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Haare Was hilft wirklich bei Haarausfall?

Haarausfall, oder Alopezie, ist besonders für Frauen eine große Belastung. Was hilft wirklich, wenn die Haare ausfallen?

Gerade bei frei verkäuflichen Mitteln gegen Haarausfall ist die Wirksamkeit im Normalfall nicht nachgewiesen, warnt Dr. Jana Präßler, Ärztin an der Klinik für Dermatologie und dermatologische Allergologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Aber was hilft wirklich? Dr. Jana Präßler sagt, welche Therapien bei den häufigsten Arten von Haarausfall geeignet sind.

Wann spricht man von Haarausfall?

Dass Haare ausfallen, ist normal. Wer bis zu 100 Haare am Tag verliert, braucht sich keine Sorgen zu machen. Das entspricht dem normalen Haarzyklus:

  • 2 bis 6 Jahre Wachstumsphase
  • 1 bis 2 Wochen Übergangsstadium
  • 2 bis 4 Monate Ruhestadium, dann Ausfall

Die Haare befinden sich alle in einer unterschiedlichen Phase innerhalb dieses Haarzykluses, weshalb immer einige ausfallen. Ein Besuch beim Hautarzt ist erst dann nötig, wenn ihr mehr als 100 Haare am Tag verliert.

Mögliche Anzeichen: Morgens liegen mehr Haare auf dem Kopfkissen als sonst, beim Kämmen oder Haare waschen gehen extrem viele Haare aus, das Haar wirkt insgesamt lichter.

"Vor einer Behandlung muss in jedem Fall ein Arzt klären, warum die Haare ausfallen", sagt Dr. Jana Präßler. Es gibt viele verschiedene Ursachen, die unterschiedlich behandelt werden.

Die häufigsten Ursachen für Haarausfall

  • genetische Veranlagung: Die so genannte androgenetische Alopezie ist die am weitesten verbreitete Ursache für Haarausfall. Was kaum jemand ahnt: Etwa 80 bis 90 Prozent der Menschen sind davon betroffen. Viele wissen gar nichts davon: "Die Ausprägung und der Verlauf sind sehr unterschiedlich. Der eine ist kaum betroffen, der andere sehr stark. Das ist wie bei Akne", sagt Jana Präßler. Männer trifft es übrigens genauso häufig wie Frauen. Bei Männern setzt der Haarausfall jedoch früher ein und führt häufiger zu kompletter Haarlosigkeit.
  • Störung des Immunsystems: Der kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata) tritt häufig bei Kindern und bis ins Erwachsenenalter hinein auf. Insgesamt sind über eine Million Menschen in Deutschland betroffen, Männer genauso wie Frauen
  • Entzündungen der Kopfhaut, hervorgerufen durch eine Fehlfunktion des Immunsystems (zum Beispiel Lichen ruber oder Lupus erythematosus) oder durch Bakterien oder Pilze
  • schwere Infektionserkrankungen wie Typhus und Scharlach oder hohes Fieber
  • Medikamente, die sich auf die Zellteilung auswirken, zum Beispiel bei einer Chemotherapie oder als Nebenwirkung anderer Medikamente wie Psychhopharmaka, Lipidsenker, Betablocker, Blutverdünner oder Hormonblocker
  • Mangelzustände, ausgelöst durch extreme Diäten oder anders bedingten Mangel von Vitaminen oder Mineralstoffen wie Eisen und Zink
  • Schockzustände: psychisch (extremer Stress) oder körperlich (Operationen, Unfälle)
  • Hormonschwankungen, ausgelöst zum Beispiel durch Fehlfunktionen der Schilddrüse oder eine Hormonumstellung, wie sie nach der Geburt eines Kindes oder durch eine Pille mit hohem Progesteron-Anteil vorkommen
  • psychische Erkrankung bei Kindern, die sich die Haare selbst ausreißen (Trichotillomanie)
  • äußere mechanische Einwirkungen, zum Beispiel durch häufigen starken Zug bei straffen Haarfrisuren oder dauerndes Tragen von Kopfbedeckungen

Welche Behandlung hilft bei den einzelnen Formen von Haarausfall?

