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Wer will eigentlich noch sexy sein?

Sexy Dekolleté, sexy Kurven, sexy Knackarsch: Mode-Redakteurin Lisa van Houtem findet manches Modeklischee überholt. Zeit für eine neue Weiblichkeit.
Wer will eigentlich noch sexy sein?
© Lapis/Fotolia.com

Das Wort "sexy" findet sich in Funk und Fernsehen in erstaunlichsten Kombinationen: "Für einen sexy Augenaufschlag!" oder "Nur Waxing ist sexy!" oder auch "Fisch macht sexy!". Ich will das alles nicht. "Sexy sein" ist für mich nicht erstrebenswert. Zumindest nicht offensichtlich. Dekolleté zeigen war mir schon immer zuwider, Push-up-BHs sowieso und Röcke dürfen ruhig den Po verdecken – gern auch mehr. Ganz kurz: Ich bin alles andere als prüde. Aber wenn uns irgendjemand sagen will, wie wir möglichst "sexy" rüberkommen, ist damit doch immer der Eindruck gemeint, den wir angeblich auf das andere Geschlecht machen wollen. Das finde ich irgendwie ziemlich armselig.

Gott sei Dank gibt es seit geraumer Zeit ein neues, modernes Modeverständnis. Selbstbewusste Frauen pfeifen beispielsweise immer öfter auf hohe Schuhe, enge Blusen und rote Lippen im Büro. Warum? Weil sie es schlichtweg nicht nötig haben. Sie glänzen allein mit Persönlichkeit und Köpfchen - und tragen dazu lässige Mode mit subtiler Eleganz. Flache Schuhe, locker sitzende Hemden, perfekt geschnittene Jeans. Am liebsten von weiblichen Designerinnen, die das Lebensgefühl der Frauen von heute tief verinnerlicht haben und in passende Textilien umsetzen: Phoebe Philo schneidert für Céline smarte Mode mit maskulinen Akzenten, Stella McCartney designt Oversize-Blazer für Powerfrauen und Isabel Marant ist die Königin der neuen Lässigkeit.

Die 24-jährige New Yorkerin Leandra Medine, eine der erfolgreichsten Modebloggerinnen weltweit, hat zu diesem selbstbewussten Lebensgefühl gleich ein komplettes Blog-Konzept aus dem Boden gestampft. Nach dem Scheitern einer Beziehung, für das sie unter anderem ihren extravaganten (=unsexy) Kleidungsstil verantwortlich machte, statuierte sie das Mode-Phänomen "man repelling" (übersetzt: "Männer abweisen"):

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man·re·pell·er1 [mahn-ree-peller] –noun she who outfits herself in a sartorially offensive mode that may result in repelling members of the opposite sex. Such garments include but are not limited to harem pants, boyfriend jeans, overalls, shoulder pads, full length jumpsuits, jewelry that resembles violent weaponry and clogs.

Wie Leandra Medine habe auch ich natürlich nichts gegen knallenge Bleistiftröcke, flatterige Kleider mit Spaghettiträgern oder Killer-Heels in Knallfarben. Ganz im Gegenteil. Aber den hautengen Rock kombiniere ich lieber zu flachen Schuhen, das Kleid zur Bikerjacke und die Killer-Heels zur weiten Haremshose. So fühle ich mich gut und wohl und akzeptiere auch mal das Kompliment "Sexy, Lisa!" – allerdings nur von der weiblichen Fraktion, meinem Mann und ausgewählten, männlichen Freunden. Alle anderen sollen sich von mir aus gehackt legen.

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Text: Lisa van Houtem

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