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Hormone und Teint Ein Wechselspiel

Hormone und Teint: Frau steht vor Spiegel
© Shutterstock
Die Botenstoffe aus dem körpereigenen Chemielabor beeinflussen unsere Stimmung, in wen wir uns verlieben – und auf den Teint wirken sie sich auch aus. Was genau in welcher Lebensphase passiert, welche Pflege dann angesagt ist, und wann Sie zum Profi gehen sollten: ein kleiner Guide.

Hormone begleiten uns ein Leben lang. Allein 30 verschiedene sind in den Hautzellen aktiv, neuesten Erkenntnissen zufolge produziert das Unterhautfettgewebe sogar selbst Östrogene, die weiblichen Sexualhormone. Doch schon ein winziger Überschuss oder ein Mikro-Mangel des einen oder anderen Botenstoffs, kann das fragile Gefüge durcheinanderbringen – und zu Pickeln, trockener Haut, Fältchen, roten Äderchen, Rosazea oder Haarausfall führen. Unsere Expert*innen Elsa Devillechabrolle, wissenschaftliche Leiterin von La Roche-Posay, die Frauenärztin Dr. Sheila de Liz sowie der Endokrinologe Prof. Dr. Christoph Bamberger klären auf.

1. Die Pubertät

Das passiert: Durch zu viel männliche Geschlechtshormone (Androgene) und zu wenig Östrogene produzieren die Talgdrüsen mehr Fett – die Haut verhornt schneller. Im Zusammenspiel mit Propionibakterien, die zur natürlichen Hautflora gehören, können Entzündungen und Pickel entstehen. Schokolade ist übrigens eher selten die Ursache: „Der Schweregrad einer Akne ist zu 80 Prozent genetisch bedingt“, erklärt der Hamburger Endokrinologe Prof. Dr. Christoph Bamberger.
Diese Pflege hilft: Talgregulierend wirken Inhaltsstoffe wie Zink; Salicyl- oder Glycolsäure verhindern übermäßige Verhornung. Wichtig ist auch viel Feuchtigkeit in Cremes: „Trocknet die Haut zu sehr aus, schwächt das die Barriere schicht, was zu neuen Pickeln führen kann“, erklärt Elsa Devillechabrolle, wissenschaftliche Leiterin bei La Roche-Posay.
Besser zum Profi: Wenn Pickel nicht auf Pflegeprodukte reagieren und sehr schmerzhaft sind. Hautärztin bzw. -arzt können mit Cremes behandeln, die schälend und entzündungshemmend wirken, etwa Azelainsäure oder – ganz neu – Trifaroten, ein Retinoid (mit Vitamin A verwandt). Hilft das nicht, sind Tabletten mit Antibiotika wie Tetrazyklin eine Möglichkeit.

2. Die Sandwich-Phase

Das passiert: Mit Anfang, Mitte 20 fordern der Start in den Job oder auch der Spagat zwischen Karriere und Kindern heraus. Diese Faktoren lassen verstärkt Cortisol durch den Körper fluten, ein Stresshormon, das uns buchstäblich alt aussehen lässt. „Cortisol hemmt die Östrogenproduktion, regt die Produktion von freien Radikalen an und begünstigt den Abbau von Bindegewebe. Das macht die Haut dünner und empfindlicher“, so Endokrinologe Christoph Bamberger.
Diese Pflege hilft: Antioxidantien wie Vitamin C und E helfen, die zellschädigenden freien Radikale in Schach zu halten. Feuchtigkeitsspender wie Hyaluronsäure oder Glycerin polstern die Haut auf, Süßholzwurzel oder Hafer-Extrakte wirken beruhigend.
Besser zum Profi: Die Kombination aus Stress und zu viel (gut gemeinter) Pflege kann gerade im Alter zwischen 20 und 40 eine periorale Dermatitis auslösen – rote, brennende Haut mit Pusteln rund um den Mund. Hilfreich: medizinische Cremes mit beruhigenden, antibakteriellen Wirkstoffen wie etwa Metronidazol.