Die häufigsten Haar-Erkrankungen sind der androgenetische/erbliche und der kreisrunde Haarausfall. 

Androgenetische Alopezie (erblich)

Beim androgenetischen (oder anlagebedingten) Haarausfall der Frau werden die Haare meist zuerst um den Scheitel herum und dann insgesamt dünner. Die Kopfhaut scheint immer mehr durch.

Kritische Phasen beim androgenetischen Haarausfall sind die Pubertät und die Wechseljahre. In der Pubertät bildet sich bei Frauen neben den weiblichen Geschlechtshormonen auch das männliche Geschlechtshormon DHEA (Dihydroepiandrosteron) im Körper. Ein Geschlechtshormon, das die Wachstumsphase der Haare verkürzt. Normalerweise verhindern Enzyme, dass diese Hormone zu lange an den Haarfollikeln verweilen und damit den Ausfall verursachen.

Doch wenn die Zellen in den Haarwurzeln besonders empfindlich gegenüber Androgenen, also männlichen Geschlechtshormonen, sind, weil in ihnen die Enzyme ihrer Aufgabe nicht richtig nachkommen, kann es zu Haarausfall kommen. Denn: Sie sind es, die die Haarwurzel schützen. Da diese Schutzwirkung geschwächt ist, tritt Haarausfall bei Frauen oft verstärkt in den Wechseljahren auf.

Sind Frauen vor den Wechseljahren stark betroffen, kann auch eine Pille mit anti-androgener Wirkung helfen. In den Wechseljahren kann eine entsprechende Hormonbehandlung den Haarausfall bremsen. In beiden Fällen werden die männlichen Hormone von ihren Kontaktstellen in den Zellen verdrängt.

Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata) – was tun?

Plötzlich treten kahle Stellen an einer oder mehreren Partien der Kopfhaut auf. Sie vergrößern sich und können in einigen Fällen zu völliger Haarlosigkeit führen. Auch die Augenbrauen und die übrige Körperbehaarung können betroffen sein. Außerdem können sich die Nägel verändern.

Die genaue Ursache für den kreisrunden Haarausfall ist bisher nicht ermittelt. Zu Beginn der Erkrankung findet man an den Haarwurzeln Immunzellen, die dort eine Entzündung bewirken. Diese unterbricht die Haarproduktion. Manchmal treten gleichzeitig Krankheiten des Immunsystems auf, zum Beispiel Schilddrüsenerkrankungen, die Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) oder Diabetes mellitus, die unabhängig vom Haarausfall behandelt werden müssen. Die Krankheit kann auch vererbt werden.

Der kreisrunde Haarausfall heilt in vielen Fällen auch ohne Behandlung nach einiger Zeit ab. Der Haarausfall kann jedoch immer wieder auftreten.

An der Kopfhaut selbst gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, deren Wirkung sich gegen die Entzündung an der Haarwurzel richtet. Dazu gehören Kortison, eine spezielle Lichttherapie (Psoralen-UVA) und verschiedene Reiztherapien, die zu einer Kontaktdermatitis führen. Welche Methode am wirkungsvollsten ist, hängt vom Patienten ab.

Haarausfall nach der Schwangerschaft/ in der Stillzeit

Ganz klar: das Hormonkarussel ist Schuld. Jetzt ist ordentlich was los im Körper und der Haarverlust ereilt fast jede Frau, die ein Kind bekommt oder bekommen hat. Kein Grund zur Sorge, denn die Haare wachsen nach! Einigen Frauen fällt der Haarverlust nicht auf, andere reagieren besorgt, wenn sie büschelweise Haare in ihrer Bürste finden. Oft stellen Frauen fest, dass sie lichte Geheimratsecken bekommen, die kleinen Härchen, die nachwachsen, bilden dann einen Flaum am Haaransatz. Wenn der Hormonhaushalt sich wieder eingependelt hat, reduziert sich auch der Haarverlust. 

Der Griff zum Medikament – die beste Hilfe bei Haarausfall?

