder, denn ein Teilschutz ist immer gegeben.
Wer ein erhöhtes Risiko für schwere Komplikationen wie eine möglicherweise tödliche Lungenentzündung hat, sollte sich grundsätzlich impfen lassen. Jedes Jahr. Das gilt für chronisch Kranke, Ältere ab 60, Schwangere und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.
Alle, die im Krankenhaus, im Kindergarten oder in der Schule arbeiten, sollten sich auch im Interesse von Patienten und betreuten Kindern impfen lassen. Der beste Zeitpunkt dafür ist der Herbst, spätestens bis Dezember. Dann steht der Impfschutz zuverlässig bis zur Grippesaison ab Januar, denn es dauert etwa zwei Wochen, bis der Körper ausreichend Abwehrstoffe gebildet hat.
Grippeviren sind extrem wandelbar. Ihre Oberfläche verändert sich ständig. Das spiegelt sich in Bezeichnungen wie H5N1 (Vogelgrippe) oder H1N1 (Schweinegrippe), die Forscher den Erregern geben. Unser Immunsystem erkennt aber nur Viren, mit denen es schon Kontakt hatte, und kann schnell auf sie reagieren. Bei einem unbekannten Erreger ist der Körper zunächst schutzlos. Der Impfstoff wird deshalb jedes Jahr neu zusammengesetzt, je nachdem, welche Viren gerade weltweit kursieren.
Bei Gesunden kommt es fast immer nur zu einer Rötung und Schwellung der Einstichstelle am Oberarm, unter Umständen lässt sich der Arm für ein oder zwei Tage schlecht anheben. Seltener treten nach der Impfung grippeähnliche Symptome, beispielsweise Fieber oder Kopf- und Gliederschmerzen, auf.
Wer allergisch auf Hühnereiweiß reagiert, das herstellungsbedingt in Spuren in vielen Impfstoffen vorkommt, darf nur bestimmte Präparate bekommen. Wirklich schwere Nebenwirkungen sind jedoch äußerst selten. Gerade wurde eine wissenschaftliche Studie aus dem vergangenen Jahr widerrufen, die angeblich einen Zusammenhang zwischen der Grippeimpfung und der Narkolepsie (unwiderstehliche Schlafattacken am Tag) gefunden hatte. Die Ergebnisse konnten nicht bestätigt werden.
Bei der drohenden Schweinegrippe-Pandemie 2009/2010 wurden in Kliniken und Gesundheitsämtern für viele Millionen Euro sogenannte Neuraminidasehemmer zur Behandlung der Grippe gehortet, weil niemand gegen dieses plötzlich kursierende Virus geimpft war. Inzwischen gibt es massive Kritik an diesen Medikamenten: Viele Experten bezweifeln, dass sie wirklich helfen. Dennoch empfehlen die maßgeblichen deutschen Fachgesellschaften in einer aktuellen Stellungnahme nach wie vor, bei schwer kranken Grippepatienten diese Neuraminidasehemmer einzusetzen, um Komplikationen zu verringern und Todesfälle zu verhindern. Daneben können Ärzte Medikamente verordnen, die die Symptome lindern. Gegen Erkältungsbeschwerden helfen oft schon pflanzliche oder homöopathische Mittel.
Bei einer Grippe oder Erkältung reflexartig Antibiotika einzunehmen bringt gar nichts. Diese Mittel wirken bei Virusinfekten nicht, da sie nur Bakterien bekämpfen. Schlimmstenfalls verursachen sie ausschließlich unerwünschte Nebenwirkungen wie Durchfall oder Pilzinfektionen der Scheide. Außerdem verschärft der massenhafte Einsatz solcher Medikamente das zunehmende Problem der Antibiotikaresistenz; Bakterien werden immer unempfindlicher gegen Antibiotika, und schon jetzt gibt es deshalb gegen manche Infektionen keine wirksamen Präparate mehr.
Grippe und Erkältungen werden mit Tröpfchen beim Husten und Niesen, sehr häufig aber auch über die Hände übertragen. Deshalb sollten Kranke nie in die Hand husten oder niesen, sondern nur in die Ellenbeuge. Sonst verteilen sie die Viren mit den Händen überall, zum Beispiel auf Türklinken, Tassen oder Computertastaturen. Wer diese Gegenstände danach anfasst, hat die Viren ebenfalls an den Händen. Und steckt sich an, wenn er sich die Augen reibt oder Nase und Mund mit den Fingern berührt. Deshalb ist der wirksamste Grippeschutz überhaupt: häufiges und gründliches Händewaschen.
Eine Erkältung beginnt in der Regel schleichend: Erst kratzt der Hals, dann schmerzt er, die Nase beginnt zu laufen, und wenn der Schnupfen sich langsam bessert, kommt der Husten. Betroffene fühlen sich aber oft schon nach etwa einer Woche besser. Eine "echte" Influenza tritt dagegen schnell und plötzlich mit meist heftigen Beschwerden auf und ist langwieriger. Während bei einem grippalen Infekt die Körpertemperatur häufig nur leicht erhöht ist, haben Grippe-Kranke fast immer über 38,5 Grad Fieber. Betroffene sollten zur genauen Abklärung ihren Arzt aufsuchen.
Wie gut ist Ihr Impfschutz?
Diese von der Krankenkasse bezahlten Impfungen empfehlen Fachleute allen Erwachsenen.
- Tetanus: Auffrischung alle zehn Jahre
- Keuchhusten: einmalig zusammen mit der nächsten fälligen Diphtherie/Tetanus-Impfung
- Masern: einmalig für alle nach 1970 Geborenen, die als Kinder unzureichend geimpft wurden
- Pneumokokken (Erreger von Lungenentzündung): einmalig, zusätzlich für alle ab 60
- Virusgrippe: jährlich, für alle ab 60
- Alle Impfungen, die das Robert Koch-Institut in seinem Impfkalender nicht empfiehlt, erstatten die Kassen oft nicht oder nur teilweise (am besten vorher nachfragen). Dazu gehören Reiseimpfungen, zum Beispiel gegen Gelbfieber, Hepatitis A oder Tollwut. Ist die Reise berufsbedingt, trägt möglicherweise der Arbeitgeber oder auch die Krankenkasse die Kosten. Mehr allgemeine Infos gibt es unter
- www.impfen-info.de; speziell zu Reiseimpfungen mehr bei dem Auswärtigen Amt und dem Centrum für Reisemedizin.