3. Schwangerschaft

Das passiert: Diese Zeit ist ein echtes „Let’s dance“ der Hormone: Nicht nur der Östrogen- und Progesteronspiegel steigen früh steil an, andere Botenstoffe mischen ebenfalls kräftig mit. Das Schilddrüsen stimulierende Schwangerschaftshormon hCG etwa verstärkt die Durchblutung: Die Haut wird rosiger – allerdings können sich auch er weiterte Äderchen und Besenreiser bilden. Und: „Das in der Plazenta produzierte Hormon MSH wiederum führt zu Pigmentveränderungen am Körper, aber auch im Gesicht – Melasma genannt“, so Endokrinologe Christoph Bamberger.
Diese Pflege hilft: Da in der Schwangerschaft verstärktes Schwitzen normal ist, sind leichte Feuchtigkeitscremes ohne schwere Lipide perfekt. Gegen die Rötungen im Gesicht hilft Thermalwasserspray, Schwellungen durch Wasser einlagerungen im Gesicht lassen sich mit einem kühlenden Edelstein-Roller lindern. Und bei schweren Beinen helfen entstauende, venenstärkende Fluids mit Rosskastanie.
Besser zum Profi: Pigmentstörungen im Gesicht verschwinden häufig innerhalb eines Jahres nach der Geburt des Kindes wieder. Anders ist das mit den erweiterten Äderchen im Gesicht und an den Beinen. Sie lassen sich jedoch fast schmerzfrei und ohne Narbengefahr mit einem KTP- oder Nd-Yag-Laser behandeln. Wichtig: in den ersten drei Monaten unbedingt die Hormonwerte der Schilddrüse bestimmen lassen, um eine Fehlfunktion auszuschließen. Denn diese schadet Mutter und Kind.

4. Im mittleren Alter

Das passiert: Bereits Anfang 40 beginnt der Östrogenspiegel bei Frauen langsam abzusinken. Rasanter dagegen fällt das Hormon Progesteron ab. Zu dessen Jobs gehört es, die so genannten Matrixmetalloproteinasen zu hemmen, biochemische Scheren, die Kollagenfasern zerschneiden. Die Folge: Die Haut wirkt weniger prall und elastisch. Dazu gesellt sich manchmal noch ein weitere Herausforderung: Erwachsenen-Akne, auch Akne tarda genannt. „Dieses Problem sieht man häufig bei Frauen, die die Pille nach langjähriger Einnahme abgesetzt haben, aber auch nach einer Schwangerschaft, da plötzlich die hautschützende Östrogenwirkung fehlt“, sagt Hormonexperte Dr. Christoph Bamberger.
Diese Pflege hilft: „Wichtig ist es, Produkte aus einer Serie für erwachsene Akne-Haut zu verwenden, die besonders sanft sind“, rät La-Roche-Posay-Expertin Elsa Devillechabrolle. Sie enthalten statt klassischer Alpha- und Beta-Hydroxy-Säuren oft mildere Porenputzer wie LHAs (Lipo-Hydroxy-Säuren) oder PHAs (Poly-Hydroxy-Säuren), die auch beruhigend und feuchtigkeitsspendend wirken – oder kombinieren diese Wirkstoffe.
Besser zum Profi:Wenn die Spät-Akne sehr hartnäckig ist, können Medikamente mit anti-androgener Wirkung helfen. „Frauen, die mit der Pille verhüten, können auch auf ein Präparat umsteigen, das neben Östrogenen ein anti-androgenes Gestagen enthält“, sagt Dr. Sheila de Liz, Frauenärztin und Buchautorin aus Wiesbaden. Ganz neu: eine Creme mit dem Androgen-Hemmer Clascoteron.

5. Die Wechseljahre

Das passiert: Zum Ende der Perimenopause (die Jahre unmittelbar vor und das nach der letzten Regelblutung) kommt es zu einem ziemlich schnellen Abfall der Östrogene. Dadurch kann die Haut weniger Wasser speichern, wird trockener, dünner, weniger elastisch. Expert*innen vermuten, dass der sinkende Östrogenspiegel zudem zu einer verstärkten Ausschüttung von Stresshormonen und einer Fehlsteuerung des zentralen Thermofühlers im Gehirn führt – das könnte eine Ursache für die Hitzeschübe sein. Langsamer wird auch der Prozess von Kollagenauf- und -abbau, was erste Hängepartien und rote Äderchen begünstigt. Das Ungleichgewicht von männlichen und weiblichen Hormonen kann darüber hinaus Haarausfall zur Folge haben.
Diese Pflege hilft: Vertrauen Sie dem wirksamsten Wundermittel gegen Alterungsprozesse: Retinol (Vitamin A). Es regt die Zellerneuerung an, die Kollagenproduktion und hindert kollagen abbauende Enzyme an der Arbeit. Um Unverträglichkeiten zu vermeiden, anfangs nur ein- bis zweimal pro Woche abends verwenden. Besser zum Profi: Wenn neben Hautveränderungen auch Wassereinlagerungen, Hitze oder Stimmungsschwankungen belasten, können bioidentische Hormone wie 17beta-Östradiol und Progesteron helfen. „Diese Hormone sind eine 1:1-Kopie davon, was der Eierstock bisher selbst hergestellt hat. Der Körper kann den Unterschied nicht erkennen, Nebenwirkungen sind kaum vorhanden“, erklärt Gynäkologin Dr. Sheila de Liz. Ein erhöhtes Brustkrebs- oder Thromboserisiko muss jedoch vorher ausgeschlossen werden. „Manchmal hilft schon Progesteron allein, als Kapsel geschluckt. In manchen Fällen ist eine Kombination mit einem Östradiol-Gel oder -Pflaster sinnvoll.“ Alternativ zu bioidentischen Hormonen können auch sanftere Phytohormone wie Diosgenin aus der Yamswurzel oder Stigmasterin aus Sojabohnen zum Einsatz kommen.

6. Die Post-Menopause

Das passiert: Die Östrogen- und Progesteronproduktion ist fast erloschen, nur das Fettgewebe stellt noch geringe Mengen Östrogen her. „Die Haut wird extrem trocken, durch schwindendes Unterhautfettgewebe sowie eine geschwächte Hautschutzbarriere auch sehr dünn und empfindlich“, erklärt Elsa Devillecha brolle von La Roche-Posay. Auch Schleimhäute von Augen, Nase und Genitalbereich sind betroffen.
Diese Pflege hilft: Wichtig sind vor allem hautähnliche pflanzliche Fette, die die Barriereschicht der Haut wieder aufbauen und so Trockenheitssymptome lindern. Ideal: Produkte mit reichhaltigen Lipiden wie Sheabutter, Färber distel-, Argan- oder Nachtkerzenöl. Gegen trockene Schleimhäute helfen befeuchtende Augen- und Nasentropfen mit Hyaluronsäure (mind. 2 %) und Panthenol. Scheidentrockenheit mindern Salben, Gele und Zäpfchen, die ebenfalls Hyaluronsäure, Glycerol und teils auch Fette enthalten.
Besser zum Profi: Bei einer extrem trockenen Genitalzone, die oft auch psychisch belastet, können verschreibungspflichtige Salben und Zäpfchen mit dem niedrig dosiertem Östrogen Östriol (0,03 bis 0,5 %) Linderung verschaffen. Hormon experte Bamberger: „Östriol hat nur etwa 10 % der biologischen Wirkung des Östrogens Östradiol und wirkt, lokal aufgetragen, kaum systemisch, also auf den ganzen Körper.“

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09/2021 Brigitte

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