Der Griff zum Therapeutikum sollte gut überlegt sein, denn viele Medikamente haben Nebenwirkungen und sind daher keine dauerhafte Lösung. Generell gilt:

  • Der Arzt muss klären, was die Ursachen des Haarausfalls sind. Dann erst kann man darauf reagieren und nach Absprache Medikamente und Tinkturen einsetzen.
  • Je eher behandelt wird, desto größere Erfolge kann man erzielen. Wenn die Kopfhaut erst einmal kahl ist, ist es zu spät, um zu reagieren.
  • Wird das Mittel wieder abgesetzt, verliert es auch seinen positiven Effekt. Langzeitbehandlungen sollten gut überlegt werden, denn ihre Nebenwirkungen können sich organisch bemerkbar machen.
  • Nicht jedes Mittel hilft bei jedem. Minoxidil zum Beispiel wirkt nachweislich bei etwa 10 bis 20 von 100 Behandelten. Auch andere Hersteller von Haarausfall-Medikamenten mit Wirkstoffen wie Thiocyanat weisen darauf hin, dass es Patienten gibt, bei denen der Wirkstoff nicht anschlägt.

Thiocyanat – ist Kuhspucke die Wunderwaffe?

Verantwortlich für die Wirkung von Kuhspucke auf unser Haar soll ein Salz sein, dass der Körper selbst herstellt: Thiocyanat. Kühe haben als Vegetarier besonders viel davon im Speichel. In der Krebsforschung wollte man den Stoff zur Stärkung des Immunsystems testen, in Versuchen mit Mäusen ergab sich als Nebeneffekt, dass ihr Fell durch die Gabe von Thiocyanat stark wuchs. Wir verraten euch, worin das Wundermittel Thiocyanat enthalten ist. Der Vorteil. Es soll keine Nebenwirkungen haben. Voraussetzung ist natürlich die rechtzeitige Anwendung bei beginnendem Haarausfall, wenn die Kopfhaut bereits kahl ist, kann auch dieser Wirkstoff nicht mehr viel ausrichten.

Der Klassiker: Wirkstoff Minoxidil

Hat der Arzt festgestellt, dass der Haarausfall hormonell bedingt ist, kann er Präparate mit Minoxidil verschreiben. Es kann eingesetzt werden, wenn der Haarausfall durch einen Überschuss an männlichen Geschlechtshormonen bedingt ist. Die orale Form von Minoxidil ist ein verschreibungspflichtiges Medikament.

Ursprünglich wurde der Wirkstoff zur Behandlung von Bluthochdruck entwickelt. Dabei stellte man fest, dass es ebenfalls gegen Haarausfall hilft, indem es den Haarausfall verlangsamt und das Haarwachstum anregt. Als Tinktur/Lösung (unter dem Handelsnamen Regaine in der Apotheke erhältlich) ist es nicht verschreibungspflichtig.

Wie funktioniert der Wirkstoff? Es erweitert die Blutgefäße und aktiviert ein Enzym, das auch Blutadern erweitert. So können sich dann wohl auch die Haarfollikel wieder vergrößern und beginnen, kräftigeres Haar zu produzieren.

Wichtig: Wenn die Kopfhaut juckt, schuppt, sich rötet oder entzündet. Minoxidil kann, wenn es über längere Zeit angewendet wird, Herz und Kreislaufbeschwerden verursachen. was insbesondere bei einer Langzeitbehandlung bedeutsam ist. Wenn das Mittel den Blutdruck senkt und Brustschmerzen, Schwindel, Schwächegefühl auftreten oder sich der Herzschlag beschleunigt, sollte die Behandlung abgebrochen werden. 

Ernährung und Haare

Die Ernährung hat Einfluss auf Haut und Haare. Wir haben 20 Lebensmittel für schöne Haut und gesunde Haare zusammengestellt, und erklären euch, welchen Effekt sie auf den Körper haben.

Arztsuche

Manche Hautärzte haben sich auf Haarerkrankungen spezialisiert. Es gibt auch Hautärzte und Uni-Kliniken, die spezielle Haar-Sprechstunden anbieten. Eine Übersicht findet man zum Beispiel bei www.haarerkrankungen.de oder bei Jenny Latz, die Frauen mit Haarausfall coacht.